Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
als Rita erkannt, als die Frau, die seit ein paar Monaten bei Gabrieli geputzt hat.«
Stimmt, Francesca hat mir von ihr erzählt. Rita. Ganz bestimmt hatte sie keinen Vertrag. Putzfrauen, die nicht schwarzarbeiten, sind eine Seltenheit. Also wird es nicht einfach werden, sie zu finden …
»Das ist aber noch nicht alles, Commissario.«
Ich mache ihm ein Zeichen, dass er weitersprechen soll. »Als ich gegangen bin, ist mir ein Nachbar, Lorenzo Simonelli, aus dem Stockwerk darunter gefolgt, aber so, dass seine Frau es nicht gemerkt hat, und hat mir gesagt, dass er sicher ist, sie von früher zu kennen. Doch dass er aus der ganzen Sache draußen bleiben will.«
»Entweder drinnen oder draußen.«
»Seine Frau ist ein Drachen.« Pause. »Er hat Rita vor ungefähr fünfzehn Jahren kennen gelernt.«
»Wie alt ist dieser Simonelli?«
»Neunundsiebzig. Doch er scheint geistig fit zu sein. Also vor fünfzehn Jahren hat Rita in einem Etablissement gearbeitet. Massagen und Entspannung. Er sagt, er hat sie vier oder fünf Mal gesehen, dann ist er nicht mehr hingegangen, weil es ihm zu kostspielig wurde. Und dass sie sich sehr verändert hätte.«
»Wenn sie sich so verändert hat, wie kann er sicher sein, dass sie es war?«
»Das habe ich mich in diesem Moment auch gefragt, Commissario, und das habe ich ihm auch gesagt. Darauf hat er geantwortet: ein Muttermal knapp oberhalb der Kniekehle.« Er lächelt verschmitzt und spricht weiter: »In seinem Alter guckt er den Frauen noch auf die Beine. Wenn sie die Treppe hinaufgehen, bewundert er von unten die Aussicht.«
»Kapiert.«
»Er hat das Muttermal gesehen, und während er überlegt und wieder hinschaut und überlegt - ich sage das, nicht er -, ist ihm schließlich eingefallen, wann er sie schon einmal gesehen hat.«
O Gott, sind wir jetzt in einem Fortsetzungsroman gelandet?
»Er sagt, dass sie ein hübsches Mädchen um die dreißig war, nicht so vertrocknet wie jetzt - das hat Simonelli wörtlich gesagt.«
Wenn wir Glück haben, ist sie zumindest einmal von der Sitte aufgegriffen worden. Dann ist sie in der Kartei.
Oder jemand von den Ehemaligen erinnert sich an sie.
Wenn wir kein Glück haben, dann ist es trotzdem ein Indiz, das zu dem passt, was Nando uns erzählt hat.
»Aber das ist noch nicht alles, Commissario. Die muss wirklich Eindruck bei Simonelli hinterlassen haben! Wer erinnert sich denn schon an eine Nutte, bei der er vor fünfzehn Jahren vier oder fünf Mal gewesen ist!«
Wenn ich Zeit hätte, würde ich ihn fragen, auf welchen Erfahrungen bei ihm eine solche Aussage basiert. Vor fünfzehn Jahren war Iachino noch ein kleiner Junge.
»Sie hat ihren Beruf unter dem Namen Margot ausgeübt …« Der Name in meinem Albtraum, und ich erinnere mich an keine Margot. »Und sie hatte rote Haare. Vielleicht eine Perücke. Jedenfalls rot. Ich habe ihn gefragt, ob sie gelockt waren. Nein, lang, hat er geantwortet.«
»Wie auch immer, das ist eine wichtige Übereinstimmung. Sehr gut, Iachino.«
»Doch er, Simonelli, hat gesagt, dass er nicht als Zeuge aussagt, denn wenn seine Frau das rauskriegt, lässt sie ihn dafür büßen. Aber nicht dafür, dass er in den Puff gegangen ist, seine Seitensprünge hat sie wohl immer sofort entdeckt. Nein, was die Frau zur Furie machen würde, wäre, dass alle anderen, Verwandte, Freunde, davon erführen. Der Ehemann in der Zeitung, weil er zu den Nutten geht. Schon die bloße Vorstellung hat ihn schlottern lassen, den Armen!«
»Etwas, das fünfzehn Jahre zurückliegt.« Ich kann nicht umhin zu denken, wie sehr ich schlottern würde, wenn Francesca mit derselben Unerbittlichkeit reagieren würde. Doch ihr wäre es egal, was andere davon halten, die Sache an sich brächte sie in Rage.
»Die Menschen sind seltsam. Jeder hat so seine Macken.«
»Noch etwas entdeckt?«, frage ich.
Iachino schüttelt den Kopf. Ich lasse ihn die Aufzeichnung des Telefonats mit meiner Mutter hören. »Anselmi wird sich darum kümmern, aber da du schon einmal mit der Tochter gesprochen hast …«
»Sie hat fast ausschließlich vom Unfall ihrer Mutter erzählt!«
»Nun, dann tu dir das noch einmal an und ertrag es mit Fassung, und dann sehen wir, ob wir noch ein bisschen mehr herauskriegen. Anselmi nimmt mit der Sekretärin im Krankenhaus Kontakt auf.«
Genau in diesem Augenblick kommt Anselmi zur Tür herein. »Sie wollten mich sprechen, Commissario?«
»Nein, ich habe Iachino über die Sache mit dem Krankenhaus informiert. Was ist mit
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