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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Ordnung! Imre kramte nach Tabak, steckte sich einen Zigarillo an, machte einige Züge, dann legte er ihn hin, er schmeckte nichts. Er tränkte sein Taschentuch mit Palinka und drückte es an den Hals. Die Eingangstür knallte, Peter hatte sie heftig aufgestoßen, unter seinen Schritten dröhnte der Flurboden.
    Steht er noch dort?, bebte Klara im Bett. Er wird doch noch nicht weggegangen sein? Ich sehe ihn nicht, warum sehe ich ihn nicht?!
    Das Binokel von Doktor Schütz vollführte einen Hüpfer, er rang die Hände, ach, was haben Sie gemacht, Klara, nein wirklich, was haben Sie sich dabei gedacht, nein, so etwas! Peter stürmte ins Zimmer, die drei Männer umstanden das Bett. Imre nahm das Kind, es verstummte, ein hässliches kleines Monster, ein verrunzeltes Gesicht, unwahrscheinlich kleine Finger und Gliedmaßen, durchscheinend wie ein Blütenblatt. Peter brummelte in seinen Schnurrbart, er griff in seine Jackettasche, holte ein Gläschen mit Goldrand hervor, kaum größer als sein Fingernagel, und hielt es Klara behutsam an die Lippen. Es enthielt eine schwere, purpurfarbene Flüssigkeit.
    Was war da drin?!, flüsterte Klara, ein dunkelroter Tropfen hing an ihrem Kinn.
    Ein Rosenlikör, sagte Peter.
    Inzwischen versorgte der Doktor Imre, dessen Verletzungwegen der Blutung schlimmer aussah, als sie in Wirklichkeit war. Mit hochgehaltenem Kinn ertrug Imre die Pusselei des Arztes, auch Doktor Schütz war müde. Peter sah zum Fenster hinaus, seine Hand ballte sich zur Faust, der Elende hat sich immer noch nicht fortgeschert! Ich mache ihm Beine!, knurrte er und setzte sich auch schon in Bewegung.
    Nicht nötig, Peter, ich bitte dich, hauchte Klara, ich bitte dich!
    Er hielt inne, forschte in Imres Blick, als suchte er einen Verbündeten, doch sein Bruder breitete die Arme aus, und Klara meinte auf seinem Gesicht vor allem Spott zu erkennen. Nur das Vorhersehbare war geschehen, die Situation machte Peter richtig wütend, während Imre darunter litt. Ihr Mann ließ sich im Lehnstuhl nieder und starrte vor sich hin. Langsam wurde es dunkel, Kerzen wurden angezündet, im Halbschlaf sah Klara, dass das Dienstmädchen das Kind wiegte, auf der Schwelle von Schlafzimmer und Salon.
    Steht er noch dort?, fragte Peter und stellte sein Glas geräuschvoll auf den Tisch.
    Er wird nicht fortgehen, zuckte Imre die Achseln und schenkte von neuem ein, nun wird er nie mehr fortgehen, wiederholte er.
    Adam stand auch noch bei Sonnenaufgang unten vor dem Fenster, mit blaugefrorenem Mund und völlig durchnässt. Doktor Schütz komplimentierte ihn nach Hause, er nuschelte ihm ins Ohr, drängte ihn schulterklopfend, drückte ihm eine Flasche in die Hand. Gehorsam machte sich der Bursche auf den Weg, ohne sich umzusehen.
    Als Klara erwachte, nahm Imre ihre Hand. Sowie sie die Augen öffnete, begann er zu sprechen, langsam und umständlich wob er seine Sätze.
    Gott sieht nicht, was geschieht, Klara. Er hat keine Ahnung von uns. Doch er wartet am Ende allen Geschehens, und dann nickt er verwundert, wie die Dinge ihren Lauf genommen haben. Wenn Gott sich nicht wundern dürfte, würde ich in dem Ganzen keinen Sinn sehen. Klara, ich sehe eine Welt, in der es alles gibt, Liebe und Fluch, Verbrechen und Strafe, alles funktioniert vernünftig, doch in dieser Welt kann Gott sich nicht rühren, er hat keinen Platz, denn würde er sich auch nur ein wenig bewegen, würde die Welt wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Gott bewegt sich nicht, und die Welt geht ihre eigenen Wege.
    Du machst es unnötig kompliziert, flüsterte sie und ließ seine Hand los.

Die drei Verräter
    Schon lange starrte sie auf die schimmelige Wand, an der Zeichnungen aufgehängt waren, vor ihrem Gesicht dampfte der Atem. Es war so kalt, dass sie sogar im Mantel fror. Auch das Mädchen zitterte vor Kälte, ihr Mund war blau, ihre Hände rot, auf dem Tisch lag ein brauner Apfelbutzen, daneben ringelte sich trockene Brotrinde. Ein richtiges Stillleben, dachte Klara. Der kleine Spatz hungert, aber die Rinde pellt sie ab! Sie hungert, aber die Äpfel schält sie!
    Ich esse auch den Butzen, sagte sie.
    Verraten Sie mir endlich, was Sie wollen?, fragte das Mädchen, ihr Blick war lichtlos, ihr Haar struppig, seit Tagen hatte sie sich nicht gekämmt, doch seltsamerweise wirkte ihre Bekleidung, der Rüschenrock mit dem roten Saum, die Bluse und ihre Weste ganz feierlich, damit hätte sie auf den Ball gehen können. Da saß sie inmitten des frostigsten Elends und hatte sich festlich

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