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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Konsorten
beschäftigt. Sie wissen schon, die Testamentsvollstrecker der seligen Miss
Sutton. Waren das nicht auch die Anwälte von Madame Saint-Cernin?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Sind Sie dem Engländer vorher noch nie
begegnet? Zum Beispiel am Tag zuvor, in der Pergola ?“
    „Nein.“
    Da ich was Besseres vorhatte, als einsilbige
Antworten zu kassieren, verließ ich das gastliche Haus. Zufällig vergaß ich auf
dem Tisch die Ausgabe des Littoral mit dem für mich so schmeichelhaften
und für Pellegrini so vernichtenden Artikel.
    Ziemlich aufgeregt ging ich ins Hôtel du Cirque
zurück.

12

Der
Mann an der Spritze
     
    Der Briefumschlag, den ich in Händen hielt, war
alles andere als luxuriös. Das schlechte Papier war voller Wasserflecken, eine
Ecke wies Spuren eines Rostflecks auf.
    Ich wollte ihn gerade öffnen, als auf dem Flur
Schritte zu hören waren. Jemand blieb vor meiner Tür stehen und klopfte an. Ich
schob den Brief schnell in meine Tasche und rief „Herein!“ Der Mann, der leicht
schwankend meiner Aufforderung nachkam, war André Milandre.
    Ein neu erworbener Panamahut schützte seine
kurzsichtigen, vor Neugier funkelnden Augen vor der Sonne. In seinem Mundwinkel
hing eine Gitane. Er trug einen leichten Golfanzug. Aufgeregt schlug er
auf die Ausgabe des Littoral in seiner Hand.
    „Na, Burma“, rief er, „Sie können mir nichts
mehr vormachen! Anscheinend wissen Sie mehr, als Sie heute morgen zugeben wollten,
was? Sie werden also bald den Schlußpunkt setzen... Kann man schon mal einen
Vorgeschmack kriegen?“
    „Na ja, alles ist noch nicht auf den Punkt
gebracht“, gab ich ausweichend zur Antwort.
    Er setzte sich und machte ein erwartungsvolles
Gesicht. In diesem Augenblick wurde ich ans Telefon gerufen. Ich ging nach
unten.
    „Hallo!“ meldete sich eine unbekannte,
aufgeregte Stimme mit unverkennbar einheimischem Akzent. „Monsieur Burma? Hören
Sie, es geht um einen Unfall vor meinem Haus... Hélène Chatelain... Hab Ihre
Adresse in der Tasche der jungen Frau gefunden. Sie verlangt nach Ihnen... Ist
ziemlich schlimm...“
    „Ein Unfall? Was ist denn passiert?“
    „Na ja, Monsieur... äh... Kein richtiger
Unfall... Ich meine, der Wagen hätte ausweichen können... Hat aber nichts..
    „Von wo aus telefonieren Sie?“
    „Vom Unfallort, aus meinem Haus. Le Mas des
Merles, neben La Napoule ... Meine Frau ist bei ihr... Kommen Sie,
Monsieur! Kommen Sie schnell!“
    „Ja“, sagte ich, „ich komme.“
    Ich legte auf und rief das Hauptkommissariat an.
    „Könnten Sie zwei Männer zum Mas des Merles schicken, gleich neben La Napoule ?“ fragte ich Pellegrini.
    „Zum Schwimmen?“ lachte der Korse. „Tut mir
leid, aber noch steht die hiesige Polizei nicht unter dem Kommando von Monsieur
Nestor Burma. Und außerdem sind wir ja völlig unfähig! Wenden Sie sich doch an
Ihre Freunde bei der Zeitung!“
    Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, legte er auf.
Die journalistische Heldentat von Albert Deroy trug immer noch Früchte. Alles
hat eben zwei Seiten. Dies hier war die schlechte.
    „Sie sehen besorgt aus“, stellte Milandre fest,
als ich in mein Zimmer trat.
    Ich erzählte ihm von Hélènes Unfall.
    „Welche Hélène?“ fragte er naiv.
    „Hélène Chatelain, meine Sekretärin.“
    Er bog sich vor Lachen.
    „Diese Schlauberger!“ rief er. „Denen ist wohl jeder
Trick recht, um Sie zur Abreise zu bewegen! Wirklich, ein übler Scherz...“
    „Hélène ist hier in Cannes“, unterbrach ich
seinen Heiterkeitsausbruch.
    „Das muß einem doch gesagt werden.“ Dédé wurde
mit einem Schlag wieder ernst. „Wenn das so ist... Was denn für ein Unfall?“
    „Keine Ahnung.“
    „Ratlos?“
    „Etwas schon. Sie hatte nichts für mich zu
erledigen. Kann sein, daß sie was Merkwürdiges entdeckt hat... was ihr schlecht
bekommen ist... Ich werd mal hinfahren.“
    Milandre rührte sich nicht von seinem Stuhl.
    „Sie können sich doch vorstellen, daß an der
Sache was faul ist“, sagte er. „Ich an Ihrer Stelle wäre vorsichtig..
    „Ich kann mir weniger vorstellen, als Sie
glauben. Und genau das beunruhigt mich. Ich muß sehen, was da los ist.“
    „An Ihrer Stelle...“ begann er wieder.
    „Auf Wiedersehn!“
    Ich setzte meinen Hut auf und ging hinaus.
    „Warten Sie!“ rief er mir hinterher. „Ich fahre
Sie hin. Unten steht mein Wagen.“
    „Wenn’s Ihnen nichts ausmacht... Vielleicht
brauche ich Sie vor Ort. Sie kennen die Gegend hier.“
    „Ja, ich kenne den Mas des Merles.

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