Blumen fuer Polt
Tagelöhner beschäftigte, zog er am
Abend zur Bestätigung der geleisteten Arbeit einen Strich über beide Hölzer.
Jeder behielt seinen Teil, und keiner konnte den anderen betrügen, weil die
Striche ja zusammenpassen mußten.“
Polt war beeindruckt. „Da steckt Logik drin, könnte
mir eigentlich auch nicht schaden. Vielleicht bringe ich damit in meinem Kopf
endlich Phantasie und Wirklichkeit in die Reihe und zwinge mich dazu,
ausnahmsweise einmal geradeaus zu denken.“
„Heute abend ist das bestimmt nicht mehr notwendig.“
Schachinger öffnete die Flasche. „Ein schöner, tiefdunkler Roter, kräftig und
samtig, wie es sich gehört. Vielleicht hätte ich ihn noch gar nicht abfüllen
sollen.“
„Weißt du was, Simon?“ sagte Friedrich Kurzbacher
zwei Gläser später. „Am Wochenende ist eine Weinkost in der Burgheimer
Mehrzweckhalle. Da hören wir uns für dich ein wenig um, was diesen Nachmittag
oben am todten Hengst angeht.“
„Danke.“ Simon Polt fühlte sich deutlich besser.
„Aber jetzt muß ich gehen, ich habe einen kranken Kater zu Hause.“
„Und ich eine böse Frau“, sagte Schachinger, „da bin
ich besser daheim, wenn die schwarze Luft kommt.“
„Guten Abend also miteinander! Gottlob hat's ja zu
regnen aufgehört.“ Polt wischte mit der Hand über den nassen Sattel, stieg aufs
Fahrrad, fuhr auf schmalen Wegen zwischen Weingärten und Äckern nach Brunndorf,
freute sich über Czernohorsky, der ihm auf wackeligen Beinen entgegenkam, und
sorgte dafür, daß der Kater und er nicht hungrig blieben.
Am nächsten Morgen rief schon um halb acht Karin
Walter an. „Hallo, Simon. Kann ich zu dir kommen? Wir müssen reden.“
„Jederzeit. Ich habe dienstfrei.“
„Ich geh jetzt in die Schule. Paßt es dir gegen
zwei?“
„Ja natürlich.“
„Also bis dann.“
Polt rief noch Harald Mank an, um ihm vom Gespräch
mit den Vätern zu berichten. Dann wartete er auf Karin und brachte es nicht fertig,
noch irgend etwas anderes zu tun.
Sie war pünktlich und schaute ernst drein. „Grüß
dich, Simon. Was habt ihr gestern abend noch geredet?“
„Ich habe versucht, diesen Dickschädeln
klarzumachen, daß die Buben nicht vor mir Angst haben, sondern offensichtlich
etwas wissen, was ihnen einen Schock versetzt hat.“
„Und die Reaktion?“
„Manfred Wieser hat das Gespräch für beendet
erklärt.“
„Und du?“
„Ich habe noch mit ein paar Brunndorfer Bauern geredet.
Nicht ohne, was die vier Lausbuben so alles angestellt haben.“
„Weiß ich.“
„Und der Kurzbacher will sich ein wenig für mich umhören.
Vielleicht hat ja doch jemand etwas gesehen, an diesem Nachmittag.“
„Du gibst also noch immer
nicht auf.“
„Warum sollte ich aufgeben? Es stimmt etwas nicht
mit Willis Tod, da bin ich sicher. Und die Buben werden irgendwann reden
müssen. Die können doch mit dieser Belastung nicht ewig weitermachen.“
„Und du sorgst dafür, daß die Belastung völlig unerträglich
wird.“
„Das ist nicht meine Absicht.“
„Aber das Ergebnis deiner Handlungen.“
„Du meinst also, daß ich den Buben gegenüber rücksichtslos
bin? Das ist ungerecht.“
„Du nimmst immerhin so einiges in Kauf.“
„Nicht einmal das stimmt. Je rascher der Fall
geklärt ist, desto eher sind auch die Kinder von ihrem Alptraum befreit.“
„Und dafür gehst du über
Leichen, wie?“
„Es gibt nur zwei Leichen.
Den Riebl Rudi und den Willi.“
„Das war im übertragenen Sinn gemeint. Ich mag es
nicht, wenn du spitzfindig wirst, Simon. Du führst dich ganz einfach ungut
auf.“
„Wer auch immer den Willi umgebracht hat, hat sich
ganz anders aufgeführt.“
Karin Walter atmete tief durch, stand auf und
schaute aus dem Fenster. Polt trat hinter sie. „Glaubst du, in mir sieht's
besser aus als in dir?“
Karin ließ Polt stehen und setzte sich wieder.
„Versuchen wir es in Ruhe. Du bist fest davon überzeugt, daß dein Freund Willi
nicht durch einen Unfall gestorben ist. Aber Beweise hast du keine dafür, nicht
wahr?“
„Nein. Wenigstens keine, die vor Gericht halten würden.
Und damals, erinnere dich doch, in der Sache mit diesem Hahn, war es nicht
anders. Und du hast mir geholfen.“
„Da ging es um mordverdächtige Erwachsene. Diesmal
geht es um Kinder, die vielleicht groben Unfug getrieben haben. Du hast deine
Überzeugung, bitte. Und ich werde dir jetzt etwas erzählen, von dem man
genausogut überzeugt sein könnte. Nimm an, die Buben hätten Willi noch an
diesem
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