Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
Aufbahrung und Einbalsamierung und alldem ja größte Schwierigkeiten.«
Frankie wand sich unbehaglich.
»Tut mir leid, Kleines. Aber du hast danach gefragt.« Slo hüstelte entschuldigend. »Jedenfalls gelangten wir ohne Zwischenfälle nach Tadpole Bridge, und der alte Doktor Harman kam mit dem Stethoskop aus seinem Cottage getapert und hat gesagt: ›Ja, das ist Ernie Yardley, und er hatte schon lange eine schwache Pumpe, und jetzt ist er tot.‹ Und er hat die Bescheinigung ausgestellt und fertig.«
»Und dann bist du mit Ernie zurück zur Kapelle?«
»Auf dem Hinweg hatten wir Glück mit den Ampeln, und keiner hat uns beachtet. Auf dem Rückweg aber hat uns an der Kreuzung nach Bagley-cum-Russet und Fiddlesticks eine rote Ampel aufgehalten. Und da standen ein paar alte Damen, die darauf warteten, die Straße zu überqueren, und die haben mir zugewinkt und in den Wagen geguckt …«
»Nein!«
»Doch, Kleines. Leider. Und der arme alte Ernie war hinter seinem Gurt ein bisschen zur Seite gerutscht – und nur für den Fall, dass sie mich hören könnten, habe ich einfach gesagt, was mir als Erstes in den Sinn kam …«
»Und das war: ›Hoppla, Ernie, also wirklich. Wir wollen doch nicht, dass die Leute denken, du hättest einen über den Durst getrunken, was?‹«
Slo nickte. »Und dann schaltete die Ampel auf Grün, und wir sind auf und davon. Und ich habe am selben Nachmittag noch die Bescheinigung ins Krematorium gebracht, und Ernie Yardleys Trauerfeier lief nach Plan – allerdings nicht nach seinem, sondern nach dem seiner fiesen Nichten. Und wie du siehst, kann kein Mensch auf der Welt wissen, was ich an diesem Tag zu ihm gesagt habe, außer ihm und mir … und er war tot.«
Das Feuer knisterte in der Stille.
Frankie stieß die Luft aus, ihre Haut prickelte. »Und was ist mit den alten Damen, die über die Straße wollten?«
Slo schüttelte den Kopf. »Nein, Kleines. Das Fenster war fest verschlossen. Sie konnten mich nicht hören, sondern nur sehen, dass ich mit ihm gesprochen habe. Selbst wenn sie Ernie kurz angeschaut hätten, hätten sie nicht gemerkt, dass er tot ist. Er war von Natur aus blass, sodass sie vielleicht gedacht hätten, er sähe ein bisschen kränklich aus. Aber ich bin sicher, dass sie mich nicht hören konnten. Sie dachten bestimmt, wir unterhalten uns. Nein, beim Leben meiner Essie würde ich schwören, dass ihnen nicht das Geringste merkwürdig vorgekommen ist.«
Mit Blick auf George Clooney saß Frankie schweigend da, tausend Gedanken rasten durch ihren Kopf.
»Und was hat das zu bedeuten? Das alles? Spukt Ernie wirklich in meinem Geschäft? Ist er ein Geist?«
»Ich hab nicht die leiseste Ahnung, Kleines. Aber bei deiner Geschichte wird mir ganz schön unheimlich, also wirklich.« Slo stand auf und ging langsam zu einem Schreibtisch aus Walnussholz in der Ecke.
Nachdem er ein oder zwei Minuten lang darin herumgekramt hatte, kehrte er mit einer Aktenmappe zurück. »Hier, bitte schön, Kleines, all der Krimskrams von Ernies Trauerfeier. Die fiesen Nichten wollten nichts davon als Erinnerung an den armen alten Ernie haben, war ja klar, also habe ich die Sachen hier aufbewahrt, aus Respekt sozusagen.«
Er setzte sich wieder, zog ein Foto hervor und reichte es Frankie. Fröstelnd und mehr als ängstlich hätte sie es sich im Grunde am liebsten gar nicht angesehen.
»Nur zu, Kleines«, ermutigte Slo sie. »Wirf einen Blick darauf. Das ist Ernie. Also, ist das derselbe Mann, der …?«
Widerstrebend sah Frankie auf das Foto hinab und schluckte. Der alte Mann, der zu ihr herauflächelte, trug einen altmodischen glänzenden Anzug, hatte graue Haare und ein verschmitztes Koboldgesicht.
»Oh mein Gott«, flüsterte Frankie. »Ja, das ist er. Das ist der Mann in meinem Geschäft.«
12. Kapitel
Cherish hatte Sonntage schon immer gehasst. Nun, zumindest seit sie allein hier lebte. Als sie noch bei Miriams Modegeschäft in Winterbrook tätig gewesen war, wo sie gleich nach ihrem Schulabschluss angefangen hatte, ja, da waren die Sonntage zusammen mit ihren Eltern schön gewesen. Sonntag war damals ein ausgefüllter Tag, an dem sie sich um den kleinen Bungalow kümmerte und neben dem traditionellen Sonntagsbraten praktische Mahlzeiten zubereitete, die sie für die kommende Woche im kleinen Eisfach des Kühlschranks verstaute, und außerdem ihre Röcke und Blusen für die Arbeit wusch und bügelte, all das von schöner Radiomusik zum Mitsingen begleitet.
Jetzt war Sonntag einfach
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