Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
zurück, während Brian sich freudig bereit erklärte, Dexter nach Winterbrook zu lotsen.
In der Tat, dachte sie und sah sich im Laden um, verlief der ganze Abend wirklich großartig. Sehr viel besser, als sie je gehofft hätte. Vielleicht würde Francesca’s Fabulous Frocks wirklich zum Wochenende eröffnen.
Die Tür klapperte und schwang dann auf, wobei ein weiterer eisiger Windstoß hereinfuhr.
»Hallo, Schätzchen. Bin ich zu spät dran?« Eine mollige und etwas durchnässte Gestalt, gehüllt in einen voluminösen Regenmantel mit riesiger Kapuze über der blumenkohlartigen Dauerwelle, schwankte auf lächerlich hohen Leopardenfell-Schuhen in den Laden. »Weder für Geld noch für gute Worte war ein Taxi zu bekommen. Liegt an diesem Wetter, weißt du? In einer solchen Nacht will jeder ein Taxi. Aber jetzt bin ich ja hier. Ich bin Maisie, Schätzchen. Maisie Fairbrother.«
»Ach ja. Brian sagte, dass du unterwegs bist. Nein, natürlich kommst du nicht zu spät.« Frankie zog die Tür weit auf. »Es ist schön, dich kennenzulernen, und wirklich nett, dass du deine Hilfe anbietest. Komm herein, und ich mache dich mit meiner Helferschar bekannt.«
Maisie Fairbrother streifte die Kapuze des Regenmantels ab und trat ein.
Und schrie auf.
Unterhaltungen verstummten. Gelächter erstarb. Gekicher verebbte. Jeder unterbrach, was er gerade tat, und starrte zu Maisie und Frankie am Eingang hinüber.
»Geht’s dir nicht gut?«, fragte Frankie besorgt. »Was ist denn los?«
»Oooh«, Maisie schnappte nach Luft und legte mit dramatischer Geste den Handrücken an die Stirn. »Ach, also wirklich … mir ist, als würde ich gleich ohnmächtig, Schätzchen. Ganz schwindlig ist mir. So geht das immer …«
Das, nahm Frankie an, war wohl das Problem, auf das Brian angespielt hatte. Na toll. Vielleicht hatte Maisie eine Einkaufs-phobie oder so?
»Soll ich dir einen Stuhl bringen? Ein Glas Wasser?«
Maisie schüttelte schwach den Kopf. »Nein, nein … Das hilft gar nichts. Ach, also wirklich, kannst du sie denn nicht sehen, Schätzchen? Es sind so viele. Sie sind überall.«
War das ein Fall von Agoraphobie?, überlegte Frankie. Der mit Leuten vollgestopfte Laden musste diese Panikattacke ausgelöst haben. Maisie lehnte noch immer Halt suchend am Türrahmen.
»Die Leute?« Beunruhigt sah sie Maisie an. »Nun ja, aber das sind alles Freunde. Sie sind alle hier, um zu helfen.«
»Das weiß ich.« Maisies Stimme war nur noch ein Flüstern. »Das ist es nicht, wovon ich spreche, Schätzchen. Ach, das ist wirklich unglaublich.«
Vollkommen ratlos und Brian im Stillen dafür verfluchend, dass er gegenüber Maisie, die eindeutig nicht alle Tassen im Schrank hatte, die Entrümpelung überhaupt nur erwähnt hatte, tätschelte Frankie Maisies feuchte Schultern. »Entschuldige, ich weiß nicht genau, was los ist. Hast du ein Problem mit Menschenmengen? Soll ich jemanden bitten, dich nach Hause zu bringen, wenn du nicht gern unter so vielen Leuten bist?«
Maisie schüttelte den Kopf, wimmerte und sackte noch weiter in sich zusammen.
»Vielleicht eine schöne Tasse Tee?« Frankies Repertoire an Fürsorglichkeiten erschöpfte sich zusehends. Und alle anderen gafften noch immer sprachlos. Irgendwer musste doch wohl eine Erste-Hilfe-Ausbildung haben oder so was? »Eine Tasse Tee mit viel Zucker? Und dann bringen wir dich von all diesen Leuten fort, okay?«
»Es ist nicht die Menschenmenge, die mir zu schaffen macht.« Maisie seufzte leise, die Augen geschlossen und noch immer in der dramatischen Pose mit dem Handrücken am zurückgeworfenen Kopf. »Es sind nicht die Lebenden hier drin, Schätzchen. Die stören mich nicht. Die machen mir nichts aus.«
»Nicht? Ach, gut.«
Maisie machte die Augen auf. »Nein Schätzchen, die nicht. Es sind nicht die Lebenden, Schätzchen. Es sind die Toten. Geister, Schätzchen. Es wimmelt nur so davon in diesem Geschäft.«
6. Kapitel
Verflixt noch mal, dachte Frankie. Das hat mir gerade noch gefehlt.
Mit leisem Stöhnen schloss Maisie, die noch immer mit dem Rücken an der Tür lehnte, wieder die Augen und glitt langsam zur Seite.
»Sie ist ohnmächtig!« Mit wilden Blicken sah Frankie in die Runde der noch immer gaffenden Schar im Laden. »So tu doch einer was, bitte!«
»Ach, das passiert Maisie öfters mal. Ich sagte doch, sie hat so ihre Probleme.« Noch immer Kartons schleppend kam Brian auf sie zugestapft, ließ seine Last auf einen Haufen fallen und drängte Frankie beiseite. Er packte
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