Blumen Für Sein Grab
ist zum Weinhändler gefahren.« Also schien das Lynstone House Hotel trotz des gegenteiligen äußeren Anscheins gut zu gehen. Meredith fragte das Offensichtliche.
»Es ist, äh, sehr still hier. Haben Sie viele Gäste auf der Durchreise?«
»Nein, nein, niemand reist durch Lynstone. Aber wir haben eine Menge Buchungen für Konferenzen und andere Veranstaltungen wie beispielsweise Klassentreffen, und wir haben Gäste, die ihren Urlaub an einem hübschen, ruhigen, gemütlichen Ort verbringen wollen. Außerdem kommen die Einheimischen – es gibt mehr davon, als Sie glauben – in unsere Bar. Nun ja, Lynstone besitzt kein anständiges Pub, verstehen Sie? Nicht, wenn man dieses The Fox nicht mitrechnet, und das würde ich nicht als einladenden Ort bezeichnen. Außerdem müssten sie hinfahren, und die Menschen fahren heutzutage nicht mehr so gerne Auto, oder irre ich mich? Nicht bei den strengen Gesetzen gegen Alkohol am Steuer. Also kommen sie zu Fuß hierher, und jeder kennt jeden, und jeder redet mit jedem. Ihnen gefällt es so. Ich denke, der bedauernswerte Mr. Constantine ist aus dem gleichen Grund gekommen wie die anderen.« Ein wenig verspätet fügte sie hinzu:
»Das ist Mrs. James. Sie führt die Tierpension.« Aus ihrem Mund klang es wie ein bedauerliches Gebrechen.
»Erfreut, Sie kennen zu lernen!«, sagte Mrs. James grimmig.
»Sie sind keine Verwandte, oder?«
»Von Mrs. Constantine? Nein. Wir … offen gestanden, ich bin mit ihr zusammen zur Schule gegangen.«
»Oh?« Das gab ihnen Stoff zum Schwatzen für später. Mrs. James schürzte die dünnen Lippen. Meredith fiel auf, dass Mrs. James eisern geschwiegen hatte, als Mavis ihrem Bedauern über den Tod von Alex Constantine Ausdruck gegeben hatte. Jetzt redete sie dafür umso mehr.
»Ich dachte mir, als ich Sie da hab stehen sehen, Sie wären vielleicht eine Polizistin. Ein weiblicher Detective. Sie sind groß, und Sie sehen aus, als wären Sie tüchtig. Mavis hier …«, sie deutete mit einer Handbewegung auf die Dicke,
»Mavis hat ein Zimmer für das Gesetz reserviert. Du hast es doch schon fertig für den hohen Besuch, nicht wahr, Mavis?«
»Aus London!«, sagte Mavis.
»Sein Name lautet nicht rein zufällig Hawkins?«, erkundigte sich Meredith beunruhigt.
»Genau der!« Mavis’ Miene hellte sich auf.
»Ein Superintendent! Natürlich wissen Sie bestimmt alles über den Mord, wo Sie doch Mrs. Constantines Freundin sind! Wie es passiert ist und so! Auf einer Blumenausstellung! Ist es die Möglichkeit?«
»Äh, ja. Mrs. Constantine ist nie zusammen mit ihrem Mann hergekommen, um etwas zu trinken?« Merediths Blick schweifte durch die Bar.
»Ein- oder zweimal.« Etwas, das aussah wie ein Lächeln, huschte über das fleischige Gesicht der Dicken.
»Ich glaube, hier zu verkehren war nicht so ganz nach ihrem Geschmack.« Weitere Fragen hätten vermutlich Misstrauen erweckt, doch Meredith nahm sich vor, irgendwann im Lauf der nächsten Tage noch einmal herzukommen und etwas zu trinken. Mavis schien von der schwatzhaften Sorte zu sein, und die anderen hatten möglicherweise ebenfalls etwas über Constantine zu sagen. Mrs. James war eher wortkarg, doch etwas in der Art und Weise, wie sie Meredith ansah, ließ vermuten, dass auch sie Neugier verspürte und willens war, Informationen preiszugeben. Sie musterte Meredith intensiv, und Meredith fragte sich, was sie wohl denken mochte. Sie blickte zur Theke und sah vor ihrem geistigen Auge Alex dort sitzen, bei einem Glas Scotch. Im Verlauf ihrer sehr kurzen Bekanntschaft war er ihr – genau wie Mavis – als ein netter Mann erschienen. Sie begann sich zu fragen, ob Alex ein einsamer Mann gewesen war. Nach ihrem kurzen Besuch im Lynstone House Hotel war es jedenfalls ein Leichtes, Malefis Abbey zu finden. Wie Rachel und auch Mavis gesagt hatten – man konnte es überhaupt nicht verpassen. Die Einfahrt lag knapp oberhalb von Windmill Hill, auf der linken Seite, gerahmt von zwei dicken rechteckigen Torpfosten, die halb von Gestrüpp verdeckt waren. Meredith hielt nach den Ananas Ausschau und entdeckte sie schließlich, kaum zu sehen unter dem üppigen grünen Blätterwerk. Sie waren von Moos überwuchert und grob gehauen, und sie standen in einer Art riesigem Eierbecher. Wenn Meredith richtig schätzte, waren sie gut einen Fuß hoch. Sie wusste, dass Ananas ein traditionelles Zeichen für Gastfreundschaft waren, und fragte sich, ob dieses Symbol sich als angemessen für Malefis Abbey herausstellen
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