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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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sagte Adam und stellte sein Geldsäckchen auf die Erde, genau zwischen ihnen. Der Woiwode sah nur beiläufig hin und seufzte tief. Doch dann griff er danach. Adam war flinker.
    Was hat das Mädchen gesagt!
    Sie hat gesagt, du sollst ihr eine Wunde auf den Körper zaubern!
    Adam ließ das Säckchen zu Boden fallen, im nächsten Moment war es schon nicht mehr dort. Der Zigeuner war gewieft, sehr gewieft, Adam musste grinsen. Und seine Tochter verhielt sich schlau. Kleine Zigeunerhenne, du willst eine Wunde, Schmerzen? Hast du nicht genug, suchst du nach mehr?! Adam schüttelte den Kopf.
    Gilagóg ließ übelriechende Wolken aus seiner Pfeife quellen und starrte finster vor sich hin. Von nun an schwieg er. Adam hatte das Gefühl, das schöne Zigeunermädchen beobachte sie von irgendwo, doch sie würde nicht zurückkommen, hier hatte sie nichts mehr zu suchen. Ein wenig zögerte er noch, dann ging er grußlos davon; auf einmal rief jemand hinter ihm her.
    Gebt mir Geld!
    Gebt mir Geld!
    Wer soll dir Geld geben?!, rief Adam zurück, doch er drehte sich vergeblich nach allen Seiten um.
    Gebt mir Geld!
    Gebt mir Geld!
    Niemand war zu sehen, die Zigeuner waren spurlos verschwunden. Der Vorhang der Weiden wogte üppig, ein Specht hämmerte am Stamm einer Eiche, sonst war es still, die Hitze wogte sachte hin und her wie ein riesiger, dichter Schleier, eine Mücke umkreiste seine Stirn, er ließ zu, dass sie ihn stach. Auf einmal krachten ganz in der Nähe einige Schüsse, dann schickte ein größerer Knall eine rasch verfliegende Rauchwolke zum Himmel. Adam schritt weiter, er begann zu trällern. Hin und wieder sank sein Stiefel in der sumpfigen Erde ein, wie ein Hinkender zog er das Bein nach, doch sein Fußabdruck füllte sich mit klarem, glitzerndem Wasser. In der Nähe wurde musiziert. Er hörte die Grasmusik, die Melodie des sich erhebenden und abflauenden Windes, auch die Blätter und das Schillern derGräser wurden zu Tönen. Alsbald erblickte er Nero Koszta. Der Grasmusikant, den die Augusthitze offenbar nicht störte, denn er trug auch jetzt seine gefütterte Pelzjacke, saß sorgenschwer neben einer wuchernden Brennnesselstaude. Nach einer Weile riss er ein paar Stengel ab, zog die Hosenbeine hoch und begann seine Waden zu bearbeiten, und obgleich er wohlig schnaubte, blieb seine Miene düster.
    Ernste Sorgen plagen mein Herz, brummte er und schielte auf Adam, der nichts sagte, doch von der Aufrichtigkeit des prahlerischen Grasmusikanten überrascht war.
    Es sind Probleme, die ich nicht allein lösen kann, nickte Nero Koszta und betrachtete seine geröteten Waden.
    Soll der Teufel die Singvögel holen, verstehst du?
    Ich verstehe.
    Soll die größte serbische Glocke zerspringen, verstehst du?
    Adam schwieg.
    Na, im Ernst, Nero blickte auf, du könntest mir einen Rat geben, denn ich habe dich ja noch nicht umgebracht. Du verstehst mehr von diesen Dingen.
    Von Brennnesseln?, fragte Adam.
    Die Seele der Frau ist eine fremde Welt für mich, brummte Nero. Du weißt, wie hervorragend ich vögle, das brauche ich vielleicht nicht zu betonen, doch die Seele ist ein Kapitel für sich. Mit meiner Musik kann ich jedes Weibsbild lehren, wie man mich lieben und behandeln muss, doch man kann nicht immer Musik machen, Junge! Ich höre nur kurz auf, und gleich brennt sie mit einem kleinen Nebel durch, mit einem lächerlichen Dunst, mit einem Furz, mit einem Gecken, so einem wie dir!
    Im Blick des Grasmusikanten blitzte es besonders heftig.
    Du hast doch eine wunderschöne Schauspielerin gekannt! Und du hast sie nicht nur gekannt, sondern ihr auch Glut zwischen die Beine gesteckt, stimmt’s, Schatten?!
    Adam blieb keine Zeit zu antworten, in der Nähe krachte und knackte es.
    Aber, aber, Nero! Die üppige Gestalt von Wurzelmama brach aus dem Gebüsch, gefolgt wie immer vom eleganten Herrn Blatt, als letzter bahnte sich Herr Wurm Äste knickend und Pflanzen zertrampelnd den Weg.
    Nero, du siehst doch, in welchen Schwierigkeiten der Bursche steckt und traktierst ihn mit deinem Blödsinn! Das ist absolut kein menschliches Verhalten!, rief Wurzelmama, und für einen Moment verdunkelte sich der Himmel. Adam staunte, als sei er in einen Traum geraten. Würde er auf der Stelle ersticken, wäre das auch nicht schlimm. Ihm war, als hätte er Fieber bekommen, er zitterte, seine Augen brannten.
    Es stimmt schon, dass der Bursche in ernsten Schwierigkeiten steckt, genau wie mein guter Fürst auf der wunderbaren Hochebene des Kosovo, doch er darf

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