Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
ist mit Maschine geschrieben. Offenbar eine alte Olivetti 22. Wahrscheinlich niemand, der wirklich Schreibmaschine schreiben kann, er muss mit nur einem Finger geschrieben haben.« Vermutlich bemerkt er meinen fragenden Blick, denn er ergänzt: »Die Defranchi versteht etwas von Schreibmaschinen, auch wenn sie jetzt mit dem Computer arbeitet.«
»Die Defranchi?«
»Die Sekretärin: Monica Defranchi.«
Ich habe sie immer Monica genannt, laut und in Gedanken.
»Sie meint, die Adresse sei auf ein normales Blatt Papier geschrieben, dann ausgeschnitten und auf den Umschlag geklebt worden. Wir überprüfen das. Doch sie kam mir sehr sicher und kompetent vor.«
Dieser Fall wird noch als Fall der sicheren und kompetenten Dilettanten in die Annalen eingehen.
Ich deute auf einen der beiden Stühle vor meinem Schreibtisch, Anselmi mache ich ein Zeichen, sich auf den anderen zu setzen. »Es passieren eine Menge Dinge, die nicht miteinander in Verbindung zu stehen scheinen. Jetzt nimmt sich jeder von uns eine vollständige Kopie der Akte und liest sie von Anfang bis Ende, ohne etwas auszulassen.«
»Ich lasse nie etwas aus«, sagt Anselmi. Er kritisiert mich selten direkt.
»Ich ja.« Ich gestehe meinen Fehler ein, da Leugnen ohnehin sinnlos ist. »Und wenn wir es alle gelesen haben, versuchen wir einen Aktionsplan zu machen. Auch wenn es nur eine Liste der Personen ist, die wir noch befragen müssen, und der Überprüfungen, die noch zu machen sind. Sonst kommen wir ja keinen Schritt weiter.«
Ich spüre den Vorwurf im Blick Anselmis und leuchtende Begeisterung in dem von Iachino.
»Bis wann, Commissario?« Anselmi schaut kritisch, doch seine Stimme verrät keinerlei Gefühlsregung.
»Bis morgen früh? Um neun?«
Er nickt. Dann sagt Iachino: »Etwas würde ich schon heute Nachmittag tun …«, er hält inne, und wir starren ihn an, »ich würde gern die Tochter verhören, eine nette kleine Befragung.« Er sieht mich an. »Vorhin habe ich einen Blick in die Akte geworfen und habe nur eine Seite gefunden. Kann es denn sein, dass sie nicht mehr über ihre Mutter weiß? Ich würde sie gerne vernehmen.«
Ich schaue ihn mitleidig an. »Glaub aber nicht, dass sie ein Leckerbissen wie die Prati oder geistreich wie Monica ist.«
»Monica? Kennen Sie sie?« Er sieht mich erstaunt an.
»Die Frau, die du Monica Defranchi nennst, ist seit Jahren Sekretärin in der Agentur, in der meine Frau arbeitet - natürlich kenne ich sie! Wie auch immer, ich wollte nur sagen, dass die Tochter der Lotti nicht sehr appetitlich ist, und wenn du einen Drilling willst, dann ist sie entschieden die falsche Karte.«
»Drilling?« Er macht ein unschuldiges Gesicht. »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Commissario. Also, soll ich mir die Tochter vornehmen? Um zu hören, was für eine Frau ihre Mutter war?«
»Alle sprechen gut über sie.« Außer meiner Mutter, aber die hat auch einen komplizierten Geschmack. »Wie auch immer, das ist keine schlechte Idee.«
Ich bestätigte unser Treffen morgen um neun und fahre nach Hause.
Francesca ist im Arbeitszimmer, sie hat sich bestimmt Arbeit mit nach Hause genommen, denn sie ruft mir ein ziemlich zerstreutes »Ciao, Anto« zu. Manu ist mit ihren Legosteinen beschäftigt, auch sie begrüßt mich kurz angebunden und erklärt, dass sie gerade »was Schwieriges« baue. Sie bittet nicht um Hilfe, wenn sie welche bräuchte, dann würde sie ihre Mutter fragen, denn sie weiß genau, dass die das besser kann. Sie hat das begriffen, seit sie drei Jahre alt ist, da hat sie in den Bergen den Schnee entdeckt. Vertrauensvoll hat sie mich gefragt: »Papa, warum geht der weg?« Ich war verwirrt und habe geschwiegen, ihre Mutter hat ihr dann eine angemessene Antwort gegeben.
Schließlich kommt Francesca, sie drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Sollte die Waffenruhe schon beendet sein? »Minestrone und Carpaccio, in Ordnung?«
Ich nicke.
Auch heute Abend warten wir, bis Manu im Bett ist, um zu reden. Francesca räumt die Küche auf, ich setze mich an den Tisch und frage: »Soll ich dir helfen?«
»Nein, ich habe heute noch gar nichts getan.« Pause. »Deine Mutter hat Angst, dich zu stören, wenn sie dich im Büro anruft.« Sie erwartet keine Antwort, sondern spricht weiter: »Auf dem Rückweg habe ich bei der Buchhandlung Feltrinelli vorbeigeschaut. Wenn du ins Arbeitszimmer gehst« - was in der Theorie unser gemeinsames Arbeitszimmer ist, doch nur sie benutzt es - »auf dem Schreibtisch, vor dem
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