Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
Phoebe wie auch Slo eine Wohnung hatten. Normalerweise brauchte man etwa zehn Minuten, um von Kingston Dapple nach Hazy Hassocks zu fahren, doch in dieser Nacht war es, wie mit verbundenen Augen zu fahren. Es war zutiefst beängstigend gewesen, die Straßenmarkierungen nicht sehen zu können und zeitweise nicht einmal die Straße selbst.
Noch immer zitternd schloss sie den Mini sorgfältig ab, umrundete die diversen Autos, die auf der Zufahrt parkten, und drückte auf den Klingelknopf mit der Aufschrift Motion & Rivers direkt unter dem von Lancaster und Bowler. Aus dem Obergeschoss hörte man gedämpfte Rockmusik von AC/DC.
Natürlich, dachte sie, im eiskalten Nebel heftig bibbernd, war das alles reiner Unsinn. Der gute Slo würde sie auslachen, und dann dürfte sie auch noch durch den schlimmsten Nebel, den es in Berkshire seit Jahren gegeben hatte, den ganzen Weg nach Kingston Dapple zurückfahren. Ja hatte sie denn völlig den Verstand verloren? Sie hätte doch wenigstens bis zum nächsten Morgen warten können und …
»Hallo, Liebes.« Essie Rivers, über achtzig und noch immer schön, öffnete in einem sehr hübschen taubenblauen Morgenmantel und mit zahlreichen wehenden Tüchern um die hochgebundenen Haare die Tür und lächelte sie an. »Die junge Phoebe hat heruntertelefoniert und gesagt, dass du auf dem Weg zu uns bist. Komm nur rein und wärm dich auf. Was für eine scheußliche Nacht.«
Frankie sah Essie verlegen an. »Oh nein – Entschuldigung. Sie sind schon dabei, ins Bett zu gehen. Ich will Sie nicht stören.«
»Unsinn.« Essie lotste sie in die einladende, pfirsichfarben beleuchtete Diele. »Ich nehme nur eben ein Bad, um danach noch einen schönen Film mit George Clooney anzuschauen. Häng deinen Mantel hier an den Haken, sonst wärmt er dich nicht, wenn du wieder ins Freie gehst.«
Frankie legte Mantel und Schal ab, und nachdem sie sich mit den Reißverschlüssen ihrer hohen Stiefel abgemüht hatte, streifte sie diese von den Füßen und ließ sie neben der Wohnungstür stehen.
Essie schüttelte den Kopf. »Die Stiefel auszuziehen wäre nicht nötig gewesen – du solltest mal sehen, was Slo immer an Schmutz hereinträgt. Ich habe ein paar Sandwiches gemacht und eine Kanne Kaffee ins Wohnzimmer gestellt. Slo erwartet dich, Liebes. Nur hinein mit dir.«
»Danke, aber …«
»Nichts aber.« Mit freundlichem Lächeln öffnete Essie die Wohnzimmertür. »Geh du nur und unterhalte dich mit Slo, während ich ein ausgiebiges Schaumbad genieße. Vielleicht bis später, falls du dann noch hier bist, Liebes.«
»Ja, ja … vielen, vielen Dank.«
Das Wohnzimmer mit einem echten Kaminfeuer war warm und gemütlich, lange weinrote Samtvorhänge schlossen die neblige Nacht aus, und der Raum war mit rot beschirmten Tischlampen sanft beleuchtet.
»Hallo, Mr Motion.« Trotz ihrer Zweifel, ob dieser Besuch sinnvoll war, sah Frankie sich erfreut um. »Ach, was für ein schönes Zimmer.«
»Nett, dich wiederzusehen, Frankie. Und sag doch bitte Slo zu mir. Bei Mr Motion komme ich mir ja richtig alt vor. Danke auch für das Kompliment, Kleines. Meine Essie versteht es wirklich, ein Heim heimelig zu machen.« Slo, der in einem tiefen Sessel mit zahlreichen Kissen vor der auf dem Bildschirm erstarrten Anfangsszene von Ocean’s Eleven gesessen hatte, erhob sich. »Komm rein und wärm dich auf.«
Frankie seufzte behaglich, als ihr wärmer wurde, und tappte zum Kaminfeuer, wo sie die Hände ausstreckte. »Es tut mir schrecklich leid, wenn ich Ihre Abendgestaltung durchkreuze. Ich hätte bis morgen warten …«
»Du durchkreuzt überhaupt nichts.« Slo deutete auf den Bildschirm, wo George Clooney stumm, aber gut aussehend bereitstand, in Aktion zu treten. »Wir haben Sky plus, weißt du. Ganz raffiniert. Kann jederzeit losgehen, wenn Essie aus dem Bad kommt. Jetzt mach es dir in dem Sessel da gemütlich und nimm dir ein Sandwich, während ich Kaffee eingieße. Käse mit Chutney. Ist dir das recht?«
»Fantastisch.« Frankie sank in die bauschigen Kissen und beäugte gierig den kleinen Berg dicker Sandwiches auf dem Beistelltisch. »Ich dachte eigentlich, ich hätte keinen Hunger, aber jetzt kommt es mir vor, als hätte ich den ganzen Tag nichts gegessen.«
»Gutes Kind. Ich sehe es gern, wenn ein Mädel ordentlich Appetit hat.« Slo häufte Sandwiches auf zwei Teller und füllte zwei Becher mit Kaffee. »Jetzt lang zu und erzähl mir mal, worum es denn geht.«
»Also«, nuschelte Frankie mit einem Mund
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