Blumen fuer Polt
Polt fragend in die
Augen, der Gendarm nickte und beschloß, daß er für die nächsten paar Minuten
besser bewußtlos sein sollte.
Als er keine Kampfgeräusche mehr hörte, kam er ohne Umschweife
zu Sinnen. Anatol und Rene saßen ziemlich verbeult an einer Preßhausmauer auf
dem Boden. Bernie half Simon Polt auf die Beine. „Ausnahmsweise recht so?“ Er
grinste.
„Ausnahmsweise. Und schönen Dank auch.“ Polt schaute
erstaunt zu Sepp Räuschl hinüber, der zwischen den Motorrädern stand, als wäre
er täglich mit martialisch in schwarzes Leder gekleideten Rockern unterwegs.
Dann trat er näher. „Ich war gerade auf dem Weg in mein Preßhaus, Inspektor, da
habe ich gesehen, wie Sie überfallen wurden. Also kehrtgemacht und schnell zur
Gendarmerie. Doch zwischendurch sind mir die da untergekommen.“ Er lächelte
entschuldigend.
Inzwischen waren Anatol und Rene wieder bei Bewußtsein,
bewegten sich aber nicht und schauten ängstlich zu Bernie hoch.
Sepp Räuschl blickte animiert und zufrieden in die
Runde. „Gehn wir zu mir was trinken?“
Bernie betrachtete seine beiden Gegner. „Und was ist
mit denen?“
„Die kommen mit“, sagte Polt. „Könnt ihr gehen, ihr
zwei?“
Die Brüder nickten.
In Räuschls Preßhaus war nicht viel Platz. Polt
bekam den bequemsten Sessel zugewiesen, Anatol und Rene saßen apathisch auf
einer kleinen Bank, Mike Hackl hockte mit ein paar anderen auf einem umgedrehten
Holzbottich, die übrigen standen, und Sepp Räuschl war in den Keller gegangen,
um Wein zu holen.
Alle bekamen ein Glas, auch die zwei Brüder.
„Schmeckt besser so als aus der Flasche“, sagte Polt
zu ihnen.
Rene grinste schief und drehte das kleine Kostglas
verlegen in der Hand. „Auf den Geschmack waren wir noch nie aus. Uns geht's um
die Wirkung.“
„Mir manchmal auch“, gab Polt zu, „aber nicht so
oft. Und jetzt einmal im Ernst. Bringen wir es hinter uns, unter Männern. Mein
Fahrrad und das der Lehrerin - eure Schuld?“
„Ja, schon“, sagte Rene, und sein Bruder schaute ins
Leere.
„Verdammt noch einmal. Eigentlich hat der Bernie
viel zu früh damit aufgehört, euch zu verprügeln. Und was wißt ihr über die
Sache mit dem Willi?“
„Nicht viel, ehrlich.“ Diesmal redete Anatol. „Wir
haben ihn liegen gesehen, als wir uns in der Wiese einen Rausch ausschlafen
wollten.“
„Wann war das?“
„Keine Ahnung. Nachmittag.“
„Und weiter?“
„Wir sind erschrocken und haben die Fliege gemacht.“
„Hat der Willi noch gelebt?“
„Was weiß ich. Hat aber ziemlich tot ausgeschaut.“
„War sonst noch irgend jemand in der Nähe?“
„Der irre Typ, der neulich mit seinem Moped
abgekratzt ist, war in der Kellergasse unterwegs. War er ja immer.“
Sepp Räuschl schenkte nach, auch den Brüdern, die
Mike Hackl und seine Bande nachdenklich musterten. Dann schaute Anatol in Polts
verschwollenes Gesicht. „Deine Freunde?“
„Ja, schon. Manchmal krachen wir aber auch ganz
schön zusammen. Und ihr zwei? Muß ja öd sein für euch bei uns auf dem Land.“
Die Brüder nickten gleichzeitig. „Uröd. Aber wir
leben satt und voll bei unseren Alten, die haben's ja.“
Polt nickte nachdenklich. „Trotzdem Scheiße,
irgendwie, nicht wahr?“
„Du sagst es, Dicker.“ Anatol spuckte aus. Dann
schaute er zur Tür, weil er ein Geräusch gehört hatte.
Ernst Höllenbauer kam vorsichtig herein, schaute in
die Runde, schaute noch einmal und sagte dann entgeistert: „Das glaubt mir
niemand, wenn ich es erzähle.“
Polt war verhältnismäßig guter Dinge. „Such dir ein
Glas. Und wenn du nicht randalierst, bekommst auch was zu trinken.“
Es war
einmal
Die seltsam einträchtige Runde in Räuschls Preßhaus
war noch ziemlich lange geblieben. Heimgekehrt, schluckte Polt drei Aspirin und
konnte dann sogar ganz leidlich schlafen. Am folgenden Morgen hatte er allerdings
arge Schmerzen und kam nur mit Mühe aus dem Bett. Aus dem Badezimmerspiegel
schaute ihm das Gesicht eines traurigen Clowns entgegen. Der Gendarm
verbrauchte sehr viel kaltes Wasser, bis er sich wieder so halbwegs frisch
fühlte. Dann zog er sich vorsichtig an. Plötzlich glaubte er, ein leises
Maunzen zu hören. Steifbeinig ging er zur Tür und sah Czernohorsky vor sich
liegen. Der Kater war erschreckend mager, atmete flach und leckte eine gefährlich
aussehende Wunde auf seinem Bauch. „Du alter Depp“, murmelte Polt, rannte, so
gut es ging, zum Telefon und wählte die Nummer des Burgheimer Tierarztes.
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