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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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wirklich schreckliche Enttäuschungen
erlebt haben! Nestor Burmas Untergang! Gibt es überhaupt irgendeinen Fall, den
Sie nicht mit Bravour gelöst hätten?“
    „Keinen einzigen! Dieser hier ist der erste.“
    „Einmal ist keinmal“, tröstete er mich.
    „Sehr witzig! Geben Sie mir mal die Flasche
rüber, ich muß mich daran festhalten.“
    Ich jammerte ihm noch eine Weile was vor, dann
verabschiedete ich mich. Er begleitete mich hinaus.
    „Wenn sich was Neues ergibt...“
    „...dann sind Sie der erste, den ich’s wissen
lasse. Aber im Augenblick... Null!“
    In einem Bistro trank ich zwei Pastis, um
den Weinbrandgeschmack zu verjagen. Dann rauchte ich mehrere Pfeifen, um den
Pastisgeschmack zu verjagen. Und dann ging ich essen, um die gesamte
Geschmacksmischung loszuwerden. Nach dem Essen nahm ich mir vor, anstatt dieses
oder jenes zu verjagen, das Wort wörtlich zu nehmen und mich auf die Jagd von
verbrecherischen Banknotenfälschern zu begeben. Aber das war eine entschieden
kniffligere Angelegenheit.
    Ich ließ meine grauen Zellen arbeiten und machte
mich dann auf den Weg zu Kommissar Pellegrini. Ich brauchte dringend seine
Únterstützung. Der Korse saß mißmutig in seinem Büro. Er machte ein Gesicht wie
drei Tage Regenwetter, und sein Akzent war korsischer denn je. In der Hand
hielt er eine Zeitung.
    „Freut mich, Sie zu sehen“, brummte er. Man
hätte das Gegenteil annehmen können! „Da Sie für Publicity sorgen, scheint ja
ein guter Ausgang des Falles nicht mehr weit! Gut für Sie, schlecht für uns.
Wollen Sie uns die Schau stehlen, Burma? Was soll dieses Affentheater?“
    „Eine andere Frage: Was soll diese Begrüßung?“
gab ich zurück. „Haben Sie ‘ne neue Rhetorik-Schule gegründet? Wollen Sie mir,
bitte schön, Ihren Anpfiff erklären?“
    „Mit ‘ner neuen Phrase oder mit diesem Foto
hier?“ Wütend knallte er die aufgeschlagene Zeitung auf den Tisch.
    „Verdammt!“ entfuhr es mir.
    Die erste Seite der Extraausgabe des Littoral zeigte mich in voller Aktion. Am rechten Fotorand war ein fliehendes Frauenbein
mit Schuh zu sehen. Das erinnerte mich an etwas. Überschrift und Text
verschlugen mir die Sprache.
     
    Was macht Nestor Burma an der Côte?
     
    Die Anwesenheit des berühmten Privatdetektivs
Nestor Burma läßt die Kriminellen in unserer Gegend zittern. Wieder einmal ist
Dynamit-Burma dabei, ein Geheimnis k.o. zu schlagen.
     
    Mit ausgesuchter Frechheit ließ sich der
Verfasser des Artikels über meine Person aus, so als hätten wir bei derselben
Amme an der Brust genuckelt. Ließ doch tatsächlich durchblicken, ich hätte ihm
ein Berufsgeheimnis anvertraut! Es sei nur noch eine Frage von Stunden, bis...
Dann nahm er die örtliche Polizei aufs Korn, deren, wie er schrieb,
     
    ... pure Unfähigkeit wir aus unserem
Berufsverständnis heraus einfach nicht verschweigen können, auch wenn wir
diesen Umstand zutiefst beklagen. Auf ihrer Habenseite kann sie z. Zt.
lediglich die Festnahme einiger kleiner Drogenhändler verbuchen. Doch was
bedeutet das schon angesichts der wichtigen Aufgabe, die sie zu lösen hat?
Nichts! Gott sei Dank befindet sich Nestor „Dynamit“ Burma in unserer Stadt. Verbrecherische
Geldfälscher und ihre Helfershelfer, die seit einigen Monaten ihr Unwesen
treiben, können sich noch lange nicht in Sicherheit wiegen! Wie immer hat
Monsieur Burma das letzte Wort. Eine alte Gewohnheit, der er auch diesmal treu
bleiben wird.
     
    „Da haben Sie’s mir aber gegeben“, knurrte
Pellegrini aufgebracht.
    „Ich habe nichts mit diesem Artikel zu tun“,
widersprach ich. „Ob sie mir glauben oder nicht, ist mir scheißegal. Doch eins
können Sie mir ruhig glauben: Der Lärm um meine Person behagt mir überhaupt
nicht! Diesem Papiertiger werd ich auf die Bude rücken. Immer läuft einem
irgend so’n Journalist zwischen den Beinen rum, wenn man in aller Ruhe arbeiten
will!“
    „In aller Ruhe?“ lachte der Kommissar hämisch. „Sagten
Sie: in aller Ruhe? Madonna!“
    Ich gab es auf, ihn von meiner Unschuld
überzeugen zu wollen. Genauso überflüssig war es, ihn um den Gefallen zu
bitten, den ich mir erhofft hatte. Er hätte mich todsicher zur Hölle geschickt,
direkt zu des Teufels Großmutter. Ich suchte das Weite.
    Meine Versuche, Hélène telefonisch zu erreichen,
kosteten mich ein halbes Vermögen und brachten nichts ein. Leclercq hatte sich
ebenfalls in Luft aufgelöst. Entmutigt beschloß ich, den Dingen ihren Lauf zu
lassen. Mit der soeben gewonnenen

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