Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
jemanden vom Fach holen.« Ich kann dozierende Menschen nicht leiden. Nando hat nicht so viel Aufhebens gemacht.
Der Professor sieht sich die Fotos an, immer wieder, ich habe ihm untersagt, auf die Rückseiten zu schauen. Am Ende hat auch er die Fotos sortiert, doch im Unterschied zu Nando sind es nur zwei Stapel. A und B in einem und C und D in einem. Zu jedem nennt er mir die lateinische Bezeichnung. Und er fügt hinzu: »Für die Klassifizierung verwenden wir immer noch die lateinische Sprache …« Ich bin nur ein Polizist, aber das kapiere ich auch noch. Er nimmt ein Blatt Papier und schreibt die Namen auf, die er soeben gesagt hat. »Dann können Sie nichts falsch machen.«
Noch nie war Freundlichkeit beleidigender.
Auf dem Stapel A und B »Gefüllte Blüte«, auf dem anderen »Einfache Blüte.« Ich bedanke mich und warne ihn, dass ich ihn wieder belästigen würde, wenn ich noch weitere Fragen hätte. Er sagt, dass er mir gerne zu Verfügung stünde.
Eine vergebliche Fahrt, außerdem ein schweres Buch in der Tasche und gewaltige Wut im Bauch.
Als ich in der Questura bin, beschließe ich, zur Beruhigung in aller Ruhe die Aussage zu lesen, die Mariarosa Prati Iachino gegenüber gemacht hat.
Es war eine gute Entscheidung, ihn zu Francescas Büro zu schicken. Er hat etwas drauf. Die Niederschrift der Aussage der Prati ist klar und vollständig. Ich glaube geradezu, sie zu hören.
»Dann, als ihm das Päckchen heruntergefallen ist, habe ich mich gebückt, um es aufzuheben, wissen Sie, bei Kunden muss man das tun, auch wenn die Anstandsregeln … er Mann, ich Frau … jedenfalls, dass eine Frau sich bückt, um einem Mann zu helfen … Normalerweise sagen sie, nein, lassen Sie, ich mache das schon selbst. Nicht aber der, der hat nicht einmal Anstalten gemacht, aber als er dann gegangen ist, war mir klar, warum. Er hatte ein kaputtes Bein, ein steifes Bein, meine ich.«
Mir hat Mariarosa das nicht erzählt. Iachino schon. »Auf die Frage, welches das steife Bein gewesen sei, konnte mir die junge Frau keine Antwort geben.« Immerhin hat er sie danach gefragt, der hat wirklich was drauf, der Junge. »Wenn es ihr wieder einfiele, solle sie mich anrufen.« Und damit hast du ihr deine Telefonnummer gegeben! Ein hübsches Kind, die Prati, und auch noch willig. Nun, solange es die Ermittlungen nicht behindert, ist ein bisschen privates Vergnügen schon erlaubt.
Ich lege das Buch des Professors auf den Tisch und schlage es auf. Er ist in seinem Eifer sogar so weit gegangen, dass er mir ein Buchzeichen hineingelegt hat. Ich beginne zu lesen. Das Buch ist todlangweilig und besteht nur aus Fachchinesisch. Da schreibe ich lieber das Wenige auf, das er mir persönlich gesagt hat: Aufteilung in zwei Stapel und die Namen.
Das Telefon läutet: Es ist meine Frau. Schon wieder! Und das, wo sie doch so ungern telefoniert!
»Anto, ich bin’s, Francesca. Wie war es bei Borgese?«
»Nichts Besonderes.« Und ich warte, allerdings ein bisschen gereizt, weil wir jetzt schon so weit sind, dass sie anruft, nur um zu wissen, wie es läuft. Aber jedenfalls kann ich ihr sagen, dass unsere Mörderin hinkt.
»Bist du genervt?«, fragt sie.
»Nein.«
»Wir sind in einen Laden gegangen und haben einen Blick auf die Lippenstifte geworfen. Wir haben einen ähnlichen gefunden und haben ihr die Lippen angemalt.«
Ich warte. Ein Geräusch - meine Mutter muss ihr den Hörer weggenommen haben. »Nino, ich bin’s. Ich erinnere mich, dass ich sie gesehen habe, die Lotti war auch dabei. Doch ich weiß nicht mehr, wo und wann.«
»Keine Sorge, das fällt dir schon noch ein.«
»Entschuldige, wenn ich dich gestört habe.«
»Keine Ursache.«
Wir verabschieden uns. Erst nach dem Auflegen fällt mir auf, dass ich ihr gar nicht gesagt habe, dass die Mörderin vielleicht hinkt oder ein steifes Bein hat. Aber ich rufe bestimmt nicht nochmal an. Die Sache wird mir doch ein bisschen zu sehr zu einem Fall der Familie.
Ich schlage das Buch zu und nehme mir die Akte wieder vor. Vielleicht sollte ich noch einmal gründlich alle Berichte lesen.
Wer weiß, wie viele wichtige Informationen mir noch entgangen sind.
Doch in diesem Moment kommt Iachino: »Die Fingerabdrücke!«
Er jubelt geradezu, so dass ich auf eine nützliche Spur hoffe.
»Keine Fingerabdrücke, Commissario! Nur die von der Sekretärin und unendlich viele verschiedene auf dem Umschlag.«
»Wo wurde der Brief abschickt?«
»Genua Mitte. Am Samstag. Gewöhnliches Papier. Die Adresse
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