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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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es unmöglich war, sie zu zählen. Sie flatterten überall zwischen den Zweigen des Orangenbaums umher. Meredith sah gelbe und fast weiße und gestreifte Kanarienvögel. Jetzt, wo Meredith so nah war, war der Lärm, den die Vögel machten, fast ohrenbetäubend. Er echote von den Glaswänden zurück und fing sich unter dem geschwungenen Dach mit seinen schmiedeeisernen Trägern. Zwei Personen standen vor der Voliere. Eine von ihnen, ein junger Mann, hielt einen Kanarienvogel. Er hob das kleine Wesen in die Höhe, um es genauer zu begutachten, und hatte eine seiner Krallen zwischen Daumen und Zeigefinger gepackt. In der anderen Hand hielt er eine winzige Krallenschere. Die andere Person war Rachel. Sie trug dunkle Kleidung, doch nach Schnitt und Farbe konnte man wohl kaum von Trauerkleidung sprechen. Enge schwarze Hosen, dazu passend eine weite purpurne Seidenjacke, die von einem breiten Gürtel aus schwarzem Wildleder mit einer goldenen Schnalle zusammengehalten wurde. Das honigblonde Haar war mit einer schwarzen Samtschleife in den Nacken gebunden. Sie hielt die Arme vor der Brust verschränkt und stand in einer lässigen und provokativen Haltung auf hochhackigen Schuhen, den einen Fuß leicht hinter dem anderen, die Hüfte vorgestreckt. Sie wandte sich lächelnd um, als sie Merediths überraschten Laut hörte, und breitete zur Begrüßung die Arme aus. Ihre grünen Augen glitzerten.
    »Hallo, Merry, meine Liebe! Hat dich der Anblick überrascht? Die meisten Leute sind überrascht, wenn sie zum ersten Mal das Vogelhaus betreten!« Sie deutete auf die Voliere.
    »Das war Alex’ Hobby.« Meredith richtete den Blick auf den jungen Mann, der den Kanarienvogel hielt. Er war sichtlich nervös und fühlte sich unbehaglich. War Martin, indem er Rachels Besucher verschwiegen hatte, einfach nur diskret gewesen? Rachel jedenfalls war alles andere als verlegen. Sie tätschelte seinen Arm, eine Geste, die dazu führte, dass er hochrot anlief.
    »Das hier ist Nevil«, sagte sie.
    »Er ist vorbeigekommen, um den Vögeln die Krallen zu schneiden. Er hat mir sehr geholfen, seit der arme Alex nicht mehr ist. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich ohne ihn zurechtgekommen wäre.« Ein betretenes Schweigen entstand, während Meredith und Nevil sich musterten. Dann streckte Meredith ihm die Hand entgegen.
    »Meredith Mitchell. Rachel und ich waren auf derselben Schule. Ich denke, Sie hat Ihnen von mir erzählt?« Nevil murmelte etwas, das sowohl ein Ja als auch ein Nein bedeuten konnte, dann hob er entschuldigend die Hände, den gefangenen Kanarienvogel in der einen und die Krallenschere in der anderen Hand.
    »Tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht die Hand schütteln kann«, sagte er mit einem nervösen Lächeln.
    »Keine Sorge«, erwiderte Meredith. Er sieht, dachte sie, eigentlich ziemlich gut aus, auch wenn seine Gesichtszüge ein wenig schwach ausgeprägt sind. Andere mochten dieses Merkmal vielleicht als Zeichen besonderer Sensibilität deuten. Wie dem auch sei, er wirkte im Augenblick irgendwie absurd, mit dem Kanarienvogel, dessen Kopf aus seiner Hand sah.
    »Was machen Sie da?«, fragte Meredith neugierig.
    »Krallen schneiden«, sprudelte Nevil hastig hervor, als hätte Merediths Frage einen verborgenen Schalter umgelegt.
    »Es ist ganz leicht. Man muss die Krallen nur ins Licht halten, sehen Sie, so.« Er hob den Vogel hoch, eine ausgestreckte Kralle zwischen Daumen und Zeigefinger. Seine eigenen Hände waren lang und dünn und erinnerten selbst irgendwie an Klauen.
    »Im Licht sind sie durchscheinend, sehen Sie, und man kann die Blutgefäße erkennen. Es ist wichtig, dass man sie nicht verletzt.«
    »Ich kann das nicht«, sagte Rachel laut.
    »Ich mag diese Tiere nicht halten, und ich könnte ihre Füße nicht anfassen! Sie sind so schuppig, igitt.« Sie starrte nachdenklich auf die Voliere.
    »Ich weiß überhaupt nicht, was ich mit ihnen anfangen soll.«
    »Ich könnte rüberkommen und mich darum kümmern«, sagte Nevil.
    »Es macht mir nichts aus …« Er brach ab und errötete einmal mehr.
    »Hören Sie, Rachel«, er warf Meredith einen unsicheren Blick zu,
    »ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Ich kann ein andermal wiederkommen.« Er öffnete die Tür der Voliere und ließ den Vogel frei. Dieser flatterte aus Nevils Hand und hinauf in die obersten Zweige des Orangenbaums. So ein Baum in einem Käfig hat etwas sehr Eigenartiges, dachte Meredith. Aber Malefis Abbey erwies sich durch und durch als ein sehr

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