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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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unterbrochen und stand seitwärts auf der Leiter, einen Fuß auf einer Sprosse, den Ellbogen auf dem Abschlussstein der Mauer, die Schere in der freien Hand baumelnd, und unterhielt sich mit Mrs. Troughton, die unter ihm auf dem Weg stand. Es war, wie es schien, eine sehr ernste Unterhaltung. Wahrscheinlich ging es um den Mord an Gillian. Mrs. Troughton hatte bereits ihr Interesse an der Tat bekundet.
    Als die beiden Meredith bemerkten, verstummte ihr Gespräch, und beide wandten sich ihr zu.
    »Guten Morgen, Mademoiselle Meredith!«, rief Martin ihr lächelnd entgegen, ohne seine unsichere, wenn auch akrobatische Haltung aufzugeben. Mit tänzerischer Eleganz schwang er herum und nahm seine Arbeit wieder auf. Ein Schauer von Grünzeug fiel raschelnd zu Boden. Miriam kam Meredith entgegen. Sie lächelte ebenfalls, doch in ihren braunen Augen stand Berechnung. Sie trug eine gefütterte Jacke und, vielleicht weil sie zu Fuß und auf einem Spaziergang war, flache Stiefel. Es gelang ihr trotzdem, den Eindruck zu erwecken, als würde sie über die Bond Street spazieren.
    »Meine Liebe!«, rief sie Meredith zu.
    »Sie sind wie ich eine Frühaufsteherin. Unternehmen Sie vielleicht einen Verdauungsspaziergang wie ich auch? Ich muss jeden Morgen spazieren gehen, wegen meiner Verdauung, wissen Sie? Es ist dieses englische Essen! Es liegt einem im Magen wie ein Federbett! Ich esse selbstverständlich nur Früchte zum Frühstück – aber englische Früchte? Pah! Verschrumpelte Äpfel und winzige Orangen!«
    »Ich gehe nur zum Hotel«, antwortete Meredith hastig, bevor Miriam sie einladen konnte, sich ihrem gesunden Marsch anzuschließen. Sie hätte entgegnen können, dass Miriams Beschreibung englischer Früchte höchst unzutreffend sei, doch das wäre wahrscheinlich reinste Zeitverschwendung gewesen. Wie es aussah, hatte sie mit dieser Bemerkung auf einen weiteren Grund für Mrs. Troughtons Unzufriedenheit hingewiesen.
    »Das Hotel, pah! Es macht mich verrückt, morgens, dieses Hotel. Ich kann es einfach nicht ertragen!« Sie erschauerte dramatisch.
    »Der Geruch von Bratfett, der Schinken und die Eier! Ich war vorhin bei dieser dummen Frau in der Küche, dieser Mavis, um sämtliche Fenster zu öffnen, aber sie hat sich furchtbar aufgeregt und hat das ganze Essen in einen Mülleimer geworfen! Können Sie sich das vorstellen?«
    »Ja, kann ich«, sagte Meredith wahrheitsgemäß und stellte sich die Szene vor. Miriam kam näher und zupfte an Merediths Pullover.
    »Sind Sie wirklich warm genug angezogen mit dem da? Es ist schrecklich kalt heute. Sehen Sie nur, ich habe meine Winterjacke an! Um diese Jahreszeit! Aber hier in Lynstone ist es immer kalt, stimmt es nicht, Martin?« Sie sprach seinen Namen französisch aus.
    »Oui, Madame!«, antwortete der Gärtner ergeben von seinem Hochsitz herab. Er begegnete Merediths Blick und grinste verstohlen.
    »Wind, Schnee, Eis!«, deklarierte Mrs. Troughton trotz der Tatsache, dass es genau genommen immer noch ein schöner Frühlingsmorgen war, wenn auch ein wenig kühl.
    »Ein schreckliches Klima, und eine schreckliche Gegend!« Sie senkte die Stimme.
    »Meine Liebe, ich habe letzte Nacht von Ihnen getrrräumt!« Sie rollte das ›r‹.
    »Tatsächlich? Von mir?« Meredith klang genauso verblüfft, wie sie war.
    »Es muss eine Bedeutung haben. All meine Träume haben eine Bedeutung.« Sie schürzte die kirschroten Lippen.
    »Ich werde darüber nachdenken, während ich spazieren gehe. Ich schreibe alles auf und schicke Ihnen einen Brief. Nein, danken Sie mir nicht – ich mache es, weil es eine Begabung ist, die mir geschenkt wurde.« Sie deutete zum Himmel hinauf.
    »Ich muss es weitergeben, verstehen Sie?« Mit diesen Worten nahm sie ihren Verdauungsspaziergang wieder auf und marschierte mit der Eleganz eines zum Schafott verurteilten Aristokraten in Richtung Windmill Hill davon.
    »Keine Sorge, Mademoiselle«, sagte Martin tröstend von der Leiter herab.
    »Wenn Mrs. Troughton Ihnen die Zukunft vorhersagt, dann ist sie immer wunderbar.« Meredith lachte.
    »Gut zu wissen … Sie haben sich auf Französisch mit ihr unterhalten?«
    »Mrs. Troughton spricht ganz ausgezeichnet französisch«, lobte Martin sie.
    »Aber sie ist auch sehr, wie sagt man, cosmopolite. Und außerdem hat sie chic. Une femme formidable, wenn Sie verstehen.« Er betrachtete nachdenklich Merediths weite Hosen, den schlabberigen Pullover und die Wanderschuhe.
    »Ich lasse Sie jetzt wohl besser mit Ihrer Arbeit

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