Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
geht es ab Mitternacht erst so richtig los.«
»Ja, mag schon sein. Also, fahr vorsichtig bei diesem Nebel und amüsier dich gut. Dein Durchhaltevermögen möchte ich haben.«
Lilly zog die Nase kraus. »Du arme alte Schachtel. Muss ja schrecklich sein, wenn man auf die dreißig zugeht.«
»Davon bist du auch nicht mehr so weit entfernt«, meinte Frankie schläfrig und ließ den Kopf in die weichen Kissen sinken. »Ach, herrlich. Und, wer ist heute Abend der Glückliche? Kenne ich ihn?«
»Aber natürlich kennst du ihn«, kicherte Lilly. »Es ist Dexter.«
8. Kapitel
Und selbstverständlich, dachte Frankie am nächsten Morgen, war ja wirklich nichts dabei. Lilly und Dexter waren beide flirtfreudig und flatterhaft und für jeden Spaß zu haben. Keiner von beiden war auf der Suche nach der großen Liebe oder gab vor, auf eine feste Bindung aus zu sein – konnte wahrscheinlich nicht einmal das Wort buchstabieren –, sie passten doch wunderbar zusammen.
Es war ja schließlich nicht so, dass sie selbst an Dexter irgendwie interessiert gewesen wäre. Oder er an ihr. Außerdem hatte er nicht nur durch sein schnelles Rendezvous mit Lilly, sondern auch mit seinem »speziellen Heimservice« bewiesen, dass er genau das war, wofür sie ihn von Anfang an gehalten hatte: ein unbezähmbarer, unverbesserlicher, unwiderstehlicher Schürzenjäger.
Unter diesen Bedingungen war es für ihr Selbstwertgefühl und ihr Seelenheil – ganz zu schweigen von der Unversehrtheit ihres gerade erst wieder verheilten Herzens – sehr viel besser, wenn sie einfach nur Freunde waren. Und folglich, dachte sie, während sie herumtigerte und nervös immer wieder die Inneneinrichtung von Francesca’s Fabulous Frocks inspizierte, machte es doch überhaupt nichts, dass Dexter Lilly aufgefordert hatte, mit ihm auszugehen, und nicht sie.
Nein, natürlich nicht … und auch wenn er sie selbst gefragt hätte, wäre sie ja sowieso nicht mitgegangen, oder etwa doch? Nein, natürlich nicht – also, wahrscheinlich eher nicht …
Frankie wanderte durch den Laden und schob alle Gedanken an Dexter in Verbindung mit Lilly oder Frauen im Allgemeinen beiseite und hakte im Geiste ihre Checkliste ab. Jeder Quadratzentimeter glänzte. Die Kleider hingen ordentlich auf ihren Bügeln und waren alle mit Preisen ausgezeichnet. Dann kamen die Beleuchtung – Strahler und Dimmer, nach oben und unten gerichtete Stehlampen – und die Stereoanlage. Alles bestens. Michael Bublé säuselte sanft aus allen Ecken, und die Parfümzerstäuber erfüllten den Raum mit Wölkchen von Sommerwiesenduft.
Okay. Frankie trat zurück und holte tief Luft. Jeder Punkt tipptopp. Es war kurz vor acht. Alles war bereit. War sie es auch?
Sie begutachtete sich selbst noch einmal in einem der hohen Standspiegel. Mit ihrer äußeren Erscheinung nie so ganz zufrieden hatte sie sich für diesen Vormittag besonders große Mühe gegeben. War schon in Ordnung. Das kobaltblaue Rollschuh-Kleid aus den Siebzigerjahren stand ihr gut. Und die dunkelblaue Strumpfhose und hohen Stiefel ließen ihre langen Beine sogar noch länger erscheinen. Sah sie aus wie die Inhaberin einer Boutique? Frankie kicherte vor sich hin. Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls fühlte sie sich überhaupt nicht so.
Sie war ihren beiden Weckern und dem Telefon zuvorgekommen und schon gegen sechs Uhr morgens aufgestanden, um sich fertig zu machen. Und ja, bevor sie aus dem Haus gegangen war, hatte sie einen kurzen Blick in Lillys Schlafzimmer geworfen. Nur um sich zu vergewissern, dass Lilly sicher nach Hause gekommen war. Natürlich nicht, um nachzusehen, ob Dexter ihr Bett teilte. Kein Gedanke!
Und Lilly, allein in ihrem minimalistischen Messingbett, hatte sie über den Rand der weißen Daunendecke hinweg mit aufgerissenen Augen angestarrt und gesagt, sie stünde gleich auf, war jedoch im nächsten Augenblick prompt wieder eingeschlafen.
Also … in einer halben Stunde würde Frankie Francesca’s Fabulous Frocks zum allerersten Mal für die Kundschaft öffnen. Sie freute und fürchtete sich zugleich.
An Rita und Ray hatte sie Pläne und Fotos der renovierten Räumlichkeiten gemailt und begeisterte Antworten sowie eine riesige griechische Glückwunschkarte erhalten. Auch hatten ihre Freundinnen versprochen, bis spätestens neun Uhr da zu sein, um ihr zu helfen. Jetzt war nichts weiter mehr zu tun, als abzuwarten, ob an diesem kalten, grauen, nebligen Morgen wirklich irgendwelche Kunden auftauchen würden.
»Hi.« Dexter, der
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