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Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)

Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)

Titel: Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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Fernseher wurde, wie auch schon zu Zeiten ihrer Eltern, immer erst zu den Sechs-Uhr-Nachrichten angeschaltet, wenn Cherish von einem Tablett auf dem Schoß ihr Abendessen aß. Das Tablett auf dem Schoß war eine gewagte Neuerung gewesen, die sie nach dem Tod ihrer Eltern eingeführt hatte. Als sie noch gelebt hatten, hatten sie bei den Mahlzeiten immer alle zusammen am Esstisch gesessen und sich über die Ereignisse des Tages unterhalten. Nachdem die beiden gestorben waren, kurz nacheinander, hatte Cherish es schrecklich trostlos gefunden, den Tisch für nur eine Person zu decken.
    Und so waren jetzt die Radiosprecher und Fernsehmoderatoren tagein, tagaus ihre Freunde und standen ihr näher als wirkliche Menschen. Ihr war, als sprächen sie alle nur zu ihr, und sie wiederum sprach auch mit ihnen. Sie hasste es, wenn einer Urlaub machte und ein Fremder das Programm übernahm. Das brachte ihren Tagesrhythmus völlig aus dem Gleichgewicht.
    Als Terry Wogan in Ruhestand gegangen war, hatte sie Monate gebraucht, um darüber hinwegzukommen.
    So. Cherish betrachtete die Vitrine voller Royal-Doulton-Damen. In ihren glänzenden Krinolinen starrten sie Cherish aus leeren, leblosen Augen gebieterisch an. Ihre Mutter hatte die Krinolinen-Damen geliebt, Cherish jedoch konnte sie nicht ausstehen. Sie fand, sie hätten alle die falschen Farben, und das sagte sie ihnen auch häufig. Wenn sie nicht so ein schlechtes Gewissen dabei bekäme, hätte sie am liebsten die komplette Sammlung eingepackt und an Biff und Hedley Pippins Wohfahrtsladen gespendet. Wie eigentlich die meisten Sachen in diesem Bungalow. Doch da der Bungalow ein Ort des Andenkens an glücklichere Zeiten mit ihren Eltern war, konnte sie sich einfach nicht dazu durchringen, auch nur einen einzigen Gegenstand wegzuwerfen.
    Zehn Uhr vormittags. Cherish seufzte. Der vor ihr liegende Tag erstreckte sich ins Endlose. Und draußen war es noch immer dermaßen neblig und kalt, dass es nicht einmal Sinn hatte, sich warm anzuziehen und einen Bummel über die Highstreet von Hazy Hassocks zu machen. An einem Tag wie heute würde niemand unterwegs sein. Auch war Hazy Hassocks hinsichtlich sonntäglicher Geschäftsöffnungszeiten zwiegespalten. Big Sava hätte geöffnet, natürlich, aber da sie preiswert einkaufte und einfach kochte, wie schon ihre Mutter, brauchte Cherish keine Lebensmittel, und die übrigen Geschäfte in Hazy Hassocks waren nicht sonderlich interessant.
    Ganz im Gegensatz zu Francesca’s Fabulous Frocks in Kingston Dapple.
    Oh, wie sie es liebte, all diese herrlichen Kleider einfach nur anzuschauen, sich die früheren Besitzerinnen auszumalen, darüber zu spekulieren, wer sie vielleicht als Nächstes kaufte und für welche besondere Gelegenheit. Und außerdem war Frankie ein sehr nettes Mädchen, ganz gleich, was Biddy über sie sagte. Auch wenn sie diese grellbunten Farben trug, obwohl sie eigentlich in Grau gehen sollte.
    Und wie wundervoll wäre es, mit Frankie in diesem Geschäft zu arbeiten und diese herrlichen Stoffe zu berühren – Stoffe, die mit viel Liebe zu atemberaubenden Kleidern verarbeitet worden waren, lange bevor man containerweise Billigtextilien aus anderen Ländern importierte – und mit den Kundinnen zu plaudern und sie zu beraten, welche Farben ihnen am besten stünden.
    Cherish lief ein Schauer über den Rücken, als ihr plötzlich das Debakel vom Vortag bei Dorothy Perkins in Winterbrook wieder einfiel. Das war natürlich Biddys Schuld gewesen. Biddy war immer viel zu bissig.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte, die scheußliche Erinnerung auszulöschen.
    Wieder sah sie auf die Uhr. War es noch zu früh für eine Tasse Kaffee? Ja, eindeutig. Kaffee war für die Elf-Uhr-Pause, und so spät war es noch lange nicht.
    Ach du liebe Güte … Cherish wanderte zum Fenster und sah in die wabernde graue Düsternis hinaus. Womit in aller Welt sollte sie all die langen Stunden füllen, bis es Zeit wurde, wieder ins Bett zu gehen?

13. Kapitel
    Am Montagmorgen um halb zehn hatte Frankie in Francesca’s Fabulous Frocks nach dem Eröffnungsansturm ihres ersten Geschäftstages wieder halbwegs Ordnung hergestellt. Die Kleiderstangen waren nachbestückt und sortiert, die lila-goldenen Tragetaschen säuberlich gestapelt; das Wechselgeld in der Kasse aufgefüllt; Michael Bublé war durch eine Auswahl an Easy-Listening-Musik von Jack Jones, Matt Monroe und Andy Williams ersetzt worden; die Theke war poliert, der Fußboden gewischt und Dexters

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