Blumenfresser
sein. Na, was sagst du dazu?
Wer bist du ?!, fragte der grau Blickende, es war, als würde ein Stein sprechen. Zugleich glänzten die Goldzähne Tod, Tod aus seinem Mund heraus.
Nun wusste Gilagóg, egal, was er ihm sagte, dieser Mensch war nicht gekommen, um zu fragen, etwas zu erfahren oder jemanden kennenzulernen. Er war gekommen, um zu drohen, um zu zeigen, dass er über ihnen stand und sie ihm zu dienen hatten. Er wird sie umbringen oder zu Sklaven machen. Wütend riss sich Gilagóg den Umhang herunter und zeigte, sein Hemd nach oben ziehend, all die Schnittwunden auf seinem Leib. Messerspuren, blütenförmige Narben, Abschürfungen, die Spuren von Schlägen waren über seinen sehnigen Männerkörper verstreut.
Das bin ich, du kannst sehen, was ich bin!
Wer bist du ?!, fragte der Fremde, ohne Gilagógs Körper eines Blickes zu würdigen, er musterte nur sein Gesicht und heftete die Augen auf seinem Mund. Das war der Moment, in dem Gilagóg den Druck der Angst in seinem Magen spürte. Als im Zuge ihrer Wanderschaft die Lovara über sie hergefallen waren, hatte er eine ähnliche Kälte empfunden, doch diesmal war das Gefühl stärker. Ein bitterer Geschmack sammelte sich in seinem Mund. Es wurde still, seine Leute spürten plötzlich die Gefahr, sie ließen das Packen und das Streicheln der Erde sein und schielten neugierig und ängstlich herüber, einige Kinder wagten sich näher heran. Barka lachte schallend auf und schritt unbefangen auf den Goldzahnigen zu. Sie neigte sich zu ihm, beschnupperte ihn, berührte seinen Arm, doch er würdigte sie keines Blicks.
Wer bist du ?! Er starrte Gilagóg unverwandt an.
Das war keine Frage mehr, sondern eine offene Drohung. Gilagóg tat etwas Unerwartetes. Er trat zu einem der Wagen und schlug die Plane mit einer raschen Bewegung zurück. Habred der Wahrhaftige blinzelte ihm aus dem Unterbett entgegen, um dann, als hätte man ihn bei einer wichtigen Beschäftigung gestört, ein böses Gesicht zu machen. Langsam verblassten seine bläulich schimmernden Knochen, die das Tageslicht nicht mochten. Der Goldzahnige schnaubte auf, die Sache interessierte ihn, er war bereits näher getreten, anscheinend konnte er auch schnell sein.
Wer bist du ?!, fragte er Habred.
Gilagóg riss Habred das Tuch vom Mund, der Wahrhaftige antwortete.
Gebt mir Geld!
Wer bist du ?!, fragte der Fremde abermals und schüttelte den Kopf.
Gebt mir Geld!
Wer bist du ?!, fragte der Goldzahnige und hob die Faust. Gilagóg schnellte wie eine Wildkatze vor. Er packte den Arm desFremden und drückte ihm sein Messer an die Kehle. Doch er spürte, dass der andere stärker war als er.
Wenn du mich jetzt nicht umbringst, wirst du mir dein ganzes elendes Leben lang dienen, flüsterte der Goldzahnige und versetzte dem Hund, der an seinem Knöchel herumbiss, einen kräftigen Tritt. Dann hob er die Hände und hielt sie dem Woiwoden vor das Gesicht. Die Rechte hatte Nägel aus Gold, die gelben Nägel an der Linken waren noch menschlich.
Die Nägel meiner linken Hand wirst du vergolden, flüsterte er.
Komm zurück und töte mich, wenn du dazu fähig bist, antwortete der Woiwode und steckte sein Messer weg. Ruhig und mit gesenkten Schultern stand er da, seine Furcht war verflogen, sie ließ schlechte Laune zurück.
In der Nacht komme ich zurück, ich beiße dir das Herz heraus und esse es roh, der Fremde wies auf Gilagógs Brust, er fletschte die Zähne, damit jeder sein fürchterliches Gebiss sehen konnte, dann schlenderte er mit der gleichen demonstrativen Langsamkeit davon, mit der er gekommen war.
Gebt mir Geld!, rief ihm der Wahrhaftige nach, worauf Barka wieder laut lachte und sich den Bauch haltend im Kreise drehte. Ein warmer, zitternder Körper schmiegte sich an den Woiwoden. Somnakaj hatte ihn umarmt, er spürte, dass sie zitterte.
Masa, Masa!, knurrte der Woiwode unruhig, ich werde dich dringend brauchen!, und er küsste sie auf die tränennassen Augen. Der Wahrhaftige wurde wieder zugedeckt, die Menschen gingen wieder an ihre Arbeit. Gilagóg wanderte in Gedanken versunken umher, dann begann er sich vorzubreiten, breitete Lumpen auf die Erde, holte seine Messer hervor und legte sie auf das Leinen.
Während alledem strich Masa an dem Ort umher, der Hexeninsel genannt wurde. Er hatte sich nicht verirrt, denn er pflegte sich nicht zu verirren, er hatte einfach gespürt, dass er hierher kommen musste. Als er den sich leerenden Fischmarkt passierte, wo kleine Fische, Schuppen und Fischgräten im
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