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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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allein«, sagte Meredith in der Erkenntnis, dass es an der Zeit war zu gehen, bevor Martin eine Bemerkung über ihren Mangel an chic machen oder sich erkundigen konnte, wie gut ihr eigenes Französisch war. Während sie ging, überlegte sie, dass das französische formidable im positiven Sinn ›beeindruckend‹ bedeutete, nämlich mit ›prachtvoll‹ oder ›wunderbar‹ zu übersetzen war, während das englische formidable ›beeindruckend‹ eher im negativen Sinn, im Sinne von ›schrecklich‹, ›Furcht erregend‹ meinte. Sie begann sich zu fragen, ob es möglicherweise ein Irrtum gewesen war, Mrs. Troughton bei ihrer ersten Begegnung als interessant, aber nicht weiter wichtig einzustufen. In Merediths Kopf summten neue Ideen. Miriam sprach sehr gut Französisch. Die gebildeten Libanesen sprachen ebenfalls alle Französisch. Dieser eigenartige Rotton von Miriams Haaren konnte durchaus aus dem Versuch resultieren, die natürliche schwarze Haarfarbe aufzuhellen. Rachel hatte erzählt, dass mit Ausnahme von Alex sämtliche Männer seiner Familie getötet worden wären. Was die Frauen anging, so hatte Rachel nicht gewusst, was aus ihnen geworden war. Was wurde aus Frauen, die ihre Männer verloren? In einer Kultur, in der Frauen aus Tradition nicht arbeiteten und nicht unabhängig waren, sondern stets unter dem Schutz ihrer Männer standen – seien es nun Väter, Brüder, Onkel oder Ehegatten –, bedeutete es eine Katastrophe, wenn etwas geschah, das die Frauen dieses Schutzes beraubte. Wenn eine Frau ohne den Kokon aus männlichen Familienmitgliedern zudem noch mittellos war, musste sie sich einen neuen männlichen Beschützer suchen. Und wenn sie von einem männlichen Verwandten im Stich gelassen worden war, der normalerweise für ihren Schutz zu sorgen gehabt hätte, dann würde sie ihm niemals verzeihen. Die Tradition des Nahen Ostens kannte keine Vergebung. Nur Rache. Ist das im Rahmen des Möglichen?, dachte Meredith und blieb in der Auffahrt zum Hotel stehen. Kann es sein, dass Alex, obwohl er schon Jahrzehnte zuvor aus seiner alten Heimat weggegangen war, bevor er hierher kam, in Lynstone einem Racheengel begegnet war? Miriam besaß chic, zugegeben, und diese Sorte chic war ziemlich kostspielig. Jerry Troughton konnte unmöglich so viel Spielgeld erübrigen. Miriam musste also eigene Einnahmequellen besitzen. War es möglich, dass Miriam ihren Sportwagen, ihre Designermodelle und all die kleinen Urlaubsaufenthalte fern vom verhassten Lynstone mit Hilfe von Erpressung finanziert hatte? Meredith ging langsam weiter. Alex hatte hin und wieder in der Hotelbar einen Drink genommen, um die Mittagszeit, gewöhnlich allein. Manchmal jedoch, so Miriams eigene Worte, hatte sie ihm Gesellschaft geleistet. Sie hatten ein freundschaftliches Verhältnis zueinander gepflegt. Aber waren sie Freunde gewesen? Oder hatten sie lediglich die Einzelheiten einer regelmäßigen Apanage ausgehandelt, die verhinderte, dass Miriam Schwierigkeiten machte? Einmal mehr fragte sich Meredith, worüber Miriam und Martin sich unterhalten hatten. Hatte Miriam vielleicht versucht, irgendwelche Einzelheiten in Erfahrung zu bringen, die sie zu ihrem Vorteil ausnutzen konnte? Eine lukrative Einnahmequelle war schließlich weggefallen – hatte sie nach einer neuen gesucht? Einer Chance, Rachel bluten zu lassen, wie Alex geblutet hatte? Doch eines hätte Miriam ganz gewiss nicht getan, falls Alex ihr regelmäßig Geld gab: Sie hätte ihn nicht getötet, ganz gleich, wie sehr sie ihn gehasst haben mochte.
    Meredith betrat den Frühstücksraum in dem Augenblick, als Markby mit seiner verbrannten Mahlzeit fertig wurde.
    »Hallo«, sagte er.
    »Möchtest du noch etwas Kaffee?«
    »Nein, danke. Ich habe schon gefrühstückt. Rachel ist zu Dr. Staunton gefahren, um sich stärkere Medikamente verschreiben zu lassen. Malefis Abbey geht mir langsam ziemlich an die Nieren. Ich wünschte, ich könnte auch hier wohnen.«
    »Nicht, wenn du das Frühstück essen müsstest, das ich gerade zu mir genommen habe!« Markby nahm sie beim Arm.
    »Komm, wir gehen in die Lounge. Ich habe die Abzüge von dem entwickelten Film, dem von der Ausstellung.« Sie kamen bei Hawkins vorbei, der gerade seinen letzten Toast mit Marmelade bestrich.
    »Guten Morgen, Superintendent!«, begrüßte Meredith ihn freundlich.
    »Das muss sich erst noch herausstellen«, murmelte Hawkins.
    »Den Bauch voll mit verbranntem Toast ist nicht gerade meine Vorstellung von einem guten Start

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