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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Blumen gegessen!
    Dabei ist es so schön!
    Ich weiß, nickte Adam und sah ihre gewaltigen Brüste an.
    Gut, ist ja gut, lachte Zsófia und lief unbefangen zu Peter zurück, ihr Rock flog wie eine Wolke, und Adam verspürte ein Kribbeln in den Lenden. Als er die beiden beobachtete, ergriff ein anderes Gefühl von ihm Besitz, er wusste noch nicht, dass es die Eifersucht war. Peter lachte laut auf, er berührte Zsófias Haar. Plötzlich empfand Adam Hass auf Peter. Vielleicht hatte er auch nur Angst vor ihm, obwohl er nie Angst hatte, nicht einmal vor Nero Koszta, nur vor Peter Schön, er verstand selbst nicht, warum.
    Vor jemandem Angst zu haben, hieß das, so sein zu wollen wie er?
    Noch am selben Abend brachte er die Schwaben gegen sich auf, sie schimpften endlich auf Deutsch mit ihm und schickten ihn am nächsten Tag nach Hause.
    Nach dem Tod des Vaters begann der Niedergang des Guts, aus dem Nebel der Unbekanntheit auftauchende Erben rissen sich Stücke aus dem Landbesitz, wo sie nur konnten. Der Verfall, der nach dem Selbstmord des Vaters unaufhaltsam war, regte Adam nicht auf. Tiere, Maschinen und Felder hatten keinen wirklichen Herrn mehr, und auch Tante Berta lamentierte nur und ließ das Fleisch anbrennen, ihr Pudding schmeckte jedoch bis zum Schluss hervorragend. Nach und nach verschwanden die Viehhüter und die Verwalter, die Knechte und Tierpfleger vom Hof. Hin und wieder marschierte Adam noch hinaus. Jedes Mal empfing ihn größere Stille, der Hof war noch weiter verfallen, es gab keine Landarbeiter mehr, die herumschrien, keine Bauernmädchen, die ihn anlachten. Der Affenbrotbaum war gefällt worden oder vertrocknet, es war Herbst, das Jahr achtunddreißig, kalte Winde trieben fette Wolken vor sich her. Auf dem Nachbargut hatte die Weinlese begonnen, der Duft von Most hing in der Luft, die Arbeiter brieten unter freiem Himmel Fleisch. Der Junge lungerte im Hof herum, zwischen rostigen Hacken und Sensen, Eggen und Dampfmaschinen, als er auf einmal sah, dass eine Eidechse die gekalkte Mauer hinauflief.
    Das konnte unmöglich jene Eidechse sein, ach wo, das war doch schon eine Ewigkeit her!
    Vor wie vielen Jahren hatte er in das Dunkel des Spalts geblickt, aus dem seine Einsamkeit ihm entgegenstarrte?! Warum kehrten diese Momente zurück, was wollten sie?!
    Die Eidechse bewegte sich und erstarrte gleich wieder. Adam hätte schwören können, dass es an derselben Stelle war wie vor Jahren, als hätte sie hier die ganze Zeit über gewartet, als wäre jener Sommer gar nicht vorüber! Er watete durch das hohe Gras zu der Mauer und nahm das Reptil in die Hand.
    Seine Hand ballte sich zur Faust. Danach wischte er sich im Gras das Blut ab.
    Zum ersten Mal fühlte er, dass er glücklich war.

Das Schiff namens Klara
    Adam ging bei den Piaristen zu Schule, einige seiner Kameraden kannte er schon lange: Schubert, den kleinen Kigl, Pukker und Hirsch, den Juden Salamon und Barcs, den Sohn des Hafenkommandanten. Adam schoss in die Höhe, wurde immer weißer, beinahe durchscheinend, er war völlig unbehaart und machte den Eindruck, als würde er fasten. Dabei aß er ordentlich, manchmal stopfte er sich regelrecht voll, zum Frühstück gab es Pudding, Gebäck oder glasierte Apfelschnitten. Dennoch war Adam schmächtiger als die anderen Jungen. Auch damit fiel er nicht auf, seine Existenz war nicht zu sehen und nicht zu hören. Wenn sie auf einen Baum geklettert waren, um den serbischen Tabakhändler zu bewerfen, erinnerte sich niemand an Adam, obwohl er am besten getroffen hatte. Erinnerten sie sich, wer dem Rabbi einen Korb stinkender Sterlets in den Nacken gekippt hatte?! Sie äfften die Entrüstung, das Geschrei und die Drohgebärden des Juden nach, doch dass sie das Vergnügen ihm, Adam, zu verdanken hatten, darauf verschwendeten sie keinen Gedanken.
    Erinnerten sie sich, wer die Mesusa von Ignác Derera, die er gewöhnlich beim Fortgehen oder beim Heimkommen lange betastete, mit scharfem Paprika eingerieben hatte?! Als der Knopfhändler die Finger zum Mund führte und sie küsste, schüttelte er einen Moment überrascht den Kopf. Dann schnupperte er an seinen Fingern, leckte sie ab und stand lange regungslos da. Dann brüllte er dermaßen, dass seine schwangere Frau aus dem Haus lief.
    Als Adam heranwuchs, erschienen rote Punkte in seinem Gesicht, er kratzte sie nicht auf, und die Pickel der Jugend ließen keine Spuren zurück. Er nahm nicht zu, war leicht, hatte feine Bewegungen. Nur seine Stimme war die eines

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