Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
Ähm, suchen Sie etwas für, äh, eine Dame?«
Der Mann schüttelte den Kopf.
Na toll, dachte Frankie, ich habe Kingston Dapples einzigen Transvestiten-Opa vor mir.
»Nun«, sagte sie unbekümmert, »Sie werden hier bestimmt etwas Passendes finden. Morgen.«
»Ich weiß, was ich will.« Der alte Mann durchquerte den Laden und strahlte sie mit zahnlosem Lächeln an. »Ich habe es schon gefunden.«
»Oh, gut«, sagte Frankie und gab sich alle Mühe, nicht loszuprusten.
Nun, sie wünschte sich doch schließlich Kundschaft, nicht wahr? Da stand es ihr wohl kaum an, über deren Vorlieben die Nase zu rümpfen. Und außerdem war YaYa, der beste Freund ihrer Freundin Clemmie, bei einer Dragqueen-Truppe und hatte versprochen, alle seine, äh, ihre Transvestiten-Freunde mitzubringen, um bei Francesca’s Fabulous Frocks etwas Schönes zu kaufen. Auf einen mehr – auch wenn er steinalt war – kam es nun wirklich nicht an.
»Sehr schön«, sagte Frankie fröhlich, drehte sich um und machte die Tür wieder auf. »Also, kommen Sie auch bestimmt schön früh, damit kein anderer es kauft.«
»Ach ja, Spätzchen. Das mache ich. Ich bitte nochmals um Verzeihung, dass ich Sie erschreckt habe. Vielen Dank.«
Wie ein kalter stahlgrauer, alles verhüllender Schleier waberte der Nebel in den Ladenraum.
»Gehen Sie vorsichtig – oh, Sie sind ja schon gegangen.«
Frankie spähte auf den Marktplatz hinaus. Wie auch die wenigen anderen Einkäufer an diesem düsteren Nachmittag war der alte Mann in den dick wogenden Dunstschwaden verschwunden. Frankie hoffte, dass er nicht weit zu gehen hatte. Es war wirklich schrecklich düster.
Noch immer vor sich hin lächelnd schloss sie die Tür ab, drehte das Radio an und machte sich an die Preisetiketten.
»Oh nein – bring mich nicht zum Lachen!«, rief Lilly später an diesem Abend kichernd, als sie in Frankies mit reichlich Rüschen verziertem rosa und lila Schlafzimmer auf Frankies mit reichlich Rüschen verziertem rosa und lila Bett hockte, und riss eilig den Mascara-Stift von den falschen Wimpern. »Sonst steche ich mir noch ein Auge aus!«
»Das war überhaupt nicht lustig«, murmelte Frankie und wurstelte sich müde in ihre mit Blütenzweigen verzierte Cath-Kidston-Pyjamahose. »Mir war ganz und gar nicht nach Lachen zumute. Im ersten Moment hat er mich zu Tode erschreckt.«
»Na klar«, gluckste Lilly und begutachtete ihr Augen-Make-up im Spiegel. »So was kann auch nur dir passieren. Dein erster Kunde ist eine Rentnerversion von Eddie Izzard.«
»Ich weiß. Aber er war wirklich süß, und es war ihm offenbar überaus peinlich, an einem Ort zu sein, wo er nicht hätte sein sollen.« Frankie gähnte und räkelte sich. »Ich hoffe doch sehr, dass er morgen früh wiederkommt. Wenn er ein Kleid gefunden hat, das er haben möchte, wäre es jammerschade, wenn er es nicht bekäme.«
»Ja, das wohl schon. Und du«, Lilly stand auf, um Lipgloss aufzutragen, »solltest mehr auf Sicherheit achten. Also wirklich, einfach die Tür offen lassen! Jennifer sagt …«
»Ich bin nur kurz mit einer Tasse Kaffee ein paar Schritte über den Marktplatz zu Dexter gegangen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass irgendjemand das Geschäft betreten könnte.«
»Nun, daran hättest du aber denken sollen.« Lilly wirbelte unter den zahlreichen rosa und lila schimmernden Lichterketten, die Frankies Boudoir-Schlafzimmer schmückten, umher. »Du kannst von Glück sagen, dass es nur ein alter Gentleman-Crossdresser war. Es hätte auch eine Horde Kapuzenkerle sein können. Man hätte dir all deine Ware stehlen und obendrein noch das ganze Geschäft kurz und klein schlagen können.«
»Sag doch so was nicht!« Schaudernd kuschelte sich Frankie unter die weiche Daunendecke in einem mit reichlich Rüschen verzierten violetten Satinbezug. »Ach du meine Güte, ich bin total erledigt. Bitte, bitte lass mich morgen früh nicht verschlafen. Wir müssen um halb acht im Geschäft sein. Wenn meine Wecker und das Telefon nicht aufhören zu klingeln, dann weckst du mich doch hoffentlich?«
»Falls ich morgen früh zu Hause bin.« Lilly machte große Augen. »Ich hab ein heißes Date.«
»Ach Gott – tatsächlich? Aber es ist doch schon nach elf.« Schläfrig beäugte Frankie Lilly in ihren allerengsten Jeans, ihrem allerknappsten Oberteil und ihren allerhöchsten Absätzen. »Mir hätte wohl auffallen müssen, dass du dich nicht zum Schlafengehen herrichtest. Wo willst du denn hin?«
»Ins Rinky-Dink. Dort
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