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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Freizeit wußte ich schon etwas anzufangen:
Ich würde diesen Schreiberling vom Littoral aufsuchen und ihm den Marsch
blasen.
    Ich nahm ein Taxi und fuhr nach Nizza zur
Redaktion des Käseblatts.
    Im Littoral erkundigte ich mich nach
Albert Deroy. Das war der Name des Enthüllungsjournalisten. Man sagte mir, ich
könne ihn in der Bar finden. Dort brauchte ich niemanden zu fragen. Das
Pickelgesicht erkannte ich auf den ersten Blick. Ohne weitere Umschweife ging
ich zum Angriff über.
    „Sie haben doch heute morgen das sensationellste
Foto Ihrer Karriere geschossen, stimmt’s?“ begann ich. „Sollte der Käse, den
Sie dazu verzapft haben, mich um die Früchte mehrerer Arbeitstage bringen,
werden Sie’s mir teuer bezahlen!“
    „Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Monsieur
Burma“, erwiderte er ungerührt. „Schön zu sehen, daß Sie so dynamisch sind, wie
erzählt wird. Wir zwei werden uns verstehen, das spür ich! Meine Arbeitsweise
ist eher amerikanisch. Wie finden Sie meinen Artikel?“
    „Ausgezeichnet... Ihrer Meinung nach. Ich sehe
das etwas anders. Kommissar Pellegrini übrigens auch. Hat das Gefühl, daß ich
meine Beziehungen spielen lasse, um einen Hampelmann aus ihm zu machen. Jede
Information oder Unterstützung von seiner Seite kann ich von jetzt an
vergessen. Und die Kriminellen dieser Gegend denken, ich blase zum großen
Halali und... Teufel nochmal!“ rief ich plötzlich und schlug dem Pickelgesicht
begeistert auf die Schulter. Er sah mich aus großen Augen an. Bevor er seinen
Mund auftun konnte, fuhr ich fort: „Sie werden verschwinden und mich im Regen
stehen lassen... bei diesem Wetter! Ich meine die Geldfälscher. Finden Sie
nicht, daß die Sache schon undurchsichtig genug ist, ohne daß jemand wie Sie
daherkommt und im trüben fischt? Geben Sie mir einen aus, ich bin’s nicht
gewohnt, mit trockener Kehle zu reden.“
    „Prima Idee!“ rief Deroy. „Sie sind mir ‘ne
komische Nummer! Man weiß bei Ihnen nie, wann Sie sich über einen lustig machen
und wann nicht.“
    „Eigentlich wollte ich Sie zur Sau machen. Doch
soeben hat’s bei mir aufgeblinkt. Fragen Sie nicht nach dem Grund, ich werd
Ihnen keinen nennen. Nur soviel: Vielleicht haben Sie mir mit Ihrer
amerikanischen Arbeitsweise einen Dienst erwiesen, ohne es zu wollen. Übrigens,
wer hat Sie auf die abseitige Idee gebracht, diesen dussligen Artikel zu
schreiben?“
    „Unser gemeinsamer Freund Marc Covet vom Crépu. Hab ihn neulich kennengelernt. Von ihm hab ich gehört, daß Sie sich hier an der
Côte aufhalten. Informationen sind im Moment keine zu kriegen. Also hab ich den
Pfadfinder gespielt. Schließlich müssen wir unseren Lesern was bieten, oder? So
ungefähr wußte ich, wie Sie aussehen. Genug, um Sie nicht zu verwechseln. Und
noch eins wußte ich: Es war zwecklos, Ihnen ein Interview vorzuschlagen. Sie
hätten mich zum Teufel gejagt. Also hab ich ein Foto gemacht und einen Artikel
geschrieben, der den Jungs von der Kripo die Zornesröte ins Gesicht treiben
sollte.“
    „Letzeres haben Sie geschafft“, sagte ich. „Pellegrini
kann man im Moment nicht mit der Kneifzange anfassen.“
    Ein Botenjunge stand an der Glastür, blickte
sich im Lokal um und kam auf uns zu.
    „Soll ich das in Ihr Büro bringen, Monsieur
Deroy?“ fragte er. „Es ist was über die Morde.“
    Der Journalist nahm die Agenturmeldung und
überflog sie. „Informationen über Ronald Kree“, sagte er dann. „Frisch von der
Kripo. Die haben einen Bericht von Scotland Yard erhalten. Kree ist ein
früherer Angestellter der Pariser Kanzlei von Harock, Harock and Harock,
London.“
    „Wann hat er die Kanzlei verlassen?“ erkundigte
ich mich. „In dem Bericht steht, vor etwa drei Jahren...“ Er zwinkerte mir zu. „Können
Sie damit was anfangen?“
    „Im Moment nicht.“
    Vergeblich tastete ich nach Covets Brief in
meiner Tasche. Ich hatte ihn Chevalme überlassen. Der Journalist gab mir durch
ein Grinsen zu verstehen, daß er verstand.
    „Hat’s wieder aufgeblinkt bei Ihnen?“ fragte er
verschwörerisch.
    „Vielleicht. Und jetzt, Monsieur Deroy, auf
Wiedersehn!“
    „Einen Augenblick! Gestatten Sie, daß ich ein
Foto von Ihnen mache? Gewissermaßen unter anderen Umständen als heute morgen...“
    „Von mir aus. Aber beeilen Sie sich. Übrigens,
falls Sie Vorhaben, morgen wieder einen Artikel über mich zu bringen... Nur
keine Hemmungen! Stellen Sie mich ruhig als As dar, als so was wie ‘ne höhere
Intelligenz. Aber lassen Sie

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