Blumen Für Sein Grab
doch einigermaßen komfortabel. Im Wohnzimmer gab es nichts Interessantes zu sehen. An der Wand stand ein kleiner Fernseher. Abgesehen von Gartenmagazinen und ein paar alten französischen Zeitungen gab es nichts zu lesen. Keine Familienfotos. Keine Souvenirs, eingekauft in England, um sie mit nach Frankreich zu nehmen. Das winzige Schlafzimmer war gleichermaßen uninteressant. Einfach, fast mönchisch, ohne jeglichen persönlichen Stil.
Meredith runzelte die Stirn. Irgendetwas war faul an dieser Wohnung. Keinerlei persönliche Gegenstände. Martin hätte vom Mars kommen können – sie sah nichts, das auf Vorlieben oder Hobbys hingewiesen hätte oder auf eine Vorgeschichte.
Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück. In einer Wand befand sich ein bogenförmiger Durchbruch, der dahinter liegende Raum war durch einen Vorhang aus blauen Plastikperlen vom Wohnzimmer abgetrennt. Sie schob die Perlen beiseite und entdeckte eine Kitchenette mit einem neuen Kühlschrank und einem etwas älteren Elektroherd. Auf dem Schrank stand eine Schale mit Früchten, und in einer Nische hing das Aroma frisch gemahlenen Kaffees, Knoblauchs und frischer Kräuter. Martin konnte also offensichtlich kochen.
Meredith ließ den Vorhang wieder fallen und ging, um den einzig verbliebenen Raum zu untersuchen, das Badezimmer. Und hier fand sie endlich die Beweise, die ihre Vermutung untermauerten. Im Badezimmerschrank standen, neben den üblichen Toilettenartikeln für Männer, ein Lippenstift, Makeup, Lidschatten, Gesichtspuder und ein kleines Fläschchen mit rotem Nagellack. Meredith nahm eine kleine Plastikschachtel in die Hand. Darin lagen ordentlich nebeneinander falsche Wimpern, die in ihrer Verpackung aussahen wie exotische Tausendfüßler. Meredith stellte alles wieder zurück und ging erneut ins Schlafzimmer. Der Kleiderschrank war fest eingebaut und nahm eine ganze Wand ein. Sie öffnete eine der Schiebetüren und ging die Kleidungsstücke durch. Ja, dort hing das marineblaue Kostüm mit dem Quäkerkragen, doch nicht das Kleid, das Martin auf der Chelsea Flower Show getragen hatte. Das hatte er wahrscheinlich vernichtet. Vermutlich hatte er es, zusammen mit dem Hut, einfach im Garten in einem seiner Laubfeuer verbrannt. Über der Kleiderstange befand sich ein Regalbrett. Meredith fuhr mit der Hand daran entlang und ertastete ordentliche Stapel von Unterwäsche und Pullovern. Dann berührten ihre Finger eine Plastiktüte. Der Inhalt fühlte sich ziemlich unangenehm an, weich und nachgiebig. Sie nahm die Tüte herunter und öffnete sie vorsichtig. Es war eine Perücke aus langem, braunem Haar. In diesem Augenblick wurde die Wohnungstür von außen geöffnet, und Meredith hörte Stimmen. Martin war zurückgekehrt und mit ihm jemand anderes. Meredith blieb keine Wahl. Sie schlüpfte in den Kleiderschrank, zog hinter sich die Schiebetür zu und duckte sich zwischen die Kleidungsstücke. Zuerst konnte sie nicht genau hören, was gesprochen wurde, was einerseits frustrierend war, andererseits jedoch beruhigend, denn es bedeutete, dass Martin und sein Besucher im Wohnzimmer waren. Sie hörte ein Klappern wie von Geschirr, und dann stieg ihr der Duft von Kaffee in die Nase. Martin nahm offenbar seine Mittagspause, und jemand leistete ihm dabei Gesellschaft. Meredith wünschte nur, sie hätte gewusst, wer es war. Dann stockte ihr der Atem. Jemand war ins Schlafzimmer gekommen und stand direkt vor dem Kleiderschrank. Die Stimme von Martin war ganz nah und deutlich.
»Ich hab dir doch gesagt, ich konnte nichts dafür!« Er klang eher ärgerlich als defensiv. Die andere Person war ihm ins Schlafzimmer gefolgt, und mit einer Stimme, die sich vor Nervosität und Zorn zu überschlagen drohte, sagte sie:
»Sie hätte doch nichts getan!« Es war Nevil James.
»Ich habe dir gesagt, sie hatte diese verdammte Fotografie! Du bist ein Dummkopf …«, Martins Stimme klang verächtlich,
»… ein Dummkopf, das Bild deiner Mutter auf diese Weise zu verstümmeln! Außerdem ist so etwas sehr respektlos«, sagte er streng.
»Respektlos?«, kreischte Nevil.
»Warum sollte ich sie denn respektieren? Meine Mutter ist ein Monster! Sie ist wie … sie ist wie ein Krake! Jedes Mal, wenn ich mich aus einem Arm befreit habe, fängt sie mich mit einem anderen wieder ein!«
»Pah! Warum gehst du nicht einfach weg? Du kannst nicht, eh? Du hast nicht den Mumm dazu! Mais enfin, was geht mich das an? Jedenfalls, wenn du schon dumme Spielchen mit Fotos treiben musst, dann
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