Blumen fuer Polt
seufzte. „Mit dir steht man ja schön
da. Wir tun einfach unsere Pflicht, wie sich das so gehört. Gibt es wirklich
keine Belohnung, Herr Inspektor?“
Polt wurde schon langsam unruhig. „Nein, wirklich
nicht. Und warum kommt ihr erst jetzt?“
„Wer hat schon gern mit der Gendarmerie zu tun.“
Gratzl warf seinem Begleiter einen mißbilligenden Blick zu. „Der da schon gar
nicht. Aber der alte Breitwieser hat uns mehr und mehr leid getan. Wo man doch
weiß, was der Riebl Rudi für einer war. Also, das war so. Wir sind am
Ortseingang von Brunndorf vor dem Hof vom Schachinger gestanden, hab ich
recht, Hans?“
„Sollst recht haben, meinetwegen.“
„Dann habe ich den Hans gebeten, daß er schauen
soll, ob wir über die Straße gehen können. Nein, hat er gesagt, der alte Kübel
vom Breitwieser kommt. Stimmt's, Hans?“
„Frag mich nicht dauernd, wenn du's eh weißt.“
„Jetzt mußt ohnehin du weitererzählen.“
„Klar, wer braucht dich schon. Also, ich schau dem
Auto vom Breitwieser nach.“
„Wie nüchtern?“ Inspektor Polt rückte einen
Notizblock zu recht.
„So gut wie. Und unterbrechen Sie mich nicht immer,
Herr Inspektor, sonst verlier ich noch den Faden. Ich schau also dem komischen
Vehikel nach und seh ein paar Meter weiter vorn den Riebl Rudi auf seinem
Moped. Der Breitwieser hat gehupt.“
„Wie oft?“
„Wie oft, wie oft. Dreimal wahrscheinlich. Aber
jetzt kommt es: Der Riebl Rudi hat sich auf das Hupen hin zum Breitwieser
umgedreht. Und dann erst hat er das Moped verrissen und ist vors Auto gefallen.
Der Hund hat's drauf angelegt, wenn Sie mich fragen.“
Polt schrieb eifrig mit. „Da könnten Sie allerdings
recht haben, Herr Hofbauer. Fragt sich nur, welcher Hund.“
Über
den Fluss und in die Wälder
Gegen zwei Uhr kam Dienststellenleiter Harald Mank
aus seinem Büro. „Simon, es geschehen Zeichen und Wunder. Herr Frieb hat mich
gerade angerufen. Richtig höflich war er. Er hätte gerne mit dir gesprochen,
wenn es deine Zeit erlaubt. Das sind ganz neue Manieren. Sag, hast du etwas mit
dem angestellt?“
„Ich? Nein.“ Simon Polt gab seinem Vorgesetzten die
Niederschrift von Hans Hofbauers Aussage. „Das bringt uns vermutlich ein gutes
Stück weiter.“
Harald Mank las und nickte. „Ein geschickter Anwalt
kann daraus schon etwas machen, im Sinne Breitwiesers, meine ich.“
„Wenn der sich einen Anwalt leisten kann. Übrigens
was dagegen, wenn ich nachmittag kurz zum Runhof fahre? Ich möchte wissen, wie
es den alten Leuten da draußen so geht.“
„Nur zu. Aber vorher würde ich an deiner Stelle ja
doch noch den Herrn Frieb besuchen. Auch wenn er Kreide gefressen hat, sollte
man ihn nicht zu sehr warten lassen. Ich werde dich für halb drei anmelden,
recht so?“
„Freilich. Für ein Gespräch mit liebenswerten Menschen
bin ich stets zu haben.“
Als Simon Polt pünktlich läuten wollte, bemerkte er,
daß ihm Paul Frieb durch den Garten entgegenkam. „Guten Tag, Herr Inspektor,
und danke, daß Sie so rasch gekommen sind. Bitte folgen Sie mir.“
Diesmal führte der Weg ins Wohnzimmer, einen kühl
und sachlich wirkenden Raum, in dem Weiß und Schwarz dominierten. Frieb wies
auf einen der schweren Lederfauteuils. „Bitte, nehmen Sie Platz.“ Er setzte
sich Polt gegenüber und schwieg lange. Dann beugte er sich vor und schaute dem
Gendarmen forschend ins Gesicht. „Die Situation ist für mich ungewöhnlich. Ich
weiß nicht recht, wie ich beginnen soll. Nun gut. Vielleicht so: Als wegen der
lebensgefährdenden Manipulation an Frau Walters Fahrrad Anzeige erstattet
wurde, habe ich mich erkundigt, wie die Sache läuft. Mir stehen da einige
Möglichkeiten offen. Und ich habe versucht, ein wenig auf das Verfahren Einfluß
zu nehmen. Verstehen Sie mich recht, Inspektor, nicht um einen ungesetzlichen
Vorteil herauszuschlagen, sondern um zu verhindern, daß Sie in Ihrem Rachedurst
überreagieren. Das war unnötig. Ich bitte Sie, meine Einmischung zu entschuldigen.“
Simon Polt hatte mit wachsendem Erstaunen zugehört
und neigte nun höflich den Kopf.
Paul Frieb lächelte unsicher. „Wegen dieses
Überfalls in der Kellergasse gibt es noch keine Anzeige, wie?“
Jetzt grinste Polt. „Ja wissen Sie, Herr Frieb, das
ist so. Ärztliche Hilfe hat niemand in Anspruch nehmen müssen. Was die blauen
Flecken angeht, war ich mit Ihren Söhnen am Ende ziemlich quitt, und es ist ja
dann fast noch ein netter Abend geworden.“
„Sie sind ein seltsamer Mensch.
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