Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
Vom Netzwerk:
roter Teppich aus Klatschmohn. Adam bückte sich und begann gierig zu essen. Er biss einen Mohnkopf ab,zerkaute ihn, schluckte. Dann den nächsten, und wieder einen. Auf diese Weise verschlang er ein ganzes Mohnfeld, als würde er sein Glück und sein Elend aufessen, als wollte er alle Schönheit rundum, die ganze Welt, selbst Gott in sich hineinfressen. Er lachte wimmernd. Er kicherte wie damals, als sein Vater gestorben war! Auch Nero Koszta war zugegen, er musizierte lange für ihn, die ganze Zeit über ermunterte er ihn, dort ist noch eine Blüte, und dort und dort, lass es dir schmecken, Junge!
    Es dämmerte schon, als ein Bauer ihn fand, bewusstlos in seinem Erbrochenen liegend, neben der Straße, fast hätten ihn die Pferde tot getrampelt. Seine Augen waren blicklos, Zuckungen schüttelten ihn. Er wurde sofort ins Hospital gebracht, tagelang schwebte er zwischen Leben und Tod. Als er wieder bei Bewusstsein war, sprach er die Frau an, die neben seinem Bett saubermachte; es tat ihm gut und beruhigte ihn, dass sie ihn anstarrte, als wäre er vom Himmel gefallen.
    Seit wann bin ich hier?
    Der junge Herr hat sich den Magen verdorben, achselzuckend machte sie weiter. Jetzt bemerkte Adam, dass er nicht allein war, ein Dutzend Kranke lagen im stickigen Saal, einer hatte den Kopf verbunden, ein anderer starrte stumm zur Decke, drüben stöhnten oder beteten welche.
    Der alte Mann hat Sie oft besucht, sagte die Frau.
    Was für ein alter Mann?!
    Dieser Deutsche, Schütz, sagte sie und ging hinaus.
    Am nächsten Tag kam Tante Berta, sie trug Karamellduft in den Krankensaal und nahm Adam mit nach Hause, sie schimpfte nicht, tröstete ihn aber auch nicht. Sie fragte ihn, ob er Pudding wolle. Noch am selben Nachmittag kam Doktor Schütz angelaufen und untersuchte ihn von Kopf bis Fuß. Dann untersuchte er auch Tante Berta, das dauerte sehr lange, und Adam hörte Geschrei aus ihrem Zimmer.
    Ach Junge, du bist vielleicht ein komischer Kauz, bemerkte Doktor Schütz, als Adam ihn hinausbegleitete. Er streichelte ihm den Kopf. Adam stampfte auf.
    Hm, sag doch, was hast du denn?, ermunterte ihn der Alte.
    Ich glaube, es wäre gut, die Tante umzubringen, sagte Adam.
    Der Doktor lächelte, als hätte er die Bemerkung erwartet. Aber wie hast du dir das gedacht?!
    Man müsste sie in Pudding ersticken, antwortete Adam.
    Du könntest es versuchen, sagte der Doktor nachdenklich, aber ich glaube, deine Tante Berta würde im Pudding nicht ersticken.
    Einige Wochen später kam Adam dank der Protektion von Doktor Schütz im Norden unter, insgeheim amüsierte er sich darüber, der Doktor wollte mit seiner Entscheidung wohl verhindern, dass er Tante Berta in einem übermäßig süßen Moment erwürgte. Er wurde von einer anderen deutschen Familie aufgenommen, in der Nachbarschaft eines Guts im Nordosten des Landes, das waren gar keine ungarischen Schwaben mehr, denn sie hatten ihre Namen madjarisiert und sprachen miteinander und mit den Tieren gar kein Deutsch, und Adam wunderte sich, dass sie deutsch schrien, wenn sie nachts träumten. Eines Tages entdeckte er unvermutet jemanden, den er kannte. Der Bekannte, den er im Hof des benachbarten Gutshauses entdeckte, hieß Peter Schön, ein riesiger und furchteinflößender Junge, und dennoch musste Adam immer lächeln, wenn er ihn ansah. Peter Schön war der ungebärdige Sohn des Lehrers, Antal Schön, und ständig in irgendwelche Skandale verwickelt. Adam fühlte sich zu ihm hingezogen, fürchtete sich aber auch ein wenig, einmal hatte er ihn beim Fangen einer Schwalbe beobachtet. Peter hatte den vor seinem Gesicht vorbeisausenden Vogel mit der Hand erhascht. Wann immer er konnte, lief Adam der deutschen Familie davon und zu dem Gut hinüber, meistens beobachtete er aus dem Verborgenen, und so fand er heraus, dass Peter Schön viel mit Zsófia spazierenging, einem beleibten, freundlichen Mädchen, das ihn einmal zu sich winkte.
    Zsófias Gesicht war liebenswert, ihr Haar fiel in wilden Locken herab.
    Ich hab dich schon oft hier gesehen, sagte sie.
    Adam staunte, so etwas hatte noch nie jemand zu ihm gesagt, nein wirklich, dieses Mädchen, das Zsófia hieß, erinnerte sich an ihn!
    Hast du schon mal Blumen gegessen?, fragte sie, und ihre Stimme war leise und vertraulich.
    Klar, sagte er hastig und wurde rot.
    Das Mädchen musterte ihn spöttisch.
    Unmöglich, du hast noch nie Blumen gegessen, sagte sie, du träumst nur, wie ein kleiner Schatten.
    Sie haben recht, flüsterte Adam, ich habe noch nie

Weitere Kostenlose Bücher