Blumen Für Sein Grab
Hawkins ist hier, und ich bin eigentlich ziemlich sicher, dass Mrs. Constantine von mir erwartet, dass ich bleibe, bis der Beamte von Scotland Yard wieder abgereist ist.«
»Passen Sie auf sich auf.« Foster klang besorgt. Und völlig zu Recht!, dachte Meredith nachtragend, als sie die Telefonzelle verließ. Sie wanderte durch die Stadt, betrachtete Schaufensterauslagen und zögerte den Augenblick hinaus, an dem sie wieder nach Lynstone zurückmusste. Im Fenster eines Delikatessengeschäfts stand eine Reihe von Tonschüsseln mit den verschiedensten Pasteten von jenseits des Ärmelkanals. Sie hatte von Rachel erfahren, dass die Trauergäste im Anschluss an die Beerdigung zu einem kalten Büfett im Haus eingeladen werden sollten. Vielleicht war ein Beitrag dazu nicht verkehrt. Einer Laune folgend betrat Meredith das Geschäft und kaufte eine ganze Gänseleberpastete. Die Pastete befand sich in einer weißen Schale mit matten blauen Blättern und senffarbenen Blüten, die mit grober Hand darauf gemalt waren. Der Inhalt sah sehr vielversprechend aus, dekoriert mit zwei großen roten Beeren und zwei dunkelgrünen Lorbeerblättern unter glänzendem Aspik. Auf dem Rückweg nach Lynstone fiel ihr ein, dass Mrs. Pascoe wahrscheinlich verletzt reagieren und eine ganze Schale Pastete als stille Kritik an ihren Kochkünsten betrachten würde. Doch da Meredith die Schale kaum auf ihrem Zimmer aufbewahren konnte, musste sie die Pastete wohl oder übel aushändigen. In Malefis Abbey angekommen, trottete Meredith mit der Schale in der Hand in die Küche und murmelte verlegen:
»Ich dachte, das hier wäre vielleicht ganz nützlich.«
»Danke sehr, Miss Mitchell«, sagte Mrs. Pascoe steif.
»Ich mache sie eigentlich immer selbst. Aber ich stelle sie in den Kühlschrank. Falls es knapp wird, kommt sie möglicherweise ganz gelegen.« Die Betonung des Wortes
»möglicherweise« verriet Meredith, dass Mrs. Pascoe genau wie befürchtet reagierte und beleidigt war. Sie murmelte eine weitere zusammenhanglose Entschuldigung und begann sich aus der Küche zurückzuziehen. In der Tür hatte sie den rettenden Einfall.
»Ich hab sie eigentlich nur wegen der Schale gekauft.«
»Tatsächlich?« Mrs. Pascoe betrachtete die Schale mit einem Ausdruck von gelinder Überraschung. Die Schale war nicht einmal hübsch; grobes Steinzeug mit einer stümperhaften Bemalung in langweiligen Farben und mit schlechter Glasur.
»Na schön, dann hebe ich die Schale für Sie auf.«
»Ich dachte bei mir, sie wäre genau das Richtige, um im nächsten Winter Hyazinthen darin zu pflanzen«, beharrte Meredith. Erstaunlich, was der menschliche Verstand unter großem Druck alles aus seinen Tiefen hervorzaubern konnte.
KAPITEL 14
Der Dienstag begann hell und freundlich. Eine warme Frühlingssonne schien herab, als sie hinter der glänzenden schwarzen Limousine des Bestattungsunternehmens herfuhren, um Alex Constantine auf einem englischen Landfriedhof zur letzten Ruhe zu geleiten. Rachel war die einer Modezeitschrift entflohene Eleganz in Schwarz. Trauerklamotten vom Designer, dachte Meredith wenig freundlich und wurde augenblicklich von Schuldgefühlen heimgesucht. Meredith betrachtete sich selbst zweifelnd im Garderobenspiegel. Ein marineblauer Rock und ein dazu passender Blazer waren die dunkelste Kleidung, die sie mitgebracht hatte. Es musste reichen. In ihrer Zeit als Konsulin, als der Besuch von Beerdigungen und Gedächtnisfeiern Teil ihrer Arbeit gewesen war, hatte sie stets einen schwarzen Mantel und einen schwarzen Hut dabeigehabt. Doch der Mantel war längst auf einen Flohmarkt gewandert, und sie besaß keinen Hut mehr. Die sanfte Brise fing sich in ihrem Haar und brachte respektlos ihre Frisur durcheinander. Ein Kopftuch kam wohl kaum in Frage. Alan hingegen trug einen Hut, einen breitkrempigen, weichen Hut. Meredith hätte ihrer Bestürzung fast laut Luft gemacht, als sie es sah. Er kam zusammen mit Superintendent Hawkins vom Hotel herüber, um sich dem Leichenzug anzuschließen. Beide waren gekleidet, wie sich Polizisten nach Merediths Einschätzung für Beerdigungen eben anzogen, dunkle Anzüge, schwarze Krawatten und Hüte. Für sie gehörte es ebenfalls zur Arbeit. Meredith empfand ihr Erscheinungsbild als beunruhigend. Sie sahen aus wie königliche Beamte oder Gerichtsdiener. Am Eingang zum Friedhof hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt. Meredith nahm an, dass es sich um neugierige Dorfbewohner handelte; unter ihnen bemerkte sie George
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