Blumen Für Sein Grab
kennen. Sie nehmen Ihr Mittagessen flüssig ein, wie ich sehe.«
»Genau, und jetzt hören Sie mir verdammt noch mal genau zu!«, fauchte Molly, indem sie sich vorbeugte.
»Ich hab den ganzen Morgen hart gearbeitet, und ich hab mir mein Glas hier sauer verdient. Wenn Sie hin und wieder einen Handschlag täten, würde Ihnen das auch nicht schaden! Es würde Sie von dummen Gedanken abbringen!«
»Dummen Gedanken, Molly?« Rachels Stimme hätte Glas durchschneiden können.
»Sie kennen doch sicher das Sprichwort: Müßiggang ist aller Laster Anfang.« Rachel beugte sich über den Tisch zu Molly, bis sich die Nasen der beiden Frauen fast berührten.
»Sie widerliche alte Hexe! Ich habe Ihren kostbaren Sohn nicht verführt und werde es auch nicht tun, wenn es das ist, was Sie fürchten!«
»Oh, haben Sie nicht?«, krächzte Molly.
»Um Himmels willen, nein! Ich bin alles andere als scharf darauf!«
»Dann sagen Sie ihm das! Warum sagen Sie es ihm nicht, eh? Nein, Sie machen so etwas nicht, Sie spielen mit den Gefühlen meines Jungen!«
»Reden Sie nicht so einen Unsinn, Molly! Und vor allen Dingen weniger gefühlsduselig! Sie klingen ja wie ein schlechter viktorianischer Roman!«
»Ach, Unsinn rede ich also, was? Er ist ein sensibler Junge! Aber was wissen Sie schon davon! Haben Sie eine Vorstellung, was Sie ihm antun?!«
»Er ist kein Junge mehr, Herr im Himmel! Er ist ein erwachsener Mann! Gestehen Sie sich das endlich ein und lassen Sie ihn von Ihrer Leine!«
»Könnten die Damen den Streit vielleicht woanders austragen?«, unterbrach Meredith die beiden wütend. Das Pärchen mit der Landkarte hatte angefangen fasziniert zu lauschen. Der junge Mann grinste. Die Protagonisten ignorierten Meredith.
»Wie können Sie es wagen!«, schnaubte Molly.
»Wie können Sie es wagen!«, fauchte Rachel zurück.
»Ich habe gerade meinen Mann unter schrecklichen Umständen verloren, und Sie sitzen da und beschuldigen mich, ich hätte ihn betrogen! Sie könnten wenigstens einen Funken Anstand aufbringen!« Meredith musste zugeben, dass Rachel Recht hatte. Das war weder die richtige Zeit noch der geeignete Ort für Molly, um ihrer Wut freien Lauf zu lassen, ganz gleich, wie tief diese Wut saß und ob sie gerechtfertigt war oder nicht. Meredith schob ihren Teller von sich.
»Ich bin fertig, Rachel. Können wir vielleicht nach Hause gehen? Der Wirt hat den Salat noch nicht gebracht, und wir können die Bestellung auf dem Weg nach draußen rückgängig machen.« Sie hätte sich ihre Worte genauso gut sparen können.
»Anstand? Was verstehen Sie schon von Anstand!«, knurrte Mrs. James.
»Ein Ehemann wird begraben, und er liegt noch nicht unter der Erde, da lassen Sie schon das Vorgängermodell als Ersatz vorbeikommen! Ist das vielleicht Anstand?« Rachel warf Meredith einen wütenden Blick zu.
»Du hast ihr von Alan erzählt? Ich hätte wirklich geglaubt, du wärst klüger, Merry!«
»Zieh mich nicht in euren Streit hinein!«, erwiderte Meredith scharf.
»Ich schätze, du hattest keine Ahnung, was für eine Person diese Frau ist!« Rachel deutete mit bebendem Finger auf Molly.
»Ich«, setzte Meredith an,
»gehe jetzt jedenfalls nach Malefis Abbey zurück, mit dir oder ohne dich!«, und sammelte entschlossen ihre Siebensachen ein.
»Trotzdem würde ich es für besser halten, wenn du mitkommst, Ray. Die Leute starren schon hierher.« Das junge Paar versenkte sich erschrocken wieder in seine Landkarte. In diesem Augenblick erschien Mr. Troughton mit Rachels Salat.
»Pâté, Mrs. C?«
»Ja!« Rachel nahm ihm das Tablett aus der Hand und marschierte damit in eine andere Ecke des Lokals, wo sie sich an einem freien Tisch niederließ.
»Bitte entschuldigen Sie mich«, sagte Meredith zu Molly James. Sie nahm Rachels Weißwein und das Besteck und ging damit zu dem neuen Tisch, wo Rachel Platz genommen hatte und frustriert auf ihren Teller starrte.
»Hier, das wirst du brauchen.« Meredith reichte ihr Messer und Gabel.
»Danke. Ich wollte dich nicht angiften, Merry, bitte entschuldige, aber diese Frau hat mich bis zur Weißglut gereizt.«
»Reden wir jetzt nicht mehr darüber, in Ordnung?«
»Aber sie hat mich beleidigt!« Rachels Augen füllten sich mit Tränen der Wut.
»Nimm einen Schluck Wein und vergiss es, ja? Sie geht sowieso gerade.« Mrs. James marschierte voll des Triumphs und nicht weniger mit Alkohol abgefüllt hoch erhobenen Hauptes aus der Bar.
»Der Gedanke, dass jemand meinen lieben Alex ermordet
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