Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
zurück zum Hotel.
»Aus dieser Frau soll man schlau werden«, murmelte er vor sich hin und wandte sich an seinen Hund. »Mach einfach ein Nickerchen. Ich bin bald zurück.«
Er ließ seinen Pick-up auf dem Parkplatz stehen und ging hinüber ins Vesta, wo Owen und Beckett bereits auf ihn warteten.
Unterdessen richtete Hope alles für einen gemütlichen Abend mit ihren Freundinnen her. Käse, Salzgebäck und Obst, Wein für sich und Avery, frische Limonade für die schwangere Clare, die in diesem Augenblick das Haus betrat. »Hier drüben«, rief sie in den Flur.
Sie schenkte Limonade in ein eisgefülltes Glas und reichte es der Freundin. »Willkommen zu unserem ersten offiziellen Frauenabend im BoonsBoro Inn.«
Clare seufzte. »Die Aussicht darauf hat verhindert, dass ich heute irgendwann schreiend zusammengebrochen bin. Im Laden war der Teufel los. Alles wieder okay bei dir?«
»Ja, bestens, sobald Avery auftaucht, erzähl ich euch alles. Wo bleibt sie denn?«
»Sie musste noch irgendwas erledigen. Warum hast du uns nicht angerufen, sobald der blöde Jonathan den ersten Gucci-Slipper über deine Schwelle gesetzt hat?«
»Es waren keine Guccis, sondern Ferragamos. Und außerdem hat er mich völlig überrumpelt – am Ende ist er allerdings mit eingezogenem Schwanz abgezogen.«
»Avery sagt, er hätte dir allen Ernstes vorgeschlagen, nach Georgetown zurückzukehren und wieder etwas mit ihm anzufangen.« Clares blonde Haare, meist zu einem praktischen Pferdeschwanz gebunden, fielen lang und schmeichelnd auf ihre Schultern. »Ich konnte ihn von Anfang an nicht wirklich leiden, dann begann ich ihn zu hassen, und inzwischen würde ich ihm liebend gerne eins mit einer Schaufel überbraten und ihm Untreues Arschloch auf den Hintern tätowieren«, sagte Clare und ließ sich schwerfällig auf das Sofa fallen.
»Greif zu, statt dich weiterhin zu ärgern.«
»Ich tu kaum noch was anderes.« Clare stieß einen Seufzer aus. »Inzwischen esse ich den ganzen Tag. Wenn ich einmal angefangen habe, kann ich einfach nicht mehr aufhören.«
»Schließlich musst du ja für drei essen.«
»Wenn ich so weitermache, wiege ich am Ende sicher hundertfünfzig Kilo. Eigentlich ist es mir egal. Setz dich und leiste mir beim Essen Gesellschaft, damit ich mir nicht ganz so verfressen vorkomme.«
»Ich warte noch auf Avery, bevor ich es mir gemütlich mache.«
Es war ein Vorwand, denn in Wirklichkeit war Hope viel zu kribbelig, um ruhig zu sitzen. Zu deutlich war noch die Erinnerung an das Gefühl seiner Lippen auf ihren und an die Erregung, die von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte. Deshalb schenkte sie sich erst mal ein Glas Weißwein ein und füllte gleich ein zweites, als sie Avery kommen hörte.
»Himmel! Irgendwas ist immer los.« Avery nahm ihr Glas und trank einen großen Schluck. »In Ordnung, jetzt will ich alles über diesen Widerling hören. Mhm, Himbeeren.« Sie schob sich zwei in den Mund und warf sich neben Clare auf die buttergelbe Ledercouch, zog den Clip aus ihrem Haar und schüttelte es. »Du musst uns die ganze Geschichte haarklein berichten.«
Endlich setzte sich auch Hope und begann zu erzählen. Ungläubig und mit wachsender Empörung hörten die beiden Freundinnen zu.
»Wie kann ein halbwegs intelligenter Mann nur so dämlich und so borniert sein?«, fiel Clare ihr irgendwann ins Wort. »Er hat dich auf der ganzen Linie falsch eingeschätzt – und das nach drei Jahren Zusammenleben. Außerdem ist es eine Frechheit zu unterstellen, dass du hier nicht glücklich sein kannst.«
»Wisst ihr was? Als er das sagte, da wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie glücklich ich mich hier fühle. Ich bin genau an dem Ort, wo ich sein will, tue genau das, was ich tun möchte, und habe obendrein noch euch beide in meiner Nähe.«
»Er ist einfach ein Widerling«, murmelte Avery.
»Genau«, pflichtete Hope bei, »aber es kommt noch besser.«
Als die Freundinnen dann von Jonathans »Angebot« erfuhren, schnappte Clare entsetzt nach Luft, während Avery endgültig der Kragen platzte. »Er bildet sich anscheinend allen Ernstes ein, dass er dich wie eine Nutte behandeln kann – denn nichts anderes tut der Kerl. Das müsste man ihm irgendwie heimzahlen«, rief sie, und ihre Augen funkelten wild.
»Ignorieren ist besser.« Hope lächelte angesichts des heftigen Gefühlsausbruchs. »Es kränkt ihn mehr, wenn keine Reaktion erfolgt. Und deshalb bin ich weder ausfallend noch handgreiflich geworden, sondern habe ihn – um
Weitere Kostenlose Bücher