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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Frau tapfer und frohgemut durchs
Leben schlug. Entschlossen bog Polt Richtung Kirchenwirt ab und betrat die
Gaststube. Franzgreis schaute ihm erstaunt entgegen. „Simon Polt! Ein seltener
Besuch in letzter Zeit!“
    „Wird schon wieder werden. Hast du einen Abnehmer
für zwei ungenießbare Wurstsemmeln?“
    „Natürlich. Die Asta, meinen Prachthund. Die hat das
dem Kommissar Rex abgeschaut.“
    Polt grinste. „Da sieht man wieder, wie schädlich
Fernsehen für Hunde ist. Ein großes Bier bitte. Und ein großes Gulasch.“
    „Mit Habesam-Semmeln?“
    „Nein, du Ekel. Mit einem Knödel, einem großen.“
    Polt aß mit Behagen. Er war immer noch bedrückt,
aber es ließ sich aushalten. „Bis bald, Franzgreis!“ Er begab sich nach Hause
und sah mit Freude seinen Kater schnurrend auf der Fensterbank liegen. Dann
nahm er den Robisch und zog zwischen den Linien, die Breitwiesers Unfall und
die Meldung Gapmayrs betrafen, einen Kreidestrich für die flüchtende
Bubenbande. „Ich weiß nicht, mein Guter, wie das zusammenpassen soll“, sagte er
zu Czernohorsky, und der Kater gähnte.
     
    „Was Neues?“ Ausgeschlafen trat Polt am nächsten Morgen
seinen Dienst an. Ernst Holzer, der eine lange Nacht hinter sich hatte, gähnte.
„Wie man es nimmt, Simon. Der Sohn von unserem verehrten Herrn Bürgermeister
hat zum dritten Mal den Führerschein abgeben dürfen. An der Grenze wurden 18
Koreaner aufgegriffen, der Schlepper ist natürlich auf und davon. Die
Frieb-Brüder haben sich ungewöhnlich friedlich in der Burgheimer Kellergasse
niedergesoffen und sind zu Hause abgeliefert worden. Ja, und in einem Stadel
sind Kinder beim Zündeln erwischt worden, leider zu spät: Die Feuerwehr hat
ausrücken müssen. Deine vier Helden waren es aber nicht. Also, ich geh dann.“
    Polt sah die am Vortag erschienene Ausgabe der Lokalzeitung
auf einem der Schreibtische liegen. Er nahm sie, goß Kaffee aus der
Filtermaschine in eine dickwandige Tasse und machte sich an die dienstliche
Morgenlektüre. Die Bezirkshauptstadt Breitenfeld und ihre Katastralgemeinden
hatten Streit wegen der Planung ihrer Kläranlagen, die Feuerwehr von Burgheim
war mit einer Übung erfolgreich gewesen, und das renovierte Steinkreuz vor der
Kellergasse von Brunndorf war feierlich eingeweiht worden. Und da war ja auch
schon der Zeugenaufruf zu finden, um den Polt den Redakteur gebeten hatte.
„Licht ins Dunkel!“ war die feinsinnige Titelzeile. Darunter stand zu lesen:
    Nach wie vor ist jener bedauerliche Unfall, bei dem
am 2. April gegen 17.30 in Brunndorf der Frühpensionist Rudolf Riehl durch den
Zusammenstoß mit dem Auto des Gutshofpächters Horst Breitwieser getötet wurde,
nicht restlos geklärt. Die Gendarmerie Burgheim ersucht allfällige Zeugen,
sich zu melden.
    Polt klappte die Zeitung zu. Man würde ja sehen.
Gegen Mittag zeigte der Aufruf dann tatsächlich Wirkung. Hans Hofbauer und
Herbert Gratzl betraten das Wachzimmer. Sie betraten es eigentlich nicht,
sondern sie navigierten gemeinsam. Polt kannte die beiden natürlich. Schon
seit Jahren waren sie unzertrennlich, allerdings nicht aus Sympathie
zueinander, sondern in einer durchaus nützlichen und vielfach bewährten
Symbiose. Hans Hofbauer war eigentlich nie wirklich nüchtern, dafür aber um so
häufiger stockbetrunken. Herbert Gratzl hingegen trank kaum etwas und war ein
heller Kopf, hatte aber böse Probleme mit den Augen und konnte trotz dicker
Brillengläser kaum noch etwas erkennen. Also stützte er seinen scharfäugigen,
wenn auch häufig schwankenden Partner, der ihm seinerseits berichtete, was es
so zu sehen gab.
    „Ist das Inspektor Polt?“ Gratzl gab dem Hofbauer einen
ungeduldigen Stoß.
    „Immer mit der Ruhe.“ Der Hofbauer, noch relativ
nüchtern, schob seinem Begleiter einen Sessel hin, stellte auch für sich einen
vor Polts Schreibtisch und ließ sich mit einem Schnaufer nieder. „Ah, das tut
gut. Du immer mit deiner Herumrennerei. Unsereins kommt ja kaum zum Sitzen.“
    „Erst vor zehn Minuten hast du beim Kirchenwirt deinen
fetten Hintern gehoben.“
    „War wahrscheinlich ein Fehler.“ Hofbauer schaute
Polt aus naß glänzenden Augen an. „Gibt es eine Belohnung?“
    „Wofür?“
    „Na, wenn man was gesehen hat, damals bei dem Unfall
in Brunndorf.“
    „Nein, da gibt's keine Belohnung. Über ein Viertel
Grünen beim Kirchenwirt ließe sich reden.“
    Hofbauer stieß Gratzl an. „Da hast du's. Den Gewaltmarsch
hätten wir uns sparen können.“
    Herbert Gratzl

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