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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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zornig an. „Herzliche Gratulation, Herr Gendarm. Und nächstes Mal können
Sie ruhig in Uniform kommen.“
     
    Simon Polt war dem Buben rasch gefolgt, konnte ihn
aber nicht mehr sehen. Vermutlich war Klaus zu seinen Freunden unterwegs,
damit sie beratschlagen konnten. In ihren alten Quartieren brauchte er die vier
jedenfalls nicht zu suchen, soviel war klar. Polt fuhr ziellos über Feldwege,
konnte aber nichts entdecken. Beim Lößabsturz angelangt, sah er, wie Karl
Gapmayr mit dem Traktor in der Riede
todter Hengst arbeitete. Er ging hinauf
und wartete, bis ihn der Bauer gesehen hatte. „Grüß Gott, Herr Gapmayr!“
    „Hallo, Inspektor!“ Gapmayr hielt an und stellte den
Motor ab. „Wie schauen Sie denn aus?“
    „Kleine Auseinandersetzung mit den Frieb-Brüdern,
gestern abend.“
    „Die zwei gehören ins Gefängnis. Oder noch besser,
man zwingt sie zu einer anständigen Arbeit. Aber das gibt's ja heute nicht
mehr. Und was führt Sie hierher? Immer noch die Sache mit diesem Willi? Ich
glaube bald, die Gendarmerie hat nichts zu tun.“
    „Aber ja, mehr als genug. Kennen Sie übrigens den Buben
vom Manfred Wieser?“
    „Allerdings. Der hat sich mit seinen Spießgesellen
oft genug hier in der Gegend herumgetrieben. Und in der Höhle unten im Löß
haben sie sich auch zu schaffen gemacht. Ganz schön gefährlich das, aber nicht
meine Sache.“
    „Etwas anderes: Sie müßten doch eigentlich hier oben
gewesen sein, als der Unfall mit dem Willi passiert ist.“
    „Wahrscheinlich. Bemerkt habe ich aber nichts. Der
Traktor ist laut, und ich habe Besseres zu tun, als mich um einen
Schwachsinnigen zu kümmern. Als ich ihn dann zufällig unten liegen gesehen
habe, war vielleicht alles schon lange vorbei.“
    „Hat es Sie eigentlich gestört, daß der Willi oft
auf Ihrer Wiese war?“
    „Es war mir egal. Schaden hat er ja keinen
angerichtet. Aber offen gesagt, lieber war 's mir gewesen, ich hätte ihn nicht sehen müssen. So einer
gehört nicht unter die Leut.“
    „Wohin sonst?“
    „Ach, lassen Sie mich in Frieden. Sie haben einen
Narren an ihm gefressen gehabt, nicht wahr? Da sind halt zwei Schlaumeier
zusammengekommen.“
    „Dumm war er nicht, der Willi.“
    „Alles relativ, wie gesagt.“ Gapmayr grinste und hob
den Kopf, dann wurden seine Augen schmal, er griff nach einem großen
Schraubenschlüssel und schleuderte ihn mit einer wütenden Handbewegung in den
Weingarten. „Verdammt. Daneben. Ausrotten sollte man diese Feldhasen. Fressen
die jungen Triebe weg, Viecher, elende. Aber die Jäger wollen ja auch was zum
Totschießen haben, nicht wahr?“
    „Eine letzte Frage: Haben Sie an diesem Nachmittag,
Sie wissen schon, den Klaus und seine Freunde gesehen?“
    „Nein, habe ich nicht. Aber vielleicht waren sie
unten bei der Höhle.“ Gapmayr schaute ungeduldig auf die Uhr.
    „Ja, vielleicht.“ Polt hob die Schultern. „Dann
werde ich eben gehen.“
    „Tun Sie das, Herr Inspektor. Anständige Leute haben
nämlich eine anständige Arbeit. Und die will getan sein.“
    Simon Polt bog noch vor der Burgheimer Kellergasse
in einen schmalen Weg ein, der zwischen Weingärten talwärts führte. Er war
jetzt verteufelt müde und fühlte sich schlecht. Doch er wollte sich unbedingt
noch bei dem stillgelegten Ziegelofen umschauen. Der Betrieb war seit
Jahrzehnten eingestellt. In einem der Verwaltungsgebäude wohnte ein altes
Ehepaar, hielt ein paar Hühner und eine Ziege und pflegte die Obstbäume.
    Polt war schon lange nicht mehr hier gewesen. Erst
jetzt fiel ihm die eindrucksvolle Größe dieser Anlage auf. Dort, wo früher Lehm
abgebaut worden war, schob sich eine flache Bucht mit steilen Ufern ins
Hügelland, am anderen Ende gab es eine nutzlos gewordene Transformatorstation
und sogar eine Kapelle. Die Verwaltungsgebäude und der Ringofen mit dem
hochragenden Schlot standen im Zentrum, sogar das mächtige Dach, unter dem die
Ziegel zum Trocknen aufgeschichtet worden waren, schien noch so halbwegs in
Ordnung zu sein.
    Von den zwei alten Leuten war nichts zu sehen, und
Polt wollte sie auch nicht stören. Er lehnte sein Fahrrad an einen windschiefen
Bretterverschlag und ging langsam zum Ziegelofen. Er mußte sich kaum bücken, um
durch eine der großen Öffnungen ins Innere zu gelangen. Im kühlen Halbdunkel
schaute er nach oben. Das Gewölbe machte einen beruhigend massiven Eindruck.
Vorsichtig, Schritt für Schritt, ging er weiter. Der Gendarm hatte fast einen
Halbkreis vollendet, als er ein Geräusch

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