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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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beugte sich vor.
    »Dieses Mädchen, das man tot gefunden hat – stimmt es, dass es im Vogelkäfig war? Kann das sein?« Sie hob eine fein nachgezogene Augenbraue.
    »Das ist vielleicht bizarr! Ein Leichnam, und all die kleinen Vögel flattern um ihn herum. Grotesk, aber durchaus interessant, meinen Sie nicht?«
    »Ja, man fand sie in der Voliere. Wir wissen nicht, wie sie dorthin gekommen ist oder was sie dort zu suchen hatte.« Meredith hätte ihr noch darin zugestimmt, dass es bizarr war. Doch einen Mord als
    »interessant« zu beschreiben, das ging ihr entschieden zu weit.
    »Ehrlich gesagt, es war ein ziemlicher Schock.« Miriam schob die Hände zurück in die Taschen und zog die Schultern hoch. Der Wind zerzauste ihr langes Haar, und zusammen mit dem flatternden Seidenschal sah sie mit einem Mal aus wie eine Hexe.
    »Nichts an diesem Ort könnte mich schockieren, meine Liebe. Er sendet schreckliche Schwingungen aus. Ich kann so etwas spüren. Sie vielleicht auch?«
    »Ich bin nicht übersinnlich veranlagt, falls Sie das meinen«, antwortete Meredith.
    »Nein? Macht nichts.« Miriam streichelte Meredith mitfühlend den Arm.
    »Es ist eine sehr seltene Gabe, und nicht jeder besitzt sie, wissen Sie?« Urplötzlich zerrte sie an ihrem Seidenschal und zog eine dünne Goldkette hervor, an der eine Art Amulett aus grünem Stein baumelte.
    »Das hier habe ich immer an! Es schützt mich gegen den bösen Blick!« Sie drehte den Kopf zur Seite, hob die Hand und spuckte sauber zwischen Mittel- und Ringfinger hindurch. Inzwischen hatte sich Meredith der Meinung Rachels angeschlossen, dass Mrs. Troughton verrückt sein musste. Wenn auch vielleicht nicht ganz irre, dann doch auf jeden Fall sehr merkwürdig und ziemlich Furcht einflößend. Unvermittelt änderte sich Miriams Gesichtsausdruck. Die braunen Samtaugen ruhten rätselhaft auf Meredith.
    »Aber wenigstens hat der arme Alex jetzt seine Ruhe. Was glauben Sie?« Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte sie an Meredith vorbei ins Hotel. Als Meredith in der Halle ankam, war Miriam bereits verschwunden, wahrscheinlich in irgendeinen privaten Bereich. So faszinierend es auch sein mochte, mehr über die Lady in Erfahrung zu bringen, jede Anstrengung in dieser Richtung wäre eine interessante, doch wenig hilfreiche Ablenkung, denn einer Sache war sich Meredith inzwischen ganz sicher: Die Frau, die sie auf dem Gelände von Malefis Abbey und später bei Alex Constantines Beerdigung gesehen hatte, war nicht Miriam Troughton gewesen. Alan war nicht auf seinem Zimmer. Meredith fragte sich, was ihn so lange aufgehalten haben mochte. Sie würde ihm später von Miriam erzählen. Wie es schien, fand sie keine Antworten auf ihre Fragen, sondern ständig weitere, neue Geheimnisse. Der Grund, aus dem Markby noch nicht wieder ins Hotel zurückgekehrt war, lag darin, dass er zusammen mit Selway im The Fox saß, das gerade für den Abend geöffnet hatte. Im Augenblick war das Pub noch schwach besucht. Der Wirt polierte hinter dem Tresen Gläser, und ein paar ältere Einheimische hatten sich in einer Ecke auf der anderen Seite des Lokals versammelt, wahrscheinlich ihrem Stammplatz. Dort saßen sie nebeneinander und starrten die beiden Fremden an, während sie gelegentlich von ihren Humpen tranken. Sie unterhielten sich nicht; wahrscheinlich hatten sie schon vor langer Zeit damit aufgehört, weil sie sich alles gesagt hatten, was es zu sagen gab. Einer der Männer hatte einen Hund mitgebracht, der durch das Lokal wanderte, den fleckigen Bodenbelag beschnüffelte und alte Kartoffelchips und Erdnüsse verschlang, die zwischen die Stühle gefallen waren. Selway kehrte vom Tresen zurück und stellte die beiden Pints auf den Tisch. Bier schwappte über den Glasrand und tropfte auf die von eingetrockneten Ringen übersäte Tischplatte.
    »Ich mag Pubs wie dieses«, gestand Selway, während er sich auf einen geschwärzten Eichenstuhl setzte.
    »Kein Firlefanz, keine Auswärtigen, keine Städter, die über das Land fahren und irgendein Countrypub einen ganzen Abend lang in Beschlag nehmen und es dadurch nutzlos machen für die Einheimischen.« Markby trank von seinem Bier.
    »Ich bin ein Auswärtiger, könnte man sagen.«
    »Sie sind ein echtes Problem, wissen Sie das eigentlich?«, grunzte Selway.
    »Das war mir bewusst, ja«, antwortete Markby. Er musste grinsen.
    »Ich verstehe Sie sehr gut. Wäre ich an Ihrer Stelle, hätte ich mich auch gefragt, welche Rolle ich in dieser Sache

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