Blumen fuer Polt
kann's mir so ungefähr denken.“ Polt
betrachtete eingehend das Bild des Bundespräsidenten über dem Schreibtisch des
Dienststellenleiters.
Mank lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Paul
Frieb hat offensichtlich mit ein paar guten Freunden geredet. Mein Gott, Simon!
Noch gestern hätte ich viel dafür gegeben, einmal mit einem meiner obersten
Vorgesetzten sprechen zu können. Heute früh hat einer angerufen. Der Name geht
dich nichts an.“
Polt löste den Blick vom Präsidenten und schaute
Mank ins Gesicht. „Donnerwetter. Und das alles nur, weil ich mich mit
besoffenen Skinheads herumprügle?“
„Ja. Es wurde mir nahegelegt, besonders korrekt und
mit Feingefühl vorzugehen.“
„Das ist genau die Sprache, die Anatol und Rene
verstehen, nicht wahr?“
„Es geht um den Dienstweg, Simon. Es darf nichts an
unserer Arbeit geben, das angreifbar wäre. Auf dich wartet also jede Menge
Hausaufgaben. Du hast ohnedies Innendienst heute. Mit einer Ausnahme.“
„Und die wäre?“
„Manfred Wieser hat angerufen und sich über dich beschwert.
Außerdem hat er gesagt, daß er heute den Klaus in die Schule begleiten wird, um
die Sache mit Karin Walter zu besprechen. Die ist ja Klassenvorstand. Oder
heißt das heutzutage Klassenvorständin?“
„Weiß ich nicht.“
„Ist ja auch egal. Aber jetzt einmal unter uns,
Simon. Daß dir die Sache mit dem Willi keine Ruhe läßt, ist verständlich, aber
deine Angelegenheit. Für mich sind die Ermittlungen abgeschlossen. Und was
diese Viererbande angeht: Ein paar von ihren Missetaten waren ganz bestimmt
mehr als Lausbubenstreiche, und ein paar weitere könnte man noch herausfinden.
Für eine Anzeige würde das schon reichen. Fragt sich nur, ob das der richtige
Weg ist, mit den Helden umzugehen.“
„Bestimmt nicht.“
„Und dann hat es was zwischen den Buben und dem
Willi gegeben. Angeblich hast du so etwas wie einen Beweis.“
„Beweis nur dafür, daß die vier den Willi aus ihrem
Revier vertreiben wollten.“
„Ich will es eigentlich gar nicht so genau wissen.
Es gibt also nach wie vor nichts, was uns offiziell interessieren müßte.“
„Ich gehe der Sache privat nach.“
„Dem Wieser gegenüber hast du aber mit der Gendarmerie
gedroht, das war ein Fehler, Simon.“
„Ich war wütend. Aber du hast recht. So geht es
nicht. Ich werde mich bei Manfred Wieser entschuldigen.“
„Das wird nicht reichen. Ich habe ihm angeboten, daß
sich die vier Väter und du heute gegen Abend im Extrazimmer vom Gasthaus
Stelzer treffen. Wenn die Karin Walter mitkommen will, soll's mir recht sein.
Und bei dieser Gelegenheit mußt du einfach klare Verhältnisse schaffen,
Simon, und ich muß wissen, wie es weitergeht. Eine Beschwerde über einen meiner
Beamten an eine vorgesetzte Dienststelle hätte mir im Augenblick gerade noch
gefehlt. Ist dir fünf Uhr recht? Dann gebe ich dem Manfred Wieser Bescheid.“
„Gut. Auf ein paar blaue Flecken mehr oder weniger kommt
es auch nicht mehr an.“ Polt machte sich an die Arbeit.
Als es an der Zeit war, nahm er seine Uniformmütze
vom Haken, ging zum Haus des Tierarztes, um sein Fahrrad zu holen, und war
pünktlich in Brunndorf.
„Grüß Gott, Herr Inspektor.“ Der Wirt deutete mit
dem Kopf zum Extrazimmer. „Dicke Luft?“
Polt nickte nur und ging nach hinten. Die vier Väter
saßen an der Schmalseite des Raumes um einen Tisch. Karin Walter saß allein,
musterte ein paar Sekunden Polts noch immer verschwollenes Gesicht, sagte aber
nichts. Der Gendarm setzte sich zu ihr. Die Lehrerin spielte nervös mit einem
Bierdeckel. Dann gab sie sich einen Ruck, stand auf und schaute zu den vier
Männern hinüber. „Es geht um eure Buben. Ihr habt allen Grund, euch Sorgen um
sie zu machen. Mir ist es übrigens auch nicht gleichgültig, wie es denen geht.
Gendarmerie Inspektor Polt ist da, weil er damit zu tun hat.“
Polt nickte. „Und ich muß mich gleich einmal für
etwas entschuldigen. Wie ich neulich mit Ihnen telefoniert habe, Herr Wieser,
war das ganz und gar privat. Und es war unrecht von mir, Sie mit dem Hinweis
unter Druck zu setzen, daß ich auch noch Gendarm bin.“
Manfred Wieser schaute wütend hoch. „Im Reden ist er
gut, unser Herr Inspektor. Darauf lassen wir uns nicht mehr ein. Wir vier sind
einer Meinung, und die werden Sie jetzt hören. Die Sache geht Sie einen Dreck
an, Herr Polt. Wir haben unseren Buben verboten, in Zukunft auch nur ein Wort
mit Ihnen zu reden. Wir kommen schon selbst mit denen zurecht. Und
Weitere Kostenlose Bücher