Blumenfresser
Knie, stark blutend. Klara wurde plötzlich sehr ruhig.
Margit, sagte sie, meine Schwester hieß Margit, und ihr Gesicht war weiß wie Schnee. Damals, als sie noch bei uns war, war sie nicht wirklich bei uns. Doch seit sie von uns gegangen ist, ist sie richtig bei uns. Sie starb, weil Gott sie zu schwach geschaffen hatte. Doch Gott sieht Sie, und er ist betrübt, dass ein Mann wie Sie seine Wut an Schwache verschwendet. Sie dürfen sich nicht damit brüsten, dass Sie ein Pferd totgeschlagen haben. Wenn Sie es so eilig hatten, hätten Sie einen kürzeren Weg nehmen können. Und ich sage Ihnen noch etwas.
Berger runzelte die Stirn.
Mich sollen Sie schlagen!
Wie bitte?!
Es ist leicht, ein Pferd zu schlagen! Es ist auch leicht, meinen Vater zu schlagen! Das ist Ihnen sogar angenehm, nicht wahr?!Aber wenn Sie so mutig und stark sind, dann schlagen Sie doch mich!
Berger sah sie an, mit gesenkter Faust, ein wenig stand ihm der Mund offen. Dann hob er die Faust wieder, es war, als würde sich eine Wolke vor die Sonne schieben. Glücklich schloss Klara die Augen. Diese grässliche Gestalt wird jetzt zuschlagen. Es wird sicher sehr schmerzen, aber es wird guttun. Berger schlug sie nicht. Er gab ihr nur einen Stoß, und sie fiel mitten in eine Pfütze. Da saß sie im Schlamm, doch gleich sprang sie wieder auf, wusste nicht, was tun, sie begann zu lachen und machte einen Knicks. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, doch interessanterweise lachten sie nicht über Pelsőczy mit seinem blutigen Kopf und auch nicht über das Mädchen, sondern über Berger.
Morgen treffen wir uns bei Frau Léni, rief der Schiffsbesitzer und marschierte quer durch die Pfützen zu seinem Wagen, der auf dem Damm wartete. Klara wischte ihrem Vater das Gesicht ab, er hatte einen Eckzahn eingebüßt, und wahrscheinlich war die Nase gebrochen, was ihn nicht hinderte zu lächeln.
Ich habe ihn tatsächlich um etwas Geld gebeten und vergessen, es ihm zurückzugeben.
Schweigend sahen sie den Fischern zu, die wieder mit ihren Netzen beschäftigt waren. Ein Kahn legte an, das Wasser hinter ihm brodelte vom Gezappel der ins Netz gegangenen Fische.
Diese Nacht habe ich sie gesehen, fing Pelsőczy an und griff nach seinem Tabaksbeutel, zugleich wurde sein Blick fremd, feindlich.
Wen denn, Papachen?!
Deine Mutter, brummte er.
Klara hängte sich bei ihm ein, es war ihr egal, dass ihr Kleid voll Schlamm war, und auch Pelsőczy ließ es zu, dass sie ihn führte, ihn zum nächsten Gasthaus brachte, wo sie ihm einen Krug Wein bestellte. Dann befahl sie ihm zu erzählen, was mit dem Schiff passiert sei.
Der Zollbeamte Barcs hatte ihnen müde nachgeschaut, er verstand diese Leute nicht. Netze werden ausgeworfen, Fischewerden gefangen. Doch was ist das für eine Spezies, die ihr Netz immer dort auswirft, wo ganz bestimmt kein Fisch schwimmt?!
Seit gestern Abend war auch das Schiff dahin, es war als Fackel davongeschwommen, und vielleicht war es schon immer, die ganzen letzten Jahre, ein Wrack gewesen, vielleicht war es nie ein junges und flinkes Schiff gewesen, sondern ein von Wasser und Wind angefressenes, vom Eis malträtiertes Wrack, bis eines Tages dieser Trottel Pelsőczy eine irre Summe dafür bezahlte und mit seiner Tochter darauf herumzufahren begann.
Narren, hirnverbrannte Narren, dachte der Zollbeamte Barcs und spuckte ins Wasser.
Der Mann, der nicht zu Hause blieb
Imre bestand darauf, dass sie sich bei einer öffentlichen Züchtigung zum ersten Mal begegnet seien, und die mit Stockhieben bestrafte Hure habe ihr, Klara, gespenstisch ähnlich gesehen. Klara überlegte, ob der Vergleich für sie beleidigend war, und behauptete, sie könne sich an keine Züchtigung erinnern, was nicht der Wahrheit entsprach, vielmehr hatte sie keine Lust, sich die Unglückliche mit ihren unter den Schlägen aufplatzenden Blutrosen und das selige Gegeifer der Gaffenden ins Gedächtnis zu rufen. Die Züchtigung musste etwa zu der Zeit stattgefunden haben, als das Schiff verschwand, irgendwann im Sommer einundvierzig. Damals konnte Klara noch nicht wissen, dass sie das geprügelte Mädchen einmal besuchen würde. Doch der peinliche Faschingsball, als Imre, dieser ungeschickte Mensch, ihr auf den Füßen herumtrampelte und sie der Lächerlichkeit preisgab, war ihr gut in Erinnerung. Er tauchte eine frostige Nacht im Februar des Jahres 1843 in ein verheißungsvolles Licht. Eine andere hätte ein für alle Mal die Flucht ergriffen, einen solchen Tolpatsch hätte sie keines
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