Blumenfresser
bedeuten?!
Ich will nichts Böses, sagte er.
Was willst du dann?, der Woiwode zog die Brauen hoch. Warum lauscht du, warum schleichst du um unser Lager herum?! Mit nach oben gekehrten Handflächen bedeutete er, sie seien arme Zigeuner, besäßen keinen roten Heller, ihre Schätze seien Himmel und Erde, ihr tägliches Brot der Wind, der ihnen in den Rachen wehte.
Adam winkte müde ab, das Gejammer interessiere ihn nicht, er habe auch nicht die Absicht, etwas bei ihnen zu kaufen, und im übrigen könnten sie, wenn sie wollten, seinem Leben ganz leicht und ohne Zeugen ein Ende machen. Er warf einen Blick auf das Lager, das aus vier neben einer grün beschürzten Weide im Halbkreis aufgestellten Wagen bestand. Lumpen und Laken trockneten auf den Zweigen, auch ein paar reparaturbedürftige Kessel hatte man an die Bäume gehängt. Gestank und beißender Rauch erfüllten die Luft, Adam setzte sich hustend neben das Feuer. Dreck und Unrat überall, Hunde mit eingefallenen Flanken bissen sich um die Knochen. Ein kleiner Junge spielte mit einem weiß polierten Pferdeschädel, er legte Schneckenhäuserund Muscheln hinein, dann nahm er sie wieder heraus, und das Spiel begann von neuem. An den Wagen trockneten Röcke und Hemden, darunter jagten sich die Zigeunerbengel, eine junge Frau mit großem Bauch packte Lumpen in eine abgenutzte Soldatenkiste und spuckte ständig aus. Sie war schön, schön und böse. Oder sie war gar nicht böse, sondern hatte nur diesen finsteren und hasserfüllten Blick. Von einem der Wagen sprang ein hübsches junges Mädchen herab, lief zu Adam und beugte sich neugierig vor, er spürte die Wärme ihres Atems. Lachend sagte sie ihren Namen.
Somnakaj! Somnakaj!
Adam neigte sich ihr zu, wie schön, sagte er aufrichtig.
Wenn dir dein Leben lieb ist, rührst du sie nicht an, warnte Gilagóg.
Adam lachte, nein, sein Leben sei ihm nicht lieb.
Er dürfe sie auf gar keinen Fall anrühren, bedeutete ihm der Woiwode.
Adam deutete in die Ferne, dies sei eine feindliche Gegend, ob sie nicht Angst hätten, dass man ihnen etwas antue?! Dort drüben werde gemordet und dort hinten ebenfalls. Möglich, dass auch hier gleich ein blutiges Gefecht beginnt!
Gilagóg zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen, dass Zigeuner sich ja immer genau dort aufhalten, wo das Unheil blüht, wo der Körper gemordet und die Seele geraubt wird. Schön, manchmal blieb ihnen dieses oder jenes, doch immer nur etwas, das andere nicht brauchen konnten.
Adams Blick fiel wieder auf das Mädchen, sie war tatsächlich schön, auf ihrer unter dem Stoff hervortretenden Brustwarze zuckte eine Wespe mit dem Hinterleib. Das Insekt flog davon, sie blickte ihm schläfrig nach. Ein unangenehmer Druck legte sich Adam auf die Brust, als wüsste dieses schlanke, geschmeidige Geschöpf, in dessen Haar ein Blumenkranz welkte, etwas über ihn, wovon er selbst keine Ahnung hatte. Ihr Gesicht war frech und doch geheimnisvoll, in ihrem Blick mischten sich Bedauern und Spott. Adam wandte sich dem Woiwoden zu,frag sie, er deutete auf das Mädchen, frag sie, was sie von mir denkt!
Gilagóg sagte etwas zu seiner Tochter, sie lachte klingelnd und begann mit hoher, dünner Stimme zu reden.
Sie sagt, sie bedauert dich, sagte Gilagóg düster.
Warum bedauert sie mich?
Außerdem sagt sie, dass du zaubern kannst. Stimmt das?
Wieso soll ich zaubern können, widersprach Adam.
Sie sagt, du zauberst Wunden.
Wie soll ich denn Wunden zaubern können?
Das hat sie nicht gesagt, Gilagóg gab ihr ein Zeichen, sie allein zu lassen.
Von was für Wunden hat sie gesprochen, Adam starrte dem davontänzelnden Mädchen nach, das kurz darauf stehenblieb und mit hoher Stimme zu rufen begann. Es galt ihm, Adam. Sie redete immer weiter, haspelte mit scharfer Stimme, die Hunde jaulten, doch das Mädchen überschrie sie. Als sie schwieg und weiterlief, wandte sich Adam dem Woiwoden zu, was hat sie gesagt, was?!
Nichts! Nichts!
Ich kaufe dir ab, was sie gesagt hat!
Gilagóg war so beleidigt, als hätte man ihn angespuckt und mit tödlichem Spott bedacht. Theatralisch schlug er das Gesicht gegen die Erde, wälzte sich in Zuckungen herum, erbrach sich fast. Dann setzte er sich hin und sagte trocken, es ist unverkäuflich.
Ich will ja nur ihre Worte kaufen!
Nein, sie sind unverkäuflich!
Na gut, aber für wie viel sind sie unverkäuflich?
Nun dachte der Woiwode nach, sein Mund war voll Erde, er zählte, sie sind für sehr viel unverkäuflich.
Dann kaufe ich sie nicht,
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