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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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zerstört worden war – in einem Kampf, in dem die Bewohner ohne Hoffnung, aber mit grimmiger Entschlossenheit gekämpft haben mußten. Selbst die Regenfälle vieler Jahre hatten die Spuren von Feuer nicht ausgelöscht, und zersplittertes Holz und zertrümmerte Türen und Fensterrahmen sprachen ihre eigene Sprache.
    Kein Wunder, daß dieser Ort nach jenem Tag verlassen worden war. Nicht viele konnten den Überfall überlebt haben, und der Sieger hatte offenbar nicht wiederaufbauen wollen…
    Seevögel kreischten über ihm. Außer dem Rauchfaden und dem Boot am Strand deutete nichts auf weiteres Leben hin. Kincar wußte nicht, wie weit er noch von U-Sipper entfernt war, aber er wußte, daß er nur der Küstenlinie zu folgen brauchte, um die Hauptstadt zu finden. Aber – mußte er nach Norden oder nach Süden reiten?
    Kincar lenkte Cim zu der Hütte am Strand. Der Gedanke an warmes Essen war einfach unwiderstehlich.
    Cims Klauen machten kein Geräusch auf dem Sand, aber wahrscheinlich wurde Kincar schon seit geraumer Zeit durch eine der zahlreichen Mauerritzen der Hütte beobachtet. Bevor er noch dazu kam, abzusteigen oder zu rufen, stürzte ein Mann aus dem Haus, schlug die Tür zu und stellte sich davor auf, als wollte er diesen Eingang mit seinem Leben verteidigen.
    In seiner rechten Hand hielt er eine Waffe, die Kincar erst einmal in seinem Leben gesehen hatte, und damals war sie Kuriosität von einem Händler vorgeführt worden. Es war ein gerader Schaft mit einem bösartigen Widerhaken an der Spitze, der einem riesigen Fischerhaken glich. Der Händler hatte den staunenden Männern von Styr sehr anschaulich den Gebrauch erklärt. Von einem erfahrenen Mann auf eine bestimmte Weise geschleudert, konnte dieser Haken Panzer und Fleisch durchdringen, einen Reiter von seinem Larng herunterziehen und zu Boden werfen, wo er erstochen oder erschlagen werden konnte.
    Kincar legte sich Cims Zügel über einen Arm und hielt seine leeren Hände hoch in der alten, überall bekannten Geste des Friedens. Aber kein Friedenswille spiegelte sich in dem grimmigen Gesicht und den finsteren Augen des anderen. Trotz der Kälte hatte er nur Lumpen auf dem Leib.
    »Ich komme in Frieden«, sagte Kincar ruhig und mit der Autorität, die er einem Bauern von Styr gegenüber angewandt hätte.
    Er erhielt keine Antwort, und es schien, als hätte der andere ihn gar nicht gehört. Nur der Haken bewegte sich leicht in seinen Händen, und seine düsteren Augen starrten auf Larng und Reiter, als sähen sie darin nicht nur einen Feind – sondern auch Nahrung!
    Kincar saß unbeweglich da. Vielleicht war dieser Mann gar kein Fischer, sondern ein verzweifelter Geächteter.
    Kincar stieß Cim unmerklich mit dem Knie an, und Cim führte sofort den Seitwärtssprung eines trainierten Kampflarng aus. Kincar hatte das Zucken der Hände und die Anspannung der Kinnmuskeln des anderen richtig gedeutet. Der Haken scharrte über seine Schulter und blieb in seinem Mantel hängen. In Blitzesschnelle griff Kincar zu und zog dem anderen mit einem scharfen Ruck die Leine durch die Hände, so daß dieser das Gleichgewicht verlor und mit dem Gesicht nach unten in den Sand stürzte. Der entwaffnete Mann gab keinen Laut von sich. Einen Augenblick lang lag er still da, dann rollte er sich in einer Geschwindigkeit, die Kincar ihm gar nicht zugetraut hätte, zur Hütte zurück, richtete sich auf, den Rücken zur Tür und beide Hände gegen den Türrahmen gestemmt, um ganz offensichtlich mit seinem Körper Kincar den Eintritt zu verwehren.
    Kincar befreite den Haken aus seinem zerrissenen Mantel und ließ das häßliche Ding – wohlweislich gut außer Reichweite des Mannes – zu Boden fallen. Es widerstrebte ihm, den Haken zu benutzen. Aber er zog auch nicht sein Schwert.
    »Ich komme in Frieden«, wiederholte er fest und hoffte, seine Worte würden den Nebel der Verzweiflung des anderen durchdringen. Wieder zeigte er seine leeren Hände. Natürlich könnte er weiterreiten und anderswo Unterkunft finden, aber dem anderen in seiner Verfassung war es zuzutrauen, daß er ihm folgte und ihm irgendwo am Strand eine Falle stellte. Es war zu spät, weiterzureiten.
    »Murren?«
    Der Ruf kam nicht von dem Mann, sondern aus dem Innern der Hütte. Der Mann drückte sich noch fester gegen die Tür, und sein Kopf wandte sich rasch von einer Seite zur anderen in dem vergeblichen Versuch, eine Fluchtmöglichkeit zu entdecken.
    »Ich werde euch nichts tun …«, sagte Kincar wieder. Er

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