Blumen Für Sein Grab
Superintendent Hawkins ihn in Selways Wagen zurückkehren sah. Es nutzte niemandem, wenn der Superintendent sich in den Kopf setzte, dass Markby und der einheimische Beamte eine Art Allianz gegen ihn gebildet hatten. Markby war nicht der Einzige, der zu Fuß unterwegs war. Nach einer ganzen Weile, als ihn die Beine schon schmerzten und ihm die Erkenntnis dämmerte, dass er längst nicht so fit war, wie er geglaubt hatte, bemerkte er eine andere Gestalt ein Stück weiter vor sich. Ein junger Mann, wie es aussah, und er kam noch langsamer voran als Markby. Entweder war er noch weniger fit, oder er trödelte, weil er nicht früher ankommen wollte, als er unbedingt musste, wohin auch immer er ging. Als Markby langsam näher kam, stellte er fest, dass es Nevil James war, der mit den Händen in den Taschen und gesenktem Kopf durch die Gegend schlurfte.
»Hallo!«, rief Markby ihm freundlich zu. Nevil blickte über die Schulter nach hinten und blieb stehen, bis Markby bei ihm war. Er sah nicht sonderlich begeistert über die Begegnung aus und erwiderte Markbys Gruß lustlos. Doch der Wind hatte seine bleiche Gesichtsfarbe aufgefrischt und sein Haar durcheinander gebracht, sodass er mehr wie ein gewöhnlicher Landbewohner und nicht ganz so verschlossen wirkte wie üblich.
»Ich war bei den Hardys zu Besuch«, informierte ihn Markby.
»Der Tod ihrer Tochter ist ein schrecklicher Schlag für die beiden.«
»Ich weiß«, murmelte Nevil.
»Ich komme auch gerade von dort. Sie haben erzählt, dass Sie da gewesen sind.« Markby fragte sich, wie die Hardys Nevil empfangen hatten, insbesondere nachdem Mr. Hardy Markby gegenüber seiner unverblümten und wenig schmeichelhaften Meinung über den jungen Mann Ausdruck verliehen hatte. Als wüsste er genau, was Markby dachte, fuhr Nevil fort:
»Ich weiß nicht, ob sie mich gerne gesehen haben. Irene hat ununterbrochen geweint. Wally mochte mich noch nie, und jetzt scheint er mich noch weniger zu mögen. Sie scheinen einen guten Eindruck bei den beiden hinterlassen zu haben. Irene nannte Sie einen ›echten Gentleman‹.« Bei diesen Worten wurde Markby mit einem Seitenblick bedacht, aus dem viel Groll und eine Andeutung von Spott sprach. Markby ignorierte es, doch er glaubte erklären zu müssen, wo er die restliche Zeit nach seinem Besuch verbracht hatte.
»Ich war noch auf ein Pint im Pub. Ein wenig trostlos ist es dort.«
»Was hatten Sie denn in dieser Gegend anderes erwartet?«, entgegnete Nevil.
»Ich verstehe, was Sie meinen. Es ist sehr still hier. Haben Sie nie überlegt wegzugehen? Sich irgendwo anders eine Arbeit zu suchen, in einer Stadt?«
»Gedacht schon«, gestand Nevil leise.
»Aber es auch tun ist etwas ganz anderes. Haben Sie meine Mutter kennen gelernt?«
»Nein, nicht wirklich. Ich habe eine Menge über sie gehört. Sie scheint eine Persönlichkeit in Church Lynstone zu sein.«
»Ma?« Nevil warf Markby einen verbitterten Blick zu.
»Oh, vermutlich hat sie jede Menge Charakter. Sie hatte ein schweres Leben. Mein Vater hat uns sitzen lassen, wissen Sie.«
»Das wusste ich nicht, aber es tut mir Leid, das zu hören.«
»Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen. Ich erinnere mich nicht einmal an ihn. Aber Ma kann ihn nicht vergessen, das ist ihr Problem! Ich kann sie und die Zwinger nicht im Stich lassen! Sie würde nicht zurechtkommen ohne mich. Verstehen Sie …« Nevil blieb erneut stehen und wandte sich seinem Begleiter zu.
»Verstehen Sie, Ma ist nicht so tüchtig, wie sie glaubt. Oh, sie ist äußerst entschlossen und fleißig und alles, aber sie hat ihre schwachen Stellen.«
»Wie Achilles«, lächelte Markby.
»Haben wir die nicht alle?«
»Achilles? Ach ja, der Bursche mit der vertrackten Sehne. Hören Sie, stimmt es, dass Sie früher einmal mit Rachel verheiratet waren?«
»Ja. Stört es Sie?« Nevil wirkte ein wenig sprachlos.
»Nein … äh, ja. Ich meine, macht es Rachel nicht nervös, wenn Sie wieder in ihrer Nähe sind? Ist das nicht ein wenig taktlos?«
»Sie hat mich gebeten zu kommen«, antwortete Markby ein wenig vorwurfsvoll.
»Aber sie hat mich!« Nevils Stimme nahm einen klagenden Tonfall an. Er klang wie ein Kind, dem ein Erwachsener sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat.
»Nevil …« Markby zögerte. Es war nicht an ihm, diesem jungen Romantiker zu sagen, dass Rachel nicht einen Penny auf ihn gab. Er würde es irgendwann selbst herausfinden. Wahrscheinlich wusste er es in seinem Herzen längst und weigerte sich nur,
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