Blumen fuer Polt
werden ein gutes Versteck haben, wie ich sie
kenne.“
„Und wenn sie mit dem Bus Richtung Wien gefahren sind?“
Polt spielte nervös mit einem Kugelschreiber.
„Sind sie nicht. Das wissen wir bereits. Und
Autostop ist ziemlich unwahrscheinlich. Trotzdem habe ich zur Sicherheit
Bescheid gegeben, auch an der Grenzstation. Aber die Buben verbergen sich
irgendwo hier in der Gegend, da kennen sie sich aus. Wenn wir morgen nicht bald
Erfolg haben, fordere ich jedenfalls Suchhunde an.“
„Das dritte große Geheimnis“, murmelte Polt.
„Das was?“
„Die Viererbande hat drei große Geheimnisse, Harald.
Das zweite kenne ich, das dritte halb und das erste, das größte, müssen wir
finden. Was dagegen, wenn ich einmal dieser Spur folge? Und zuvor möchte ich
noch dem Manfred Wieser einen Besuch abstatten. Kommst du mit, Karin?“
„Ja.“
Harald Mank kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück.
„Ihr müßt eure Räder nehmen, Auto ist keins mehr da. Hier sind zwei
Taschenlampen. Ich bleibe in der Dienststelle, als Nachrichtenzentrale.“
Simon Polt hatte lange und laut an das Hoftor
geklopft, als Manfred Wieser endlich öffnete. Sein Atem roch nach Schnaps. „Sie
haben in meinem Haus nichts verloren, Inspektor.“
Polt schob ihn zur Seite. „Irrtum, Herr Wieser.
Heute bin ich offiziell da. Und Karin Walter steckt mit mir unter einer Decke,
wie Sie wissen. Wo können wir reden?“
„Kommen Sie meinetwegen in die Küche.“ Schwerfällig
ging der Bauer voran und warf einen Haufen Arbeitskleidung von der Sitzbank
auf den Fußboden, um Platz für den Besuch zu machen. Er selbst blieb stehen.
„Und? Was jetzt?“
„Haben Sie eine Ahnung, wo sich die vier verstecken
könnten?“
„Wenn ich das wüßte, Herr Obergescheit, hätte ich
den Klaus schon an den Ohren aus dem Loch gezogen.“
„So, wie Sie ihn in die Schule geprügelt haben,
nicht wahr?“
„Hat doch gewirkt, oder? Bei den anderen übrigens
auch.“
„Ja, bis heute mittag. Und jetzt sind die Buben
irgendwo allein mit ihrer Angst, und man muß das Schlimmste befürchten.“
Manfred Wieser kam drohend auf Polt zu. „So haben
wir's gern. Erst Kinder verschrecken und dann den Eltern Vorwürfe machen.“ Er
nahm den Gendarmen am Hemd und zog ihn hoch.
Polt stieß den Wieser wütend von sich. „Zuschlagen
ist wohl alles, was Ihnen einfällt, wie?“
„Das gibt eine Beschwerde.“
„Schon gut. Und jetzt denken Sie bitte einmal nach.
Was hat denn der Klaus so geredet in der letzten Zeit? Hat er vielleicht etwas
davon erzählt, was er und seine Freunde treiben und wo sie sich aufhalten, beim
Spielen?“
„Erzählt? Der?“ Manfred Wieser lachte. „Seit seine
Mutter fort ist, vor ein paar Monaten, hat er nicht ein Wort mit mir geredet,
immer nur blöd geschaut. Und jetzt verschwinden Sie endlich!“
„Nichts lieber als das.“ Der Gendarm und die
Lehrerin ließen Manfred Wieser allein.
„Wohin?“ Karin Walter saß schon auf ihrem Fahrrad.
„Zur Wolkenburg. Eine Baumhütte in der Nähe der verlassenen
Kellergasse zwischen Burgheim und Brunndorf.“ Schweigend fuhren die beiden
nebeneinander her und ließen dann die Räder am Beginn des Hohlweges zurück. Simon
Polt ging voraus. „Nicht ausrutschen, es ist feucht hier. Und Vorsicht mit den
Ästen, ein paar davon haben Dornen.“
„Ich kann schon auf mich aufpassen.“
Als sie die alte Kellergasse erreicht hatten, ließ
Polt das Licht seiner Taschenlampe über die verfallenden Preßhäuser wandern.
„Wie eine verwunschene Stadt, nicht?“
Karin Walter gab keine Antwort.
„Und das hier muß der zweite Eingang vom
Gapmayr-Keller sein, ich hab dir davon erzählt. Halt, ich seh was!“ Hinter dem
Riegel der schweren Holztür steckten Wiesenblumen. „Seltsam. Der Gapmayr und
Blumen!“ Polt trat näher. „Sie sind noch nicht welk. Komm, wir müssen weiter.
Da, links die Böschung hinauf. - Und jetzt noch ein paar Meter durchs Gestrüpp.
- So, da ist ja schon die Strickleiter.“ Polt kletterte hoch und Karin Walter
folgte ihm. „Daß wir die vier vergeblich in der Hütte suchen würden, war dir
wohl klar, hm?“ Sie hatte die Beine angezogen und die Arme um die Knie gelegt.
„Das schon. Doch ich gehe davon aus, daß die Buben
nach wie vor Wirklichkeit und Phantasie nicht auseinanderhalten.“
„Und das bedeutet?“
„Wir müssen mitspielen. Stell dir einmal vor, Karin:
Vier verwegene Haudegen sind die heimlichen Herrscher des Wiesbachtales. Doch
eines Tages geraten sie
Weitere Kostenlose Bücher