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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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seelenruhig sein?«
    »Wenn wir jetzt unruhig werden, ist alles aus. Hab ich dir schon mal dieses Zen-Buch gegeben? Musst du unbedingt lesen. Eigentlich geht es ums Bogenschießen, aber es hilft bei allem.«
    »Bist du noch ganz bei Trost?«
    »Ciao, Mario. Hab jetzt keine Zeit mehr. Ich kümmere mich schon noch um deine Probleme, glaub mir.«
    Daisy drückte mit einem Mal die Blase. Vielleicht war es die Angst oder doch nur das Wasser aus der verführerisch tiefen Pfütze. Sie flehte, dass sich die Fahrertür endlich öffnen würde. Im Auto ging es nicht, denn Daisy saß so eingeklemmt, dass sie sich selbst nass gemacht hätte.
    Der Sonnenbrillenträger fuhr noch eine ganze Weile weiter, immer wieder den Schwung seiner Haare im Rückspiegel kontrollierend, an einer roten Ampel mit dem Zeigefinger die Vorderzähne polierend und danach mit der Zungenspitze darübergleitend. Ab und an sang er vor sich hin, stets nur ein paar Töne, niemals eine Melodie. Je näher er dem Ziel kam, desto lauter wurde seine Stimme.
    Der Einparkvorgang war ruppig, und Daisy blieb für einen Moment sogar die Luft weg – doch sie war gleichzeitig unendlich dankbar. Der Mann öffnete den obersten Knopf seines Seidenhemdes, sprang geradezu aus dem Sitz und schloss die Wagentür hinter sich ab, den Schlüssel wie einen Revolver haltend. Das Auto piepte zweimal. Sie war gefangen! Daisy versuchte, die Fahrertür zu öffnen, den schmalen Metallgriff mit den Zähnen zu sich zu ziehen, die Knöpfe mit ihren großen Pfoten einzudrücken. Doch nichts geschah – nur das Radio ging dudelnd an. Sie schlug dagegen, doch erwischte nur den Drehknopf, der das Getöse anschwellen ließ.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als auf die Rückkehr des Mannes zu warten.
    Und auf die roten Lederbezüge zu pinkeln. Daisy hatteden Eindruck, erst danach wieder klar denken zu können. Hastig kletterte sie auf den Vordersitz und stellte die Pfoten auf das Lenkrad. Sie befand sich in einem Park, den sie noch nie gesehen hatte. Zwar waren die Alpengipfel auch von hier zu sehen, doch die Straßenschluchten erschienen ihr fremd, das Muster der Markisen und Ampeln unbekannt. Es war eine schöne Grünanlage, sehr gepflegt, mit mächtigen alten Bäumen. Der Schnee war ordentlich an den Rand der betonierten Wege geschoben, dort kleine Gebirge bildend, die durch den Nieselregen in obskure Formen verwandelt wurden. Entlang dieser schritt nun der Sonnenbrillenträger, sich Lederhandschuhe überziehend, und lässig einer Frau zuwinkend. Sie hatte wundervolle dunkle Haut und ging mit zwei Hunden spazieren, einer eleganten Cockerspaniel- Hündin sowie einem alten, an der Schnauze bereits ergrauten Scottish Deerhound. Sie begrüßte den Mann mit einem langen Kuss, dann hakte sie sich unter, und sie schritten gemeinsam fort. Obwohl der Park zum Tollen einlud, wurden die Hunde nicht von der Leine gelassen. Den Deerhound schien dies sehr zu betrüben, denn er zog unablässig. Die Spanielhündin dagegen trabte brav bei Fuß. Sie war eine Schönheit, deren Fell vom vielen Bürsten glänzte.
    Daisy war schrecklich enttäuscht. Sie hatte sich in Gefahr gebracht und doch nichts Sinnvolles herausgefunden. Der Mann liebte also eine Frau mit Hunden. Das passte nicht zu einem bösen Menschen. Er hatte ihre Artgenossen zur Begrüßung sogar gestreichelt. Nicht ausgiebig, hingekniet hatte er sich nicht, aber doch kurz über den Kopf gekrault.
    Jetzt hielten sie an einem der städtischen Wasserspender, an denen das kühle Nass aus einem Löwenmaul floss. Plötzlich schlug etwas gegen das Auto.
    Ein sanftes Trommeln.
    Daisy blickte aus der Seitenscheibe. Pfoten waren zu sehen,dann ein vertrautes Gesicht. Der gute Donald hatte sie gefunden! Die Geschwister bellten vor Freude.
    Das war ein Fehler. Der Mann drehte sich um, erblickte Donald an seinem Wagen und Daisy darin, pfiff auf den Fingern, brüllte etwas und rannte herbei.
    Gleich wäre sie frei, dachte Daisy, ihr Bruder würde alles in Ordnung bringen!
    Der Mann war nun fast da, er hatte seinen Ledergürtel ausgezogen und hielt ihn hoch erhoben.
    Donald begann zu knurren.
    Alles würde gut. Bestimmt.
     
    Giacomo sah sich auf der Ladefläche der gemütlich knatternden Ape um. Dasselbe Durcheinander von Werkzeugen, Fallen und Decken wie bei seiner ersten Fahrt. Und noch etwas war gleich.
    »Ach, hallo! So schnell sieht man sich wieder«, grüßte der alte Hund den Fuchs fröhlich.
    »Kennst du ihn?«, fragte Niccolò überrascht.
    »Wir sind

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