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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Blumen, das Porzellan, die bemalten Krüge, die Silberdöschen und Schatullen waren wie Gespenster an ihren früheren Plätzen zu erahnen. Aus Klara brach ohnmächtiger Zorn hervor, sie schrie krächzend, du bist böse und gemein, du lügst, du lügst!
    Peters Blut rann aufs Kinn, Klara hatte ihn gestikulierend am Mund getroffen.
    Er flüsterte, komm mit mir, Klara, komm mit!
    Es wurde still, Peter verschmierte das Blut an seinem Kinn. Das Zigeunermädchen schlich sich zurück, sah sie von derSchwelle unverwandt an, dann wehte sie ins Zimmer und begann, sich im Kreise zu drehen. Ihr Rock rauschte, als ob der Tod sie tanzen ließe. Peter beobachtete sie fasziniert, zugleich flüsterte er Klara zu, gut, ich gehe jetzt, und sie, deutete er auf die noch immer tanzende Somnakaj, kommt mit. Sag nichts, es ist überflüssig. Ich brauche sie mehr als du. Für dich ist dieses Mädchen ein Spielzeug, mir wird sie ein lebendiges Glied sein.
    Und als er die Wohnung verlassen hatte, schien es, als wäre jemand für immer fortgezogen.
    Somnakaj blieb stehen, jetzt weiß ich es, gnädige Frau, er war der mordende Teufel, keuchte sie. Klara kam innerhalb eines Augenblicks zur Besinnung, solche Erregung packte sie, dass ihr schwindelte, sie rang nach Atem, als sie fragte.
    Warte, warte mal, du sagst, dass er es war, der Adam in der letzten Schlacht im August umgebracht hat?! Sie neigte sich so weit vor, dass ihre und Somnakajs Wimpern einander streiften.
    Ich habe es selbst gesehen, flüsterte das Mädchen und hielt ihrem Blick stand.
    Du hast diesen Menschen gesehen, wie er tötete?!
    Somnakaj nickte, ja, er war es.
    Herr Peter ist geflohen, er lief und lief. Ich konnte nicht verstehen, wie es möglich war, dass so ein schwacher Bursche einen Riesen verfolgte. Der weißgesichtige Bursche verfolgte ihn! So war es! Als er ihn einholte, wandte sich der Riese, Herr Peter, plötzlich um und stach dem Burschen sein Messer ins Herz.
    Sein Bajonett, sagte Klara.
    Das Messer von seinem Gewehr, blinzelte Somnakaj.
    Sie schwiegen, Klara schüttelte den Kopf, als wolle sie erwachen, strich sich über die Stirn, das letzte Mal hast du es anders erzählt, sagte sie.
    Das Mädchen presste trotzig die Lippen zusammen.
    Gut, du kannst mit ihm fortgehen, sagte Klara. Du kannst mit dem feigen Riesen gehen, sie wandte sich ab. Ich will, dass du gehst. Bei mir hättest du es gut, bei ihm wird es dir schlechtgehen, aber es wird sicher schön sein.
    Sowie sie das aussprach, bemerkte sie das Gläschen an der Ecke des Tisches. Roter Likör zitterte darin, wie aus Rosenblüten gepresst. Klara reichte Somnakaj das Glas, trink du es aus. Somnakaj griff zögernd danach, dann trank sie.
    Das war gut, nicht wahr?
    Somnakaj nickte.
    Zu wenig war es auch, nicht?
    Somnakaj nickte abermals.
    Nun, so wird es sein, sagte Klara und ließ sie allein.
    An diesem Tag schlief Somnakaj nicht mehr im Haus.
    Nachdem sie das Kind hingelegt hatte, holte Klara das Kästchen hervor, auf das Peters Name gemalt war. Sie ließ den kupfernen Verschluss aufspringen, als hoffte sie, es werde leer sein, doch das Kästchen war fast bis zum Rand mit Gläsern vollgepackt, fingerhutgroßen Silberkelchen, Stamperln aus Pester Kaffeehäusern, aus Pressburg, aus Wiener Hotels, aus Prag und Ostungarn. Jüdische Gläschen, ein sächsischer Glasbecher aus Kronstadt, ein serbischer Trinkkelch aus Szabadka, er hatte die Form einer Tulpenblüte. Das alles hatte dieses Scheusal ihr geschenkt! Wie viel Lüge, wie viel Betrug!
    Anderntags trug Berger ihr das Bestellte ins Haus. Es war Frühling, Klara war es egal, woher er es nahm, doch sie wusste, wenn sie ihn demütig darum bat, würde er es ihr beschaffen. Der Schiffsbesitzer schälte einen gewaltigen, vertrockneten, steinharten Lößbrocken aus den Lumpen.
    Wollen Sie es sehen?, fragte Klara.
    Berger leckte sich die Lippen, er nickte.
    Mein Söhnchen!, rief Klara, sogleich kam er gelaufen, hielt jedoch erschreckt inne, als er den sich auftürmenden Berger sah.
    Klara winkte ihm, dass er keine Angst zu haben brauche, und wandte sich dem großen Tisch zu, dort stand Peters Kästchen, darin sämtliche Gläser. Klara nahm alle Kraft zusammen, hielt den Lößklumpen über das Kästchen, noch ein Blick auf den Schiffsbesitzer, dann ließ sie den Klumpen los. Das Knirschen, den Aufschrei des Glases hörte sie nicht, das Blitzen der auseinanderspritzenden Splitter, die körperlos verflirrenden Silberschwingen sah sie nicht, sie sah nur, dass hinter dem

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