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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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erzählt, dass sie wegen Beinbrüchen hier war, was ist ihr denn passiert?«
    »Wissen Sie, manchmal haben wir unsere Zweifel. Doch wenn es keine absolute Sicherheit gibt … Wir sind ja auch hier, um Menschen zu heilen, nicht, um sie zu beschuldigen. Ein Schwindelanfall auf dem Balkon ihrer Wohnung, und sie ist hinuntergefallen, ein darunter geparktes Auto hat den Aufprall abgemildert. Ob der Sturz ansonsten tödlich gewesen wäre? Wahrscheinlich ja.«
    »Versuchter Selbstmord?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Außerdem, wozu sie anzeigen? Es hätte ohnehin keine größere Strafe gegeben als die, die ihr das Schicksal auferlegt hat. Am Leben zu bleiben, drei chirurgische Eingriffe und mindestens sechs Monate völlige Bewegungsunfähigkeit. Druckbrand und so weiter. Natürlich, wenn sie das auf dem Foto war und sich seit damals schon sehr verändert hatte, aber aussah wie ihre eigene Schwester, dann war sie bei ihrer Entlassung wirklich eine Andere.«
    »Wie war sie denn?«
    »Mager. Es war schwierig, sie zum Essen zu bewegen.«
    »Eigenartig, dass meine Mutter sich nicht an sie erinnert.« Sie hat ein vorzügliches Gedächtnis, und ein solcher Fall hätte bestimmt einen tiefen Eindruck bei ihr hinterlassen.
    »Vielleicht war sie in der Zeit hier, als Ihre Mutter keinen Dienst auf unserer Station hatte.«
    »Sie würde aber doch immer kommen, und wenn die Welt unterginge.«
    »Ja, ich weiß, Emma ist so eine. Doch manchmal, wenn auf anderen Stationen Ehrenamtliche fehlen, dann schicken sie eben so jemanden wie sie, der sich schnell eingewöhnen kann.«
    Das ist eigentlich auch nicht wichtig.
    »Ja, aber wenn wir Schwierigkeiten haben, die genauen Daten der Krankenhausaufenthalte herauszufinden, was sein kann, dann können wir auch in den Unterlagen der AVO nachsehen, in welchen Zeiträumen Ihre Mutter nicht hier bei uns war. Die sind dort sehr genau.«
    An der Art, wie sie mich ansieht, erkenne ich, dass sie gerne wieder an die Arbeit gehen würde. Doch ich habe noch eine Frage: »Hat sie jemals Besuch gehabt?«
    »Wenn, dann habe ich es nicht mitbekommen. Und sie hat auch mit niemandem Freundschaft geschlossen. Sie hatte nur zwei Bedürfnisse. Das Foto in der Hand zu haben …«
    »Sie, eine jüngere Frau, ein Mann und ein Mädchen …«
    »Mutter, Ehemann und Tochter.«
    »Und das andere Bedürfnis?«
    »Sie war ja eigentlich nicht eitel, reinlich ja, aber sie legte keinen Wert auf gutes Aussehen, nicht wie so manche, die sich immer kämmen und im Spiegel anschauen. Doch ihr Lippenstift, der war ihr wichtig. Sie hat ihn zwar nie aufgelegt, aber den Stift wollte sie immer zur Hand haben.«
    »Amarantfarben?«
    »Woher wissen Sie das? Sie hatte mir erzählt, dass ihrer Tochter diese Farbe gefiel.«
    »Und was hat sie Ihnen von dieser Familie erzählt?«
    »Nur, dass sie keine Familie mehr hat. Dass alle tot sind.« Marinetta steht auf. »Ich weiß nicht, ob es richtig ist, wenn ich Ihnen das sage, aber sie hat mir das mit einer Stimme gesagt, mein Gott, diese Stimme … wie eine Tote.« Sie schaut mir ins Gesicht, als sie schließt: »An mehr kann ich mich nicht erinnern. Wenn mir doch noch etwas einfällt, melde ich mich.«
    »Erinnern Sie sich noch an den Namen?«
    »Ach, wissen Sie, hier kommen so viele Menschen her, es ist leichter, sich an ein Gesicht oder an einen Fall zu erinnern als an einen Namen. Man erinnert sich ja immer an das Besondere. Vor etwa drei Monaten hatten wir hier eine Violetta Rosa. Diesen Namen vergisst man nicht so leicht. Die hatte außerdem noch rote Haare. Doch ich verspreche, dass ich darüber nachdenken werde …«
    Ich frage sie, ob sie weiß, wie sie mich kontaktieren kann, auch wenn sie mir eine aufgeweckte Person zu sein scheint. Ich danke ihr, danke der Stationsschwester und habe die Station fast schon verlassen, als mich ein energisches »Mariani!« zurückruft.
    Wir stehen im Flur. »Entschuldigen Sie, vielleicht sollte ich Sie nicht so nennen. Doch Ihre Mutter hat so viel über Sie gesprochen, dass ich Sie zu kennen glaube.«
    »Keine Sorge, Marinetta, lassen wir die Formalitäten beiseite.«
    »Eine Blume, sie hieß wie eine Blume. Erinnern Sie sich an das Lied von Cocciante?« Und sie stimmt leise und falsch das Lied an: »Margherita è vera …«
    »Margherita?«
    »Margherita.«
    Dann ist also aus Margherita die Nutte Margot geworden.
    Und als Putzfrau war sie Rita.
    Marguerite Gautier, die Kameliendame, la Traviata.
    »Ist das ein guter Hinweis?« Marinetta muss das

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