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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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wissen, erklärte der Grasmusikant, dass ich bald heirate, und Nero schlug sich abermals mit den Brennnesseln auf die Waden.
    Und wer ist die holde Braut?, kicherte Herr Wurm, der Holzklotz dort, dieser Wolkenschaum oder die Pfütze mit der Pferdekacke?!
    Spotte nur, ich finde mir schon eine, Wurm, knurrte Nero Koszta und kratzte sich am Bein. Ich heirate, weil ich mich so entschieden habe.
    Herr Wurm rieb sich zufrieden die Hände, aber ich bitte dich, lieber Nero Koszta, ich kannte mal einen Grasmusikanten, der hat einen Sturm zur Frau genommen. Wie hat er das bereut! Herr Wurm spuckte aus und kicherte. Es war eine stürmische Ehe, soviel kann ich verraten!
    Auch Herr Blatt trat vor und machte ein wichtiges Gesicht.
    Nicht doch, Herr Wurm, es sei gestattet hinzuzufügen, dass du alles verspottest, und du, Koszta Nero, bist ungeduldig und selbstsüchtig, Verzeihung, Nero Koszta, ach, als wäre das nicht egal! Ich sage euch, worum es in Wirklichkeit geht! Es wird Herbst, meine Damen und Herren! Dieser Tage habe ich darüber nachgedacht, dass der Herbstwind mehr vermag als die Stürme des Sommers. Letztere brechen Zweige und Äste,doch die Blätter können sie nicht abreißen, wozu dann der ganze Aufwand? Zur Zerstörung braucht es keinen Sachverstand! Ausnahmen gibt es natürlich. Nicht weit von hier steht eine vertrocknete Eiche, ich habe sie euch schon gezeigt. In einer einzigen Nacht wurde es in der Baumkrone Herbst. Alle Pflanzen ringsum, Robinien und Birken, Pappeln, Linden und kleine Blumen gehen langsam, würdevoll den Weg des Verfalls. Doch dieser Eiche hatte das Schicksal einen anderen Tod zugedacht. Es färbte ihr sämtliche Blätter gelb, dann rot und ließ sie an den Zweigen! Was für eine Revolution, was für ein zauberhafter Umsturz! Die Eiche konnte nicht siegen. Die Kälte verbündete sich mit dem Herbstwind, denn die Schlechten finden schnell zueinander, während die Guten sich misstrauisch aus dem Weg gehen. So kam es, dass an einem nebeligen Morgen der Herbstwind dem Baum mit einem einzigen Seufzer sämtliche Blätter abriss, ein Tanz, den ich seitdem nicht vergessen kann.
    Schön, aber was wurde aus der Eiche?, grinste Herr Wurm.
    Im nächsten Frühling zeigte sich an ihren Zweigen kein einziger Trieb mehr, Herr Blatt zuckte missvergnügt mit den Achseln.
    Diese dummen Geschichten lösen meine Probleme nicht, brüllte Nero Koszta dazwischen.
    Was du krakeelst, ist natürlich keine Dummheit, Tölpel!, zischte Herr Blatt.
    Adam wagte nicht, sich zu rühren, eine Schauspielerin, was für eine Schauspielerin hat Nero gemeint?!
    In Ordnung, wir werden eine Lösung für deine schrecklichen Probleme finden, Nero, sagte Wurzelmama begütigend und erhob sich unter großem Stöhnen, weil sie sich während Herrn Blatts Erzählung im Gras niedergelassen hatte. Lustvoll räkelte sie sich, dann gab sie Adam einen Wink. Zögernd trat er näher, Wurzelmama griff nach ihm und umarmte ihn.
    Ich bin die Erde, du kannst von mir essen, hauchte sie ihm ins Ohr. Du kannst dich in mir ausruhen, so weich bin ich!
    Im nächsten Moment hielt ihn Herr Blatt in den Armen.
    Ich esse Licht, und wenn nötig, senke ich mich auf deine Lider, flüsterte Herr Blatt.
    Herr Wurm drängte sich an ihn heran, ich schlüpfe in dich hinein, gehe in dir ein und aus, ich bin dein endgültiger Heiler, Junge, du armer Junge.
    Nero Koszta nuschelte widerwillig, du kannst meinen prächtigen Platz einnehmen, mein schmächtiger Nachfolger werden, du dummer, du sehr dummer Junge!
    Was, wovon redete der verrückte Grasmusikant?!
    Es wurde still, nichts rührte sich.
    Alle hatten sich dem Grasmusikanten zugewandt, Herr Blatt machte eine auffordernde Bewegung, los, los, warum ließ sich der gnädige Herr Nero Koszta bitten! Denn der gewaltige Mann saß nur mürrisch da, schmollend, er spielte nur mit dem Grashalm herum, anstatt Musik zu machen. Wurzelmama wurde dieser Sturheit überdrüssig und schlenderte zu ihm hin. Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre mächtigen Brüste, tätschelte, streichelte es, auch den Nacken bearbeitete sie.
    Na, schön, ich spiele, murmelte Nero, als wäre es eine Gefälligkeit, dann nahm er den Grashalm zwischen seine schwellenden Lippen und begann.
    Ein Windstoß schlug Adam ins Gesicht, ringsum rannten brüllende Soldaten, ein Trupp riss ihn mit, bald waren sie auf freiem Feld. Weitere Schüsse krachten, Salven schlugen ein, ein Splitter pfiff in der rauchigen Luft. Eine Armlänge entfernt galoppierten schreiende Reiter

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