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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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dortigen Kapuzinerpriester, der leicht hinkte, grüßte er schon seit langem ehrerbietig. Während des Spaziergangs lebte er auf, auch der Reichtum und die Würde der im Frühlingslicht badenden Stadt war ihm eine Stütze, die imperiale Pracht, die Schottenbenediktiner, die Michaelerkirche, das Gebäude der Augustiner, das Ordenshaus der Kapuziner, die Auslagen und die kleinen Süßwarengeschäfte waren schön anzusehen, die Pferde kackten ordentlich, und auch die Bettler froren nicht mehr so sehr.
    Er würde beichten, dass er hilflos war.
    Er würde beichten, dass die Hilflosigkeit eine größere Sünde war, als hätte er etwas Böses getan.
    Der Priester schwieg, Peter hörte nur seine verlegenen Atemzüge, schließlich wurde er es überdrüssig, auf eine Antwort zu warten. Er verließ den Beichtstuhl und stürmte geradezu aus der Kirche.
    Er hörte wieherndes Gelächter. Ein hämisches, unangenehmes Gesicht schwankte vor seinen Augen, du lieber Himmel, das war ein gewaltiger Wurm! Er sah die ganze Gesellschaft, das dicke Luder, den dünnen Herrn, und vor seinen Füßen wanden sich Würmer.
    Hatte er Fieber?!
    War er wahnsinnig geworden?!
    Aber kann ein Wahnsinniger die Anzeichen des Wahnsinns erkennen?!
    Nein, er war nicht verrückt, nur verzweifelt, nur ratlos. Was sollte er tun?! Was nur?! Essen, er musste etwas essen, Steine, Sand, Baumrinde, irgendetwas!
    Und er wanderte durch die Stadt, laut hallten seine Schritte über das Pflaster. In der kurzen und stark abknickenden Freisingergasse fand er eine Konditorei, er brach geradezu in denwinzigen Laden ein, griff in die Tasche und streute sein gesamtes Kleingeld auf das Pult, klingelnd rollten die Münzen umher. Er stopfte sich mit Krapfen und Cremeschnitten voll, deutete dem kreidebleichen Konditor, auch das, bitte auch das Stück dort! Der Konditor war ein magerer, trübseliger Mann, niedergeschmettert sah er der Verheerung zu.
    Seine Mehlspeisen so zu essen, auf so barbarische Weise!
    Trotzdem reichte er ihm, als Peter fertig war, ein Tuch, damit er sich abwischen konnte.
    Peter erkannte ihn an dem durchdringenden Blick, das war niemand anders als Fürst Windischgrätz! Er brüllte auf, stieß die Hand weg und stürzte ins Freie. Das Schaufenster eines kleinen Ladens gegenüber lockte ihn, er buchstabierte die Aufschrift. Der Besitzer hieß Nowotny, las er auf dem grün gestrichenen Zunftzeichen. In der Tür stand ein junges Mädchen und schüttete sich aus vor Lachen, offenbar darüber, dass er immer noch Creme im Gesicht hatte. Die Kleine sah genauso aus wie Klara! Auch das war nur ein Zauber! Er knurrte wütend, das Mädchen lief hinein, hinter ihr zappelte erschreckt das Türglöckchen. Entschlossen eilte er Richtung Dom. So widerwärtig war bereits alles, die müßigen Offiziere, die weißen Fräuleins, die Beamten in ihren langen Mänteln, die Kutscher, die Jabots, die Häubchen, die Zylinder, die wiegenden schwarzen Hüte.
    Was würde geschehen? Etwas Schreckliches, kein Zweifel! Er hatte das Gefühl, dass Herr Schütz all seine Bewegungen beobachtete, ihn belauerte, ihm folgte und ihn vielleicht sogar lenkte!
    Plötzlich sah er einen Menschen in der Höhe, er flog mit ausgebreiteten Armen über die Häuser hinweg und winkte, er war es tatsächlich, Herr Schütz, hallo, Peter, mein Sohn, sieh nach vorne, sieh nur, wer dir da entgegenkommt! Peter wäre fast mit einem Paar zusammengestoßen. Der Kaiser schritt auf ihn zu, ein Zylinder wackelte auf seinem Kopf, jetzt lüftete er ihn, verbeugte sich sogar!
    Ich grüße Sie, Herr Schön, haben Sie nicht den Wunsch, mirin den Hals zu stechen? Hier, an dieser Stelle, und er zeigte die Wunde unter seinem Kragen.
    Aus der Wunde winkte Wurm, grüß dich, Schön, mein Freund , ich gehe mit dir, ich folge dir!
    Stechen Sie meinen Mann ruhig nieder, Hauptmann Schön!, ermutigte ihn fröhlich die Kaiserin und tätschelte ihm mit ihrer kleinen Hand das Gesicht.
    Kopflos lief Peter weiter, er rempelte Passanten an, er rannte und rannte, bis er auf einmal vor dem Haupteingang des Stephansdoms stand. Er zögerte nicht, um es sich auf keinen Fall anders zu überlegen, und lief durch den Schlund des Riesentors: Ruhe, nur Ruhe wollte er endlich haben! Er keuchte im Halbdunkel und massierte sich die Brust, doch er sollte keine Ruhe finden, denn da sah er, wie eines der wasserspeienden Raubtiere lebendig wurde, es sprang auf ihn zu und warf ihn fast um, das Biest war fast so groß wie ein Kalb. Peter schlug zweimal zu,

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