Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
meiner Frau?«
»Sie hat sich das Phantombild angeschaut, hat bestätigt, dass es sich um die Frau handelte, und hat ein paar Korrekturen gemacht. Und in der Kartei ist nichts zu finden!«
»Das war zu erwarten. Wenn sie von der Sitte in die Kartei aufgenommen wurde, kann das ja auch fünfzehn Jahre her sein, und sie hat sich seit damals sehr verändert.«
Ich sehe ihm an, dass er mir nicht folgen kann. Aber ja, ich Idiot! Er war ja nicht dabei, als Iachino mir von dem Rentner Simonelli erzählt hat. Ich bringe ihn in aller Kürze auf den neusten Stand.
»Eine schöne Nachricht, da ergeben sich viele Möglichkeiten.« Eine solche Aussage aus Anselmis Mund ist das Höchste. »Wir könnten überprüfen, ob die Gualtieri mit einer gewissen Margot gearbeitet hat.« Er wendet sich an Iachino. »Adresse des Hauses, in dem Rita gearbeitet hat?« Eine knappe Frage, als wollte der Experte den Grünschnabel überrumpeln.
»Via Odessa. Er erinnert sich nicht mehr, wie das Haus aussah, auch innen nicht. Es wären so viele Jahre vergangen. Ich glaube, er wollte es mir einfach nicht sagen.«
»Sehr gut. Jetzt teilen wir die Aufgaben untereinander auf. Anselmi geht der Spur nach, die meine Mutter aufgetan hat …«
»Aber mit der Tochter spreche ich, oder?«, schaltet sich Iachino ein.
»Ja, das hatten wir ja schon gesagt.« Ich lese mir die knappen Notizen durch, die ich mir gemacht habe. »Dann müssen wir prüfen, ob die Gualtieri schon einmal mit einer gewissen Margot gearbeitet hat. Und die Spuren von Margot suchen.« Ich lehne mich zurück. »Zwei schöne Fährten. Wir kriegen sie.«
KAPITEL 5
Überprüfen, vergleichen. Ausschließen.
Vier Aufenthalte hat es bei Jolanda Lotti im Krankenhaus San Martino, Haus Monoblocco, Orthopädie, 3. Stock, Ostflügel insgesamt gegeben. Nach einer ersten Schätzung müssen mindestens dreißig Personen überprüft werden.
Die Durchsicht der Sittenkartei ist noch viel aufwändiger.
Natürlich führen beide Wege zu Ergebnissen, aber sie brauchen Zeit. Sie werden zu Ergebnissen führen, wenn keine Aufzeichnug verloren gegangen ist, wenn es keine Übertragungsfehler gegeben hat, wenn die Krankenhausinsassen leicht zu finden sind, wenn …, wenn …
Trotz all dieser Wenns sind wir in der »Die Lösung des Falls steht bevor«-Stimmung, und wenn wir auch nicht gerade fröhlich sind, so haben wir doch zumindest nicht das Gefühl, ganz unfähig zu sein.
Wir tun unsere Arbeit und machen sie gut. Wir haben für den Fall sogar frische Kräfte engagiert, die wir von anderen Fällen abgezogen haben.
Torrazzi hat bestätigt, dass Gabrieli mit Antihistaminika vollgepumpt war - auch wenn er eine fachgerechtere Formulierung gewählt hat - und dass sein Blut Spuren von Alkohol aufweist. Also ist unsere Annahme wahrscheinlich richtig, dass er getötet wurde, als er wegen seiner Medikamente praktisch besinnungslos war.
In der Via Odessa gibt es ein Freudenhaus, wie man damals sagte. Doch keine Spur von einer gewissen Rita-Margot.
Das Telefon klingelt. Man teilt mir mit, dass eine Krankenschwester der besagten Station sich an die Frau erinnert, die wir suchen. Sie hat sie aufgrund des von meiner Frau angefertigten Phantombildes wiedererkannt. Vielleicht ist das der Glücksfall, auf den ich gewartet habe.
Ich könnte sie bitten, in die Questura zu kommen, doch die Atmosphäre bei uns macht unbescholtene Besucher nur nervös, und außerdem habe ich nichts dagegen, mir die Örtlichkeiten einmal selbst anzuschauen. Schnüffeln, großer Detektiv spielen.
»Ich komme zu Ihnen.«
Es ist keine Besuchszeit, und ich muss dem Wachmann meinen Dienstausweis unter die Nase halten. Kranke und Verwandte, Ärzte, Krankenschwestern, Tragen, Infusionsgalgen, Papierkram. Müde, geschäftige, besorgte, verstörte Gesichter.
Metallene Aufzüge, vollgeschmiert mit fußballfanatischen, politischen und düsteren Graffiti.
Überquellende Aschenbecher unter »Rauchen verboten«-Schildern.
Die Orthopädie ist eine Art verrückter Kindergarten. Laufwagen jeglicher Form und Größe. Stöcke und Stöckchen.
Mein Kollege begleitet mich bis zu einem Büro, das von drei Ärzten genutzt wird: »Man hat mir gesagt, dass wir diesen Raum benutzen können. Ich rufe Ihnen die Krankenschwester.«
Die Ärzte gehören bestimmt nicht zu den ganz Wichtigen, denn der Raum ist klein und geht nach hinten hinaus, kein grandioser Blick über die Stadt, sondern nur auf die Stützmauer, und wenn man nach oben schaut, sieht man die Felsen
Weitere Kostenlose Bücher