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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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hörte. Instinktiv duckte er sich und
bemerkte, daß er gerade noch einem Ziegel ausgewichen war, der mit dumpfem
Schlag an der Mauer zerbrach. Jetzt waren eilige Schritte zu vernehmen. Polt
rannte los und verlangsamte gleich darauf sein Tempo, weil er sah, daß einer
der Flüchtenden gestolpert war und liegenblieb. Als Polt neben der kleinen
Gestalt kniete, erkannte er, daß er den Jüngsten der Viererbande vor sich
hatte. Robert Öller lag auf dem Bauch und weinte. Polt drehte ihn um. „Hast du
dir weh getan?“ Mit heller Panik im Gesicht schaute ihn der Bub an. „Nein.
Herr Inspektor.“ Inzwischen waren die anderen drei zurückgekommen. Klaus
Wieser schob sich energisch vor seine Freunde. „Ich war das mit dem Ziegel.
Verhaften Sie mich jetzt?“
    „Dummkopf.“ Polt setzte sich auf einen Mauervorsprung.
„Aber du hättest mir ganz schön weh tun können, weißt du das?“
    „Ich wollte Sie erschlagen, Herr Inspektor“, sagte
Klaus dramatisch.
    „So ungefähr, wie man einen Drachen tötet? Hört einmal
zu, ihr vier. Irgendwann ist jedes Spiel zu Ende, und das echte Leben fängt an.
Natürlich gibt es auch in Wirklichkeit Helden. Aber die werfen nicht mit
Ziegeln nach harmlosen Gendarmen.“
    „Sondern?“ Die Stimme von Klaus zitterte.
    „Die haben den Mut zu sagen, was sie wissen, auch
wenn es weh tut oder peinlich ist oder vielleicht sogar gefährlich.“
    Ein langes Schweigen folgte. Klaus schaute an Polt
vorbei, die anderen drei schauten auf ihren Anführer. Dann sagte Klaus. „Das
mit dem Ziegel war ein Blödsinn.“
    „Gut. Die halbe Heldentat hätten wir.“
    „Es geht nicht. Ich kann nicht“, sagte Klaus. „Ich
hab's versprochen. Großes Ehrenwort.“
    Polt seufzte. „Ja, dann kann man nichts machen. Ihr
braucht keine Sorgen wegen des Ziegels zu haben, das verspreche ich euch, wenn
ihr mir auch etwas versprecht.“
    „Und das wäre?“
    „Ihr geht jetzt nach Hause, eßt endlich einmal
vernünftig und zeigt euch morgen in der Schule.“
    Die vier senkten die Köpfe. „In Ordnung“, sagte
Klaus.
     
    Die
Väter
     
    Vor dem Haus des Tierarztes angekommen, hatte Polt
plötzlich Magendrücken. Er legte den Finger auf die Türglocke, Dr. Perner
öffnete. „Sie können das Tier mitnehmen, Inspektor. Die Rechnung kommt nach.
Hoffentlich ist Ihnen der Kater überhaupt so viel wert.“
    „Und?“ fragte Polt.
    „Er lebt. Jetzt muß er selber sehen, daß er
durchkommt, ich kann da nichts mehr tun.“ Er reichte dem Gendarmen eine
Pappdose. „Hier sind Pillen zur Kräftigung drin. Die stecken Sie ihm in den
Schlund. Jeden Tag drei. Sie wissen, wie das geht?“
    Polt nickte.
    „Gut.“ Der Arzt ging ins Ordinationszimmer und kam
mit einer großen Schachtel wieder. „Hier, bitte. Und lassen Sie ihn nicht
fallen.“
    Simon Polt nahm Czernohorsky, ließ das Fahrrad
stehen und trug den Kater nach Hause. Vorsichtig bettete er ihn auf seinen
Lieblingsplatz. Czernohorsky gab einen schmerzlichen Laut von sich und lag
dann still. Auf dem Bauch war das Fell wegrasiert worden, die Wunde war
vernäht, und die Haut glänzte vom Sprühpflaster. Polt kraulte den Kater hinter
den Ohren, sah aber keine Reaktion. Dann zwang er ihm vorsichtig das Maul auf,
steckte eine der mitgebrachten Tabletten möglichst tief hinein. Czernohorsky
würgte. „Kater, Kater“, murmelte Polt, „irgendwie ist das heute nicht unser
Tag.“ Er hatte keine Lust aufs Abendessen, goß aber den Bierkrug voll, weil er
schläfrig werden wollte. Der Kater öffnete halb die Augen und schaute zu. Polt
tauchte eine Fingerspitze in den Schaum und hielt sie Czernohorsky vor die
Nase. Und siehe: eine rosa Zunge erschien und leckte. „Von wem du das nur
hast.“ Simon Polt tat einigermaßen getröstet einen kräftigen Schluck.
    Am nächsten Morgen versuchte Czernohorsky aufzustehen,
war aber zu schwach. Immerhin nahm er das Futter an, das ihm sein Mitbewohner
und Ernährer ins Maul steckte. Polt telefonierte noch mit der alten Erna, um ihr
wegen Czernohorsky Bescheid zu geben, dann zog er seine Uniform an und machte
sich auf den Weg ins Wachzimmer.
    „Grüß dich, Simon.“ Inspektor Holzer deutete mit dem
Daumen über seine Schulter. „Du sollst gleich einmal zum Chef. Da braut sich
was zusammen.“
    „Guten Morgen.“ Harald Manks Stimme klang förmlich.
Polt grüßte und setzte sich.
    Der Dienststellenleiter musterte seinen Freund und
Kollegen sorgenvoll. „Zwei Sachen, Simon. Eine lästige und eine wirklich
unangenehme.“
    „Ich

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