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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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ist?«
    »Ich finde, daß er der Beschreibung Garthals von den inneren Männern‹ sehr ähnlich ist, Lady.«
    Als Lady Asgar jedoch vor den Gefangenen hintrat, duckte sich dieser in sich zusammen, als erwarte er Peitschenhiebe. Auch hob er nicht den Kopf, um der Lady ins Auge zu sehen. Seine ganze Haltung war die eines Menschen, der den Tod erwartet – und keinen leichten dazu. Sein Benehmen stand in so großem Gegensatz zu dem Mut, den er Kincar gegenüber gezeigt hatte, daß letzterer höchst verwundert war.
    »So, was haben wir denn hier?« Lord Dillan trat zu ihnen und klopfte Kincar freundschaftlich auf den Rücken. »Ist das dein Fleischdieb, Junge?«
    »Er ist mehr als das«, bemerkte die Lady. »Aber da gibt es noch ein Rätsel: Warum hat er so Angst vor uns?«
    »Ay.« Lord Dillan bückte sich und hob mit sanfter, aber fester Hand den Kopf des kleinen Mannes, damit er ihm ins Gesicht sehen konnte. Die Augen des Gefangenen waren fest geschlossen. »Sieh uns an, Fremder. Wir sind nicht deine Feinde, es sei denn, du willst es so …«
    Das mußte ihn getroffen haben wie eine Schwertspitze eine offene Wunde. Die Augen öffneten sich, aber in ihnen spiegelte sich abgrundtiefer Haß – ein Haß, auf den keiner von ihnen vorbereitet gewesen war.
    »Ay«, fauchte der Zwerg, »die ›Götter‹ sind niemals unsere Feinde – sie wünschen nur unser Bestes! Hört mich, ihr ›Götter‹, ich huldige euch!« Er kniete vor dem Sternenlord nieder. »Ihr könnt mich auf eure eigene niederträchtige Art töten, ›Götter‹, aber Ospik wird nicht um sein Leben bitten!«
    Als erste faßte sich Lady Asgar. »Hier gibt es keine Götter, Ospik, und wir mögen solche Anrede nicht, auch nicht im Scherz. Warum nennst du uns so?«
    Sein glühender Haß kämpfte gegen einen Rest von Selbsterhaltungstrieb. »Wie sonst sollte ich euch nennen – als so, wie ihr es Gorth gelehrt habt? Ihr seid die ›Götter‹ von den fernen Sternen. Obgleich es über den Verstand eines einfachen Jägers geht, was ihr in dieser Ruine wollt – und mit denen!« Er deutete auf Kincar und die Familie von Lord Jon, die außer Hörweite und mit sich selbst beschäftigt war.
    »Warum sollen die Angehörigen einer Sippe nicht beieinander sein?« fragte Lady Asgar sanft.
    »Angehörige einer Sippe!« wiederholte Ospik ungläubig. »Aber der junge Krieger ist ein Tiefländer, ein Gorthianer, und ihr seid ›Götter‹! Es gibt keine Sippenbeziehung zwischen Sklaven und Herren! Nur der Gedanke an einen solchen Blutsbund bedeutet bereits glühenden Tod für den Sklaven!«
    Lord Dillan sagte nichts, aber seine Augen wurden kalt und hart. Nur Lady Asgar blieb gelassen und freundlich.
    »Du hast unrecht, Ospik. Alle, die du innerhalb dieser Burg siehst, sind untereinander verwandt, zumindest teilweise. Jene, die du für Gorthianer ansiehst, haben auch Sternenblut in den Adern. Jon, den du vorhin beobachtet hast, unterrichtet jetzt seinen ältesten Sohn, und dort sitzen seine Frau, seine Tochter und sein jüngerer Sohn – einige große Familie für unsere Verhältnisse. Und dies ist Kincar sTtud.« Sie deutete auf Kincar. »Und Rud, sein Vater, war der Bruder von Dillan, der vor dir steht. Keine Sklaven, keine Herren – sondern Verwandte.«
    »Lord Ruds Sohn!« Ospik starrte Kincar an, als würde er ihm jeden Augenblick an die Kehle springen wollen. »Lord Rud hat einen Sklavensohn! Hoho, das ist freudige Kunde! Er hat sich also selbst befleckt – der große Rud hat das erste Gebot seiner eigenen Sippe gebrochen? Gute Kunde! Obgleich ich nicht mehr leben werde, die Kunde weiterzutragen …«
    Kincar war betroffen, aber er klammerte sich an das, was er verstand. Lord Dillan war also ein naher Verwandter – irgendwie war das ein wärmender, tröstlicher Gedanke. Aber was hatte das Gerede des Zwerges von einem Lord Rud zu bedeuten, der das oberste Gebot gebrochen hatte? Wieso kannte Ospik seinen Vater?
    »Rud, der Bruder von Dillan ist tot, Ospik«, erklärte Lady Asgar. »Er kam vor fast zwanzig warmen Jahreszeiten ums Leben, als er bei schwerem Sturm auf das Meer hinausfuhr, um auf einem Riff gestrandete Seeleute zu retten.«
    Ospik starrte sie an, dann spuckte er aus. »Noch habe ich meinen Verstand beisammen.« Und wieder duckten sich seine Schultern wie unter einer unsichtbaren Peitsche. »Lord Rud herrscht in U-Sippar wie eh und je seit Menschengedenken. Kein ›Gott‹ würde je auch nur den kleinsten Finger rühren, um einen Gorthianer aus schwerem

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