Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
können einfach hier aufkreuzen und …«
»Ich bin noch nicht fertig, Mr. Wickham. Hope ist auf das Angebot nicht eingegangen. Was eigentlich niemanden überraschen dürfte, nachdem Ihr Sohn sie so schäbig behandelt und nach Strich und Faden belogen und betrogen hat. Ihr vor diesem Hintergrund die Rolle einer Geliebten anzubieten, stellt eine Beleidigung dar.«
»Was zwischen ihr und meinem Sohn war oder möglicherweise ist, geht nur die beiden etwas an.«
»Zwischen ihnen läuft ganz sicher nichts, und das wissen Sie vermutlich genau.« Ryder sah es ihm in der Tat deutlich an. »Nur ist es leider keine private Angelegenheit mehr. Heute früh fuhr nämlich Ihre Schwiegertochter, die völlig durchgedreht wirkte, in ihrem schicken Sportwagen bei uns vor und benahm sich ausgesprochen ausfallend. Wofür es außer mir eine Reihe anderer Zeugen gibt. Sie hat Hope bedroht und wilde Anschuldigungen gegen sie erhoben. Offensichtlich denkt sie, dass Hope nach wie vor interessiert an Jonathan sei, beziehungsweise wieder etwas mit ihm angefangen habe. Wie sie darauf kommt, ist mir ein Rätsel. Vermutlich steht dahinter die Erkenntnis, dass ihr Mann sie betrügt. Frauen scheinen für so etwas ja einen untrüglichen Riecher zu haben. Allerdings liegt sie bezüglich Hope völlig falsch. Was Ihre Schwiegertochter bedauerlicherweise nicht glauben wollte. Sie ging sogar so weit, Hope tätlich anzugreifen und zu verletzen. Auch dafür gibt es Zeugen, weil sich das Ganze draußen abspielte. Erst als wir unsererseits mit der Polizei drohten, ist sie endlich gegangen.«
»Setzen Sie sich, Mr. Montgomery«, bat Wickham jetzt in ernstem Ton.
»Danke, ich bleib lieber stehen.«
»Gerald.«
Wickham winkte seinem Wachmann, den Raum zu verlassen, erhob sich von seinem Platz, trat ans Fenster und blickte hinunter in den Hof.
»Es ist mir nicht angenehm, mit Ihnen über meine Familie zu sprechen. Deshalb werde ich nur so viel sagen, dass ich keinen Grund sehe, Ihnen nicht zu glauben.«
»Gut, das erspart uns Zeit.«
»Waren Sie bei der Polizei? Haben Sie sie angezeigt?«
»Noch nicht.«
»Was wollen Sie?«
»Was ich am liebsten möchte, verschweige ich wie Sie. Aber ich gebe mich zufrieden mit der Zusage, dass keiner der beiden je wieder unser Hotel betritt oder sich in Hopes Nähe wagt. Auch Belästigungen per Telefon oder E-Mail verbitte ich mir. Und falls mir zu Ohren kommen sollte, dass einer der beiden bösartige Lügen über sie verbreitet, die ihre private wie berufliche Integrität beschmutzen, dann werden wir uns erneut sprechen, und ich würde mich zudem gezwungen sehen, zu radikaleren Maßnahmen zu greifen. Was am Ende auch für Ihr renommiertes Hotel nicht sonderlich günstig wäre. Wenn Sie hingegen dafür sorgen, dass wir künftig in Ruhe gelassen werden, sind wir quitt.«
»Ich gebe Ihnen mein Wort.« Grimmig drehte er sich um, und Ryder nahm das erzürnte Blitzen in den blauen Augen wahr. »Weder mein Sohn noch seine Frau werden Hope ein weiteres Mal behelligen. Ich bedauere zutiefst, dass es überhaupt dazu gekommen ist.«
»Also gut. Ich vertraue Ihrem Wort. Trotzdem warne ich Sie: Sollten Jonathan oder seine Frau sich nicht daran halten, werde ich den beiden solchen Ärger machen, dass ihnen Hören und Sehen vergeht.«
»Verstehe.« Wickham nahm eine Visitenkarte vom Tisch, schrieb etwas auf die Rückseite und hielt sie Ryder hin. »Das hier ist meine Privatnummer. Ich bitte Sie, mich anzurufen, falls es zu weiteren unerwünschten Zwischenfällen kommt. Und glauben Sie mir, Mr. Montgomery, der Ärger, den die beiden in diesem Fall mit mir bekommen, wird deutlich größer sein.«
»In Ordnung, danke.« Ryder steckte die Visitenkarte ein.
»Ich werde Gerald bitten, Sie zur Tür zu begleiten.«
»Ich finde alleine raus. Lassen Sie uns hoffen, dass ich nicht noch einmal kommen muss.«
Ryder kämpfte sich durch den Verkehr zurück in Richtung Boonsboro und atmete erleichtert auf, als er die ersten Berge sah.
Sicher hatte er das Richtige getan und war überzeugt, dass der alte Wickham sein Versprechen halten würde. Bestimmt würde er Mittel und Wege finden, sie im Zaum zu halten, denn vermutlich war Jonathan finanziell keineswegs unabhängig von seinem Vater. Und dass dem Senior die ganze Geschichte mehr als unangenehm war, das hatte er seinem Gesicht überdeutlich angesehen. Wobei der Zorn am Ende nicht mehr ihm, sondern dem Sohn gegolten hatte.
Er bog vom Highway auf die vertraute, gewundene Straße ab, die
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