Blumen Für Sein Grab
Lynstone, also schätze ich, dass Sie wohl kaum sehr eng mit ihr befreundet sind.«
»Sie haben Recht, ich gestehe es. Wir waren auf derselben Schule, aber nur für zwei Jahre, und wir haben uns schon damals nicht besonders nahe gestanden. Nach der Schule haben wir uns nicht mehr gesehen bis zu jener Blumenausstellung. Es war eine Zufallsbegegnung, weiter nichts.« Die außerdem unter einem schlechten Stern gestanden hatte, dachte Meredith sinnend. Molly hatte aufmerksam zugehört. Ihre blassen, intelligenten Augen studierten dabei Merediths Gesicht. Es würde sehr schwer sein, Molly etwas vorzumachen, und außerdem unklug. Meredith zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass Molly zu der Sorte Menschen gehörte, die nichts verzieh. Rachel hatte ihr erzählt, dass sie bereits auf Mollys schwarzer Liste der in Ungnade gefallenen Personen stand, und Meredith verspürte keinen Wunsch, Rachel dort Gesellschaft zu leisten. Sie war nervös und fragte sich, wie weit Molly zu gehen bereit war. Die Asche war zu einer langen, gekrümmten Schlange am Ende von Mollys Zigarette gewachsen. Molly klopfte die Asche schnell ab und machte dadurch den hübschen sauberen Aschenbecher, den Mavis gebracht hatte, schmutzig.
»Also schön, ich glaube Ihnen. Aber dieser Polizist, der nach Lynstone kommen will. Ich meine nicht den Burschen aus London, ich meine diesen Markby. Wer ist er genau? Abgesehen davon, dass Sie mit ihm befreundet sind?«
»Offen gestanden«, sagte Meredith und betrachtete die andere Frau nachdenklich, während sie überlegte, wie die Nachricht einschlagen würde,
»Alan Markby ist Rachel Constantines erster Ehemann.« Es war verdammt schwer, Molly James den Wind aus den Segeln zu nehmen, doch mit dieser Eröffnung hätte Meredith es beinahe geschafft. Mollys wettergegerbtes Antlitz lief hochrot an. Sie schnappte nach Luft, dann stieß sie hervor:
»Teufel noch mal!«, presste die Lippen um den Rest der Zigarette und funkelte Meredith an. Genau in diesem Augenblick brachte Mavis den Gin Tonic und ein weiteres Glas Rotwein für Meredith.
»Mit freundlicher Empfehlung von Mr. Troughton. Er sagt, die Pastete kommt in fünf Minuten.« Das Zwischenspiel gab Molly James genug Zeit, ihre Kräfte zu sammeln. Als Mavis wieder gegangen war, lehnte sie sich mit dem Gin Tonic in der Hand zurück und sagte:
»Dann hatte ich also Recht?«
»Womit?«
»Sie sind mehr als ein gewöhnlicher Besuch. Sie – und dieser andere, dieser Markby – sind hergekommen, um herumzuschnüffeln. Sie glauben, wer auch immer hinter dieser abscheulichen Tat steckt, muss aus Lynstone kommen!«
»Rachel wollte Gesellschaft …«, begann Meredith. Mollys Schlussfolgerungen waren alarmierend präzise, und Meredith wollte unter allen Umständen vermeiden, dass Molly James in der Ortschaft herumerzählte, was sie herausgefunden hatte. Molly beachtete Merediths Protest überhaupt nicht.
»Keine Sorge, ich erzähle es niemandem. Ich habe nur ein Interesse an dieser ganzen elenden Geschichte, und das ist Nevil. Hören Sie …«, sie drückte den Rest ihrer Zigarette im Aschenbecher aus.
»… der Junge glaubt, dass er Rachel Constantine liebt. Natürlich tut er das nicht! Es geht vorbei, eine jugendliche Schwärmerei, weiter nichts! Aber bis es vorbei ist, macht es das Leben verdammt unangenehm für uns alle! Ganz besonders jetzt, verstehen Sie, die Leute könnten sagen, er hatte ein Motiv für den Mord an Alex. Aber Nevil war an diesem Tag überhaupt nicht in London! Er war in der Tierpension, zusammen mit Gillian und mir! Und ich habe einen unabhängigen Zeugen!« Sie hob triumphierend die Stimme.
»Der Corgi!«
»Sie wollen einen Hund als Zeugen benennen?«
»Seien Sie nicht albern. Ich meine, das war der Tag, an dem die Frau mit dem Corgi aufgetaucht ist! Es war ein Hin und Her mit ihrer Buchung, und wir wussten bis zum Schluss nicht, ob der Hund nun kommt oder nicht. Aber an jenem Tag ist sie einfach vorbeigekommen und hat das Tier abgeladen. Sie erklärte, sie hätte die Anstreicher in der Wohnung und der Hund würde die ununterbrochen verbellen. Ich vermute, sie wollte erst wissen, ob der Hund und die Handwerker miteinander auskommen, bevor sie ihn vorbeibringt und das Geld für die Unterbringung ausgibt. Jedenfalls hat Nevil den Hund angenommen und ließ sie alle notwendigen Formulare unterschreiben und so weiter. Verstehen Sie, er kann überhaupt nicht in London gewesen sein.« Molly kippte ihren Gin in einem Zug hinunter. Also konnte
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