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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Licht der Laternen auf der Piazza San Carlo – er roch nach Pizza mit doppelt Anchovis.
    »Was gibt es Neues?«, fragte Amadeus den Mischlings- rüden, denn er wollte nicht gleich sagen, was ihn bedrückte. Erst wollte er plaudern, einfach so. Unter Freunden.
    »Gar nichts, da war weniger als nichts, keiner, aber auch keiner hat was gesehen. Keine Wölfe, kein Sindone, niemand, du weißt schon, Verdächtiges. Lagottos? Ja, ja, gut, die gibt es.« Er schmatzte, vermutlich hatte er zwischen zwei Zähnen noch etwas Käse gefunden. »Große, kleine, dicke, dünne, Lagottos, diese Trüffelhunde. Ja.«
    »Hast du einen gesehen? Hast du ihn gesehen?«
    »Nein, also niemals. Auch nicht an der Mole, hoch ist sie ja, muss man sagen, ein imposantes Ding.« Er leckte sich über die Brust. »Wenige Streuner leben dort, zu viele Menschen, zumindest tagsüber, nachts kaum. Ich würde da ja nicht hin, aber manchmal gibt es eben doch was. Kleinigkeiten, aus den Cafés. Da waren auch Hunde, mehrere, na ja, auch so Trüffelhunde, wie heißen die noch ... «
    »Lagottos.«
    »Ja, das kann sein, die waren aber nicht echt, also reinrassig, aber da, das waren sie, ja. Ach, ich wär doch auch gern mal, so gerade im Herbst, ein Trüffelhund, wegen des Suchens. Vielleicht kann ich ja auch, also meine Nase, die ist gut. War das gerade eine Maus da an der Mauer?«
    Amadeus hörte nicht mehr zu. Mit raumgreifenden Sätzen rannte er zurück zur Porta Palatina, zum schnellsten seiner Leibwächter.
    »Neuer Befehl: Jeder verfügbare Hund zur Mole! Sofort ! «
     
    Plötzlich stand Giacomo vor ihm – und Niccolò war sprachlos, wusste nicht, was er ihm als Erstes sagen sollte von den tausend Dingen, die ausgesprochen werden wollten. Die Zunge hing dem alten Freund wie ein feuchter Lappen aus dem Maul, er war außer Atem, und seine Augen hatten einen merkwürdigen Schimmer. Wenn Glück wässrig war, fand sich ein großer Schuss darin. Zudem hatte er eine ... Tischdecke. Und eine Leine. So schick, wie sie eigentlich nur Hündinnen trugen.
    Hektisch sah sich Giacomo um, die Piazza betrachtend, die Straße, auf der jetzt ein Wagen vorbeifuhr – für Turin ausgesprochen langsam.
    »Reiß mir den verdammten Stoff runter, und dann nichts wie weg.« Der alte Trüffelhund atmete durch, es roch nach teurem Wein. »Ich bin stolz auf dich, Niccolò. Du hast einen klugen Kopf!«
    Nun wusste Niccolò, was er sagen wollte: »Und ich habe ein Ohr bei dir gut!«
    »Können wir jetzt losrennen, oder wollen wir alle deine Wehwechen ausdiskutieren? Siehst mit dem Ohr übrigens viel wilder aus. Das mögen die Hündinnen. Die denken nun, du wärst ein echter Straßenkämpfer.«
    Niccolò rannte die Via della Basilica hinunter, wandte sich dann nach links. »Lass uns da lang, sieht verlassen aus.«
    »Gute Idee, Kleiner.«
    Neben ihnen erstreckte sich nun ein kleiner umzäunter Park. Den Ausdünstungen nach zu urteilen, diente er vielen Stadthunden als Hort der Erleichterung. Niccolò erkannte einen an der Porta Palatina, genau vor der Statue Julius Cäsars, der die Hand siegreich erhoben hielt. Das Tier hatte den Kopf gereckt, die Ohren aufmerksam gespitzt. Es stand enorm unter Spannung, fast knisterte Elektrizität auf seinem Fell.
    »Warte mal einen Moment«, sagt Giacomo und blieb stehen. »Mein Halsband ist verrutscht.«
    »Ich geh schon mal vor.«
    »Ja, ja, mach nur. Ich bekomm das schon alleine hin.«
    Niccolò wollte wissen, was es mit diesem Hund auf sich hatte. Warum verharrte er dort? Hinter sich hörte er, wie der alte Trüffelhund versuchte, das verflixte Band zurechtzurücken.
    Vorsichtig näherte sich Niccolò dem stolzen Tier und begriff, dass Turin ihm noch lange fremd bleiben würde. Fast sein ganzes Leben hatte er in dem kleinen piemontesischen Dorf Rimella zugebracht, nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die Hunde hier waren anders. Die schlanke Gestalt vor ihm residierte mit einer Präsenz, die das kleine Windspiel vom Bürgermeister Rimellas kannte – allerdings nur, wenn dieser seine goldene Schärpe trug. Je näher Niccolò trat, desto geduckter ging er.
    »Was gibt es, Bote?«, rief ihm der Hund zu. Seine Augen waren bleich, die Ohren fahl.
    »Kannst du uns vielleicht helfen? Mein Freund und ich, ein alter ... «, fragte Niccolò. Doch dann wurde er unterbrochen.
    »Du gehörst nicht zu mir? Warte hier, bis Tommaso eintrifft. Er wird dir alles erklären.«
    »Worum geht es denn? Ich bin neu in der Stadt, weißt du.«
    »Ich suche einen

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