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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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dass jemand drei Schachteln will, eine große ist nämlich billiger. Doch vielleicht musste jemand drei Geschenke machen, drei gleiche Geschenke. Ganz schön phantasielos, was, Commissario?« Verschwörerisches Lächeln, ich wette, sie weiß genau, was ich denke.
    »Sie haben gesagt, Sie hätten drei gleiche verkauft …«
    »Ja, das ist so etwa zehn Tage her. Warten Sie. Heute ist Freitag.« Ich nicke, und sie spricht weiter: »Dienstag, nicht der letzte, sondern der davor. Sie fragen sich bestimmt, warum ich mich so gut daran erinnere …«
    Ich kann sie nicht enttäuschen und frage.
    »Ich war ziemlich fertig, ich hatte mit meinem Freund gestritten. Er ist eifersüchtig, obwohl ich ihm noch nie den geringsten Anlass dazu gegeben habe«, sie lächelt, und ich habe meine Zweifel, »ich hatte geweint und hatte Schnupfen. Ich kriege immer Schnupfen, wenn ich weine. Auch er hatte Schnupfen.«
    »Ihr Freund?«
    »Mein Freund? Was hat der damit zu tun? Hören Sie mir überhaupt zu? Der Kunde natürlich. Doch es war keine Frau, es war ein Mann.«
    »Haben Sie das auch meinem Kollegen erzählt?«
    »Dieser junge, füllige? Aus dem Süden?«
    »Ja, der.« Ravazzi wäre bestimmt glücklich, dass ihn jemand als füllig bezeichnet. »Haben Sie ihm das erzählt? Er muss gestern vorbeigekommen sein. Doch da haben wir noch viel weniger gewusst.«
    »Er hat mit der Kassiererin gesprochen. Die Kassiererin hat uns gefragt, ob wir uns an etwas erinnern … Als mir das eingefallen ist, war er schon wieder weg. Ich brauche einfach meine Zeit, wissen Sie.«
    Ich muss dringend mit Ravazzi reden. »Aber Sie sagten, es war ein Mann …«
    »Ja, völlig eingemummelt! Verstehen Sie, Mütze aus Wolle, so eine mit Schild und Ohrenklappen. Dass ein Mann sich so verunstalten muss! Widerlich! Schal und Handschuhe, als wären wir am Nordpol. Schaffelljacke. Ich sage immer: Man kann sich auch erkälten, wenn man sich zu dick anzieht. Stimmt’s?«
    »Sie haben Recht. Er war also erkältet …«
    »Ja, er sprach durch die Nase, die Stimme klang so dumpf. Ich sagte zu ihm, dass auch ich Schnupfen hätte und dass mir heiße Milch mit Honig hilft, und er nichts, kein Wort. Wissen Sie, einer von diesen arroganten Typen, Marke ›ich bin der Kunde und du nur eine Verkäuferin und also ein Haufen Scheiße‹! Entschuldigen Sie, aber das musste mal gesagt werden.«
    »Ich verstehe Sie gut. Auch wir begegnen immer wieder Menschen, die uns wie Aussätzige behandeln.« Unsere Blicke versenken sich ineinander, vereint im Leid. »So wie Sie ihn beschrieben haben, war er nichts Besonderes. Mit Ihnen verglichen …« Ein Kompliment ist immer die beste Waffe. Leider aber eine zweischneidige, die üble Auswirkungen auf mein Eheleben hat.
    »So groß wie ich, nicht größer …«
    »Also war er nicht allzu klein.« Ich lasse meinen Blick mit offensichtlichem Wohlgefallen über sie gleiten.
    »Einssechzig, Commissario. Für eine Frau ist das in Ordnung, aber für einen Mann ein bisschen klein.«
    Einssechzig mit fünf oder sechs Zentimetern Absatz.
    »Und mager, dass die Kleider nur so um seinen Körper schlotterten. Ein dünner Schnurrbart, wie der nur hat wachsen können, frage ich mich, denn das Gesicht war ganz glatt. Eingefallene Wangen, wie bei einem Penner, meine Mutter würde sagen, wie bei einem Schwindsüchtigen. Und diese dicke Brille, dass man gar nicht erkennen konnte, wohin die Augen schauen. Ein Fisch, ganz genau, wie ein Fisch.«
    »Entschuldigen Sie.« Ich nehme ihr die Zeichnung aus der Hand. Ergänze rasch Brille und Schnurrbart und gebe sie ihr wieder.
    »Das ist er. Ganz sicher!«
    »Haben Sie sonst noch etwas bemerkt? Einen Akzent, hat er zufällig erwähnt, wo er wohnt …«
    »Er hat ja kaum gesprochen, hat nur auf die Schachtel gedeutet und ganz kurz angebunden gesagt, dass er drei gleiche wolle. Dann ist er an die Kasse gegangen, und als er wiedergekommen ist und gesehen hat, dass ich ein einziges Päckchen gemacht hatte, hat er mich alles wieder aufmachen lassen und wollte auch nicht, dass ich das gebrauchte Papier wiederverwende. Da hat mich Paola, die Kassiererin, schief angeschaut und später hat sie mir eine Predigt gehalten und mir erklärt, dass ich noch in der Probezeit bin. Wenn ich das bisschen Geld, das ich hier bekomme, nicht bräuchte, dann würde ich ihr eine scheuern, sie ist doch eine Angestellte wie ich und soll sich um ihren eigenen Scheiß kümmern. Stimmt’s?« Bei diesem Ausbruch hebt und senkt sich ihre Brust, und ihr

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