Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
brachte ihm eines der kleinen Bretter mit den singenden Saiten, wie fahrende Sänger sie haben. Und sie bat ihn, die Sage von Garthals Begegnung mit den »inneren Männern« zu erzählen.
    Kincar hatte in der Burg von Styr oft die alten Geschichten gesungen, aber nie hätte er gedacht, es hier, in solcher Gesellschaft zu tun. Ein wenig scheu nahm er den Rahmen der singenden Saiten auf die Knie. »Garthals Legende« war eines von Wurds Lieblingsliedern gewesen, und Kincar hatte die langen Strophen gut gelernt. Jetzt schlug er die zwei Noten an und begann mit seiner Geschichte. Jonathal, Lorpor, Vulth und Lord Jon, die ihm am nächsten saßen, zogen ihre Schwerter und schlugen den Takt mit dem hellen Klingen von Schwertklinge gegen Klinge, während die Augen im Lampenschein leuchteten und die Frauen leise mitsummten. Seit er Styr verlassen mußte, hatte Kincar sich nicht mehr so heimisch gefühlt wie an diesem Abend.

 
8.
     
    Das Zusammentreffen mit dem Oberhaupt der »inneren Männer« fand statt. Es kam mißtrauisch und bewaffnet, in Begleitung eines Leibwächters, der vorsichtshalber einen Hinterhalt vorbereitet hatte. Alle diese Vorsichtsmaßnahmen bewiesen den Männern von der Festung, wie tief das Mißtrauen und der Haß gegen die fremden Herrscher der Ebenen in den einheimischen Gorthianern wurzelte. Aber beim Abschluß der Ratsversammlung mußte der Anführer der Bergbewohner zugeben, daß sich nun zwei Arten von Sternenlords in seinem Land befanden, und daß die zuletztgekommene Art sich von den zornigen »Göttern«, die er sein Leben lang gekannt hatte, unterschieden. Er ging nicht so weit, Einzelheiten seiner eigenen verborgenen Burg zu enthüllen, aber er stimmte immerhin einem begrenzten Handel zu und versprach, gegen eine der unauslöschlichen Stern-Fackeln getrocknete Früchte und grobes Mehl zu liefern.
    Die »inneren Männer« waren seit langer Zeit hervorragende Metallschmiede. Sie zeigten den staunenden Festungsbewohnern Ringpanzer, auf das Feinste gearbeitet und täuschend leicht von Gewicht – aber unglücklicherweise nur für die kleinen Gestalten ihrer eigenen Rasse geeignet, ebenso wie die wunderbar ausgewogenen Schwerter, die für die Neuankömmlinge zu leicht und zu kurz waren.
    Statt dessen ließ Lord Bardon am nächsten Tag junge Bäume schlagen und zeigte seinen Gefährten, wie sie aus starkem und doch biegsamem Holz Bögen und Pfeile fertigen konnten – eine Waffe, die in den alten Tagen auf der Sternenwelt seiner Väter üblich gewesen war, wie er erklärte.
    Nach den Übungen an einer Zielscheibe im Hof gingen sie dazu über, die neuen Waffen zur Jagd zu benutzen, und die Belohnung war reichere Fleischbeute und ein anwachsender Vorrat an Suard-Fellen, aus denen Mäntel und Kleider gefertigt werden konnten, um sie vor der Kälte zu schützen.
    Vorräte jeder Art taten auch not, denn jetzt hatte die härteste Winterszeit eingesetzt.
    Lord Dillan und seine Helfer hatten ihre Arbeit an der Maschine, die ihnen das Tor zu einem anderen Gorth öffnen sollte, beiseitegelegt. Zu viele wesentliche Elemente waren mit den anderen Toren vernichtet worden. Und trotz Befragung der Schmiede und Metallschürfer der inneren Männer konnten einige davon nicht einmal im metallischen Rohzustand herbeigeschafft werden. Obgleich es allgemein bekannt war, sprachen sie in der Festung nicht davon. Statt dessen begannen sich die Männer auf einen längeren Aufenthalt einzurichten. Es wurde sogar davon geredet, die Felder des verlassenen Tales wieder zu bewirtschaften. Ein Land, das einmal eine große Gemeinde unterhalten hatte, würde auch jetzt gewiß genügend Nahrung für ihre so begrenzte Anzahl hergeben.
    Am ersten windstillen Tag zwischen den Stürmen, als die Sonne strahlend vom Schnee reflektiert wurde, die Bäume lange Schatten warfen und die Männer froh waren, trotz der eisigen Luft ins Freie zu kommen, stieg Vorken in den Himmel auf und kehrte nicht mehr zurück.
    Am gleichen Tag brachte Lord Bardon die Nachricht, daß die inneren Männer sich entschlossen hatten, ihren neuen Verbündeten einen gewissen Beweis von Vertrauen zu erbringen. Sie hatten eine Botschaft gesandt, daß sie den Männern von der Festung einen geheimen Weg zeigen würden, von wo aus sie eine der Hauptstraßen des Tieflands überblicken und den Verkehr abschätzen konnten.
    »In diesem Wetter?« fragte Kincar.
    »Es hat den Anschein, daß die kalte Jahreszeit sich in der Ebene nicht so stark bemerkbar machte wie hier in den

Weitere Kostenlose Bücher